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Wo die Liebe beginnt

Wo die Liebe beginnt

Titel: Wo die Liebe beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Einfaltspinsel.«
    Â»Du hast ein bemerkenswertes Vokabular. Ich hab dir doch gesagt, dass du nicht dumm bist.«
    Ich lächele. Der Vorbereitungskurs für die College-Zulassungsprüfung war wohl doch nicht ganz umsonst. Dann komme ich zur Sache. »Ich habe meine leibliche Mutter kennengelernt. Am letzten Wochenende. Ich habe erfahren, dass sie in New York City lebt. Da bin ich dann hingefahren. Ganz alleine.«
    Mr. Tully pfeift erstaunt. Dann wirft er mir einen Blick zu, den ich am liebsten für die Ewigkeit festhalten würde. Er drückt echten Respekt aus. Mr. Tully ist beeindruckt, sogar fasziniert. Ich weiß, dass er mich mag, aber so einen Blick erlebe ich zum ersten Mal bei ihm. Überhaupt bei irgendjemandem. Er fordert mich auf weiterzureden, und dann erzähle ich die ganze Geschichte, von dem Anruf bei der Agentur vor sechs Wochen über meine Busfahrt nach New York bis hin zu dem Moment, als ich spätabends an ihre Tür geklopft habe.
    Â»Wow«, ruft er. Dann wiederholt er das Wort noch zweimal.
    Ich grinse und erzähle weiter, alles über Marian und ihr Leben. Er hört aufmerksamer zu als Belinda oder meine Schwester, aber das war sowieso klar. Die erste Frage, die er mir stellt, ist sachlich und überlegt. »Findest du, ihr seid euch ähnlich?«
    Â»Vom Aussehen her?«
    Er nickt. Das ist ein guter Ausgangspunkt. Ich antworte, dass man die Verwandtschaft definitiv sieht. »Vom Typ her auf jeden Fall. Dieselbe Figur und dieselben großen Ohren«, sage ich errötend.
    Mr. Tully schlägt sich mit der Faust an die Brust und fragt: »Und hier drinnen? Seid ihr euch auch da ähnlich?«
    So was könnte sonst niemand abziehen, das würde total kitschig wirken, gerade mit dieser Geste zum Herzen hin, aber er ist einfach so cool und so niedlich, dass er damit durchkommt.
    Â»Nein, eigentlich nicht … na ja, vielleicht ein bisschen«, sage ich.
    Â»Wie meinst du das?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Das ist schwer zu erklären. Sie ist schlauer als ich. Irgendwie ist sie sehr energisch, sie weiß, was sie will.« Ich muss lachen. »Na ja, das ist die Untertreibung des Jahrhunderts.«
    Â»Ich weiß nicht. Sie mag ja energischer sein als du, aber ich glaube kaum, dass sie schlauer ist. Du bist doch ihre Tochter. Und du bist doch ziemlich schlau.«
    Â»Das behaupten Sie.«
    Â»Das behaupte ich anhand deiner Testergebnisse. Erzähl weiter.«
    Â»Ach, ich weiß nicht. Sie ist relativ still. Aber sie kann auch gut mit Menschen umgehen«, berichte ich und stelle sie mir im Writers’ Room vor. »Sie weiß immer genau, was sie tun und sagen muss. Und sie ist immer sehr … na ja, ganz bei sich.«
    Â»Ist das was Positives?«
    Â»Ja, irgendwie schon. Das ist besser als mein unsicheres Herumgeeiere.«
    Â»Aber so bist du doch gar nicht.«
    Â»Doch.«
    Â»Das empfindest du nur so. Für einen Teenager bist du ziemlich … selbstbeherrscht.«
    Â»Was soll denn das heißen?«
    Â»Das heißt, dass du anscheinend noch mehr gemeinsam hast mit deiner leiblichen Mutter.«
    Ich schüttele den Kopf. »Nein. Sie ist einfach perfekt. Haare, Teint, Kleider. Und ihre Wohnung, die ist total schick. Alles perfekt, echt alles.«
    Â»Klingt ziemlich anstrengend.«
    Â»Für sie ist das ganz leicht.«
    Â»Na, dann klingt es irgendwie … langweilig«, sagt Mr. Tully.
    Â»Also, so bin ich jedenfalls nicht.« Ich denke an die Klamotten, die sie mir gekauft hat – die ich noch nie angezogen habe. Beinahe erzähle ich ihm alles darüber, aber ich will meinen Verdacht einfach nicht in Worte fassen müssen – dass sie sich nämlich mit Geld aus ihrer Lüge rauskaufen wollte. Sorry, tut mir leid, dass dein Vater nicht weiß, dass es dich gibt. Aber hey, schau dir mal diese coolen Prada-Schuhe an!
    Â»Was ist denn?«, will Mr. Tully wissen. Das ist echt unheimlich, wie er mich genau in dem Moment, als ich einen wichtigen Gedanken habe, danach fragt.
    Ich schlucke, starre auf meine Hände und schütte ihm dann doch mein Herz aus. »Also … so, wie es aussieht, hat sie niemandem je von mir erzählt.«
    Er legt den Kopf schief. »Niemandem?«
    Â»Nein. Keiner Menschenseele, außer ihrer Mutter.«
    Wenn er jetzt geschockt ist, verbirgt er es gut. Sofort stellt er mir eine wesentliche Frage: »Und wie geht es dir damit?«
    Â»Weiß

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