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Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht

Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht

Titel: Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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vorgetäuschter Streit nicht dieselbe Wirkung auf sie wie ein echter, dachte er wenig begeistert, aber er machte trotzdem mit. Als die Platte endete, begann er, Molly zu stoßen, und sie rang mit ihm und schrie obszöne Schimpfwörter heraus.
    »Was ist, wenn Alan runterkommt?«, fragte er, während er sie auf das Sofa warf und das Kissen neben ihr mit Fausthieben bearbeitete.
    »Das wird er nicht tun«, sagte sie, als sie einmal zwischen zwei durchdringenden Schreien Atem holte. »Der Junge ist ein erbärmlicher Feigling. Er hätte Angst, dass er sich auch eine einfängt.«
    Mike machte eine erstaunliche Entdeckung: Es hatte etwas zutiefst Befriedigendes, mit einem Schüreisen auf das Sofa zu dreschen und die Art von Beleidigungen herauszuschreien, die er Molly schon immer gern an den Kopf geworfen hätte. Er kippte den Beistelltisch um, wie er es Alfie hatte tun sehen, schleuderte eine leere Bierflasche in Richtung Kamin und nahm Molly in den Würgegriff. Es machte ihm tatsächlich Spaß.
    »Du gottverdammtes fettes Miststück«, schrie er sie an und fühlte sich einen Moment lang versucht, sie wirklich zu schlagen. »Du bist eine Schlampe, eine gottverdammte Schlampe, und ich werde dich umbringen.«
    Eines musste er zugeben: Molly spielte ihre Rolle hervorragend. Sie brüllte, heulte und fluchte, dann riss sie sich von ihm los und rannte die Treppen hinauf und wieder herunter. An einer Stelle zerrte sie an der Haustür, als versuchte sie hinauszukommen. Sie war so gut, dass jeder hätte glauben können, sie werde ermordet. Doch die Tatsache, dass niemand herbeikam und an die Tür hämmerte, sprach Bände. Vermutlich wären die Nachbarn hellauf begeistert, wenn Molly tot aufgefunden würde, dachte Mike mit einem grimmigen Lächeln.
    »Nein, Alfie, nein«, schrie sie draußen in der Küche und warf obendrein ein paar schmutzige Pfannen auf den Boden.
    Mike konnte sich gut vorstellen, welche Wirkung das alles auf ihre Nachbarn haben musste. In der Vergangenheit hatte es dutzende von Auseinandersetzungen wie diese gegeben, und Mike hatte hinausgeschaut und gesehen, wie die Leute ihre Fenster öffneten, auf die Straße hinauskamen und Kriegsrat hielten, was sie unternehmen konnten, um dem Treiben ein Ende zu bereiten. Da dies eine heiße Nacht war und alle ihre Fenster offen stehen hatten, würden sie inzwischen genauestens Bescheid wissen.
    Molly hielt Mike eine geschlagene Dreiviertelstunde auf Trab, dann bedeutete sie ihm, die Musik leiser zu stellen und nach oben zu laufen, als wollte er ins Bett gehen. Als er den Raum verließ, warf Molly sich auf das Sofa und begann lautstark zu schluchzen.
    Mike war es gewohnt, Mollys Befehle ohne Frage zu befolgen, aber als er die Treppe hinaufging, konnte er nicht umhin, sich zu fragen, was seine Mutter zu dieser Situation zu sagen gehabt hätte. Sie war beileibe kein Engel; sie hatte der Polizei gegenüber das Blaue vom Himmel heruntergelogen, um zu verhindern, dass ihr Mann und Mike in den Bau kamen, doch sie hätte niemals auch nur im Traum daran gedacht, etwas Derartiges zu inszenieren. Aber andererseits schlugen seine Eltern einander nicht, und sie stritten auch nicht allzu viel, und auf Sex vor Publikum standen sie ganz gewiss nicht. Inzwischen war ihm klar, dass seine eigene Kindheit das reinste Paradies gewesen war, verglichen mit dem, was seine Vettern und Cousinen erlebten.
    Er schaltete das Licht in Mollys und Alfies Schlafzimmer im vorderen Teil des Hauses an, dann knipste er es wieder aus, als wäre er zu Bett gegangen. Eine Weile saß er allein in der Dunkelheit und lauschte auf Mollys Schluchzen, das von unten zu ihm heraufdrang.
    Mike staunte darüber, dass es ihr so leichtfiel; es klang vollkommen echt. Doch andererseits hatte sie wahrscheinlich im Laufe der Jahre eine Menge Übung als Schauspielerin gewonnen und sich auf diese Weise Vorteile verschafft, die ihr nicht zustanden. Außerdem war es vermutlich der Grund, warum es den Bullen nie gelungen war, Alfie wegen irgendetwas in den Bau zu schicken.
    Vor dem Fenster des Schlafzimmers hing eine Decke, und durch ein Loch darin konnte Mike die blonde junge Frau auf der anderen Straßenseite sehen, die aus dem Fenster blickte. Sie beobachtete allerdings nicht das Haus der Muckles, sondern die Straße. Wahrscheinlich wartete sie auf die Heimkehr ihres Mannes.
    Plötzlich wurde Mike von einer Welle des Selbstmitleids übermannt und wünschte sich, er hätte ebenfalls eine solche Frau, die auf ihn wartete. Sie war

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