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Wo die toten Kinder leben (German Edition)

Wo die toten Kinder leben (German Edition)

Titel: Wo die toten Kinder leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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bislang nicht an ihm kannte. „Wir werden der Sache auf den Grund gehen.“
    „Und dazu brauchen wir das Motiv“, ergänzte ich. „Sie kennen die Fotos der letzten beiden Verstorbenen?“, fragte ich Satorius.
    Satorius betrachtete mich interessiert. „Was möchten Sie dazu wissen?“
    „Nun“, meinte ich. „Vier Menschen begehen Selbstmord und tragen identische Male, die sie sich selbst zugefügt haben. Wir müssen vermuten, dass diese Wunden eine tiefere Bedeutung haben. Und über diese Bedeutung kommen wir vielleicht zum Motiv. Zum Motiv, das hinter diesen Suiziden steckt.“
    Der Professor antwortete nicht sofort. Schließlich begann er zu nicken und er fuhr sich mit seiner Rechten über die Schläfe. „Natürlich hat das eine Bedeutung. Aber das hängt auch von der Zeit ab. Im Mittelalter zum Beispiel, war es durchaus üblich, einem Dieb den Arm zu brechen. Auch die Verletzung mit Nägeln war weit verbreitet.“
    „Waren das Strafen?“, erkundigte ich mich.
    „Ja, so könnte man das nennen. Hauptsächlich entstanden diese Verletzungen jedoch bei der sogenannten Befragung .“
    „Also bei der Folter“, konkretisierte ich, „um ein Geständnis zu erpressen.“
    Professor Satorius nahm die Sache sehr ernst. „Im Mittelalter ging man davon aus, dass eine Befragung - Folter, wenn Sie so wollen - ein durchaus legitimes Werkzeug sei, um jemanden dazu zu bringen, die Wahrheit zu sagen. Aussagen, die unter der Folter gemacht wurden, wurden keinesfalls angezweifelt.“
    „Aber das ist schon lange her“, fasste ich nach. „Kann es sein, dass es in unserer heutigen Zeit auch solche Praktiken gibt? Dass man sich bewusst auf diese Art und Weise verletzt? Zum Beispiel, um zu sühnen? Sie verstehen, was ich meine?“
    „Ja, ich verstehe sehr gut, worauf Sie hinauswollen. Und nein, ich habe von solchen Praktiken in der Gegenwart noch nicht gehört. Ich kann mich an nichts Vergleichbares erinnern.“
    „Wenn du dir die Fotos anschaust“, mischte sich Wagner in unser Zwiegespräch ein, „was ist die erste Assoziation, die du da hast, Prof?“
    „Meinst du die Verletzungen, oder die Selbstmorde?“
    Wagner zuckte die Schultern. „Vielleicht beides, aber bleiben wir zunächst einmal bei den Verletzungen.“
    „Wenn ich nach meiner Meinung gefragt würde: Mein erster Eindruck war, dass diese armen Menschen gefoltert wurden, um von ihnen ein Geständnis zu erpressen.“
    „Es steht aber eindeutig fest“, sagte ich, „dass sich beide Toten diese Wunden selbst beigebracht haben.“
    „Ja, das scheint mir auch und das ist mir vollkommen rätselhaft“, antwortete der Professor.
    Mir fielen keine weiteren Fragen ein. Ich trank meinen Kaffee aus und erhob mich, um zu gehen. Auch Wagner und Lorenzo standen auf.
    Satorius sagte: „Paul und Lorenzo, habt ihr etwas dagegen, wenn ich mit Frau Steinbach nochmals kurz unter vier Augen spreche?“
    Wagner sah erstaunt zu Satorius und dann zu mir. Lorenzo blickte zu Boden. Schließlich nickte Wagner und entfernte sich mit Lorenzo. An der Tür blieb er stehen und drehte sich noch einmal um.
    „Ich warte draußen“, sagte er unnötigerweise.
    „Ja“, antwortete ich mit einem kleinen Lächeln. „Ich komme gleich nach.“
    Satorius wartete, bis Lorenzo die Tür hinter Wagner und sich geschlossen hatte. „Was halten Sie wirklich von der Sache?“
    „Da scheint mehr dahinterzustecken, als man auf den ersten Blick erkennen kann. Vielleicht waren es gar keine Selbstmorde, sondern verkappte Morde. Aber in welcher Beziehung die einzelnen Vorfälle zueinander stehen – und das scheint mir die wichtigste Frage zu sein - ist mir noch nicht klar“, gab ich ihm zur Antwort.
    Satorius wechselte blitzschnell das Thema „Wie stehen Sie zu Paul?“
    „Er ist bemüht. Er gibt sein Bestes. Er ist sehr gründlich und geht methodisch vor“, meinte ich und war erstaunt darüber, warum ich in mir das Bedürfnis verspürte, Wagner zu verteidigen.
    „Er war in Lebensgefahr.“
    „Er scheint Ihnen viel zu erzählen“, konstatierte ich.
    Satorius bemühte sich um ein müdes Lächeln. „Paul vertraut mir und Lorenzo so ziemlich alles an.“
    Ich blickte in seine wasserblauen Augen und meinte: „Sie sind doch nicht sein Beichtvater, oder?“
    „Wenn ich es wäre, würde ich es Ihnen nicht sagen. Aber nein, Lorenzo und ich sind so etwas, wie seine Familie.“
    „War das alles, was Sie wissen wollten?“, fragte ich, während ich in sein Gesicht herabblickte.
    „Eigentlich wollte

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