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Wo die Toten ruhen - Psychothriller

Titel: Wo die Toten ruhen - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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unheimlich, trotz des hellen Quadrats über Ray, das in die Küche und in den hellen Tag führte. Ray fühlte sich beengt, und seine Bewegungen wurden ausholender. Er warf Gläser von den Regalen. Etwas spritzte zu Boden, und ein Geruch nach süßlich fauligem Obst stieg auf. Er fuhr mit der Hand oben an der rechten Wand entlang. Nichts. Er kniete nieder und ließ das Licht der Taschenlampe über Spinnweben und Überreste von unzähligen Wintern und Sommern wandern.
    Unter dem letzten Regalbrett ganz hinten an der Wand auf dem Boden fand er sie, eine schmutzige Brieftasche aus Vinyl. Er erkannte sie sofort, selbst in dem trüben Licht. Seine Mutter hatte ihre wichtigen Papiere darin aufbewahrt. Er glaubte sich daran zu erinnern, dass sie sie eines Morgens, als er schon spät dran war für die Schule, in der Schublade, in der sie ihre Unterwäsche aufbewahrte, nach etwas Geld für ihn gesucht hatte.
    Sie hatte die Brieftasche aus einem bestimmten Grund hier unten versteckt. Er hielt sie in der Hand, die Taschenlampe zitterte, sodass flatternde Schatten über die Wände huschten.
    Von oben hörte er ein leises Knarren, und sein Herz raste. Er steckte die Brieftasche ein und wartete im Dunkeln, verfluchte seine Dummheit, dass er, bloß um ein bisschen Licht
zu haben, die Falltür nicht geschlossen hatte, als er hinuntergestiegen war.
    Dann hörte er über seinem Kopf ein Knurren, gefolgt von einem grauenhaften hohlen Bellen.
    Das Licht, das durch die Falltür drang, wurde abgeschnitten. »Wer ist da unten?«, rief eine Frauenstimme, gedämpft durch den Fußboden und durchsetzt von dem Winseln des verrückten Hundes. Er sollte etwas sagen. »Hausmeister«, irgendetwas, doch seine Zunge wollte ihm nicht gehorchen.
    Die Falltür wurde geschlossen. Er konnte kaum atmen in seinem dunklen Loch, und die Geräusche von oben machten ihn fast verrückt.
    Er konnte sich vorstellen, was sie jetzt tat. Er hatte nicht viel Zeit. Er stieg die Leiter hinauf und versuchte, die Tür aufzudrücken, doch sie schien darauf zu sitzen, denn sie ließ sich nicht bewegen.
    »Bitte, Madam, lassen Sie mich raus«, sagte er. »Bitte, halten Sie Ihren Hund zurück. Ich komme vom Wasserwerk.«
    »Den Teufel tun Sie«, hörte er dumpf ihre Stimme. »Das können Sie der Polizei erzählen.« Der Hund, den das Gespräch noch verrückter machte, heulte erneut auf.
    »Still, Kobe«, sagte die Frau. »Still jetzt.«
    Erstaunlicherweise gehorchte ihr der Hund.
    Gut trainiert. Nicht gut, dachte Ray. »Ihr Nachbar hat angerufen. Eine Hauptleitung ist kaputt. Sie haben hier unten eine schwere Überschwemmung.« Dann besann er sich eines Besseren, nämlich dass er von der Gasgesellschaft komme, und schrie: »Madam, hören Sie. Wir müssen sofort das Haus verlassen. Es wird explodieren!« Er klopfte von unten gegen die Falltür, und die Angst in seiner Stimme war nicht gespielt. Wenn man ihn hier erwischte … er würde ins Gefängnis wandern! Oder von dem Monster aufgefressen werden.

    Zuerst tat sich nichts. Dann öffnete die Tür sich einen Spalt.
    »Bitte, Madam, lassen Sie mich raus. Es ist gefährlich.«
    »Zeigen Sie mir Ihren Dienstausweis.«
    »Ich habe keinen Ausweis!«
    »Na, es wäre aber besser, wenn Sie einen hätten, denn sonst …« Mit einer gewaltigen Anstrengung hob er die Falltür an. Sie schlug hart auf, und er sah, wie sich braune Beine in Gummisandalen entfernten. Er hievte sich mit einem Satz nach oben und landete in der Hocke in der Küche. Die Frau stand in der Ecke neben dem Herd und hielt ein Tranchiermesser in der Hand. »Kommen Sie nicht näher!«, kreischte sie. »Kobe, fass!« Der Hund machte einen Satz auf ihn zu, und Ray drehte sich um und stürzte zur Tür hinaus.
    Draußen rannte er über den Rasen auf die Straße zu und wünschte, er hätte näher geparkt, ahnte er doch, dass er dem Höllenhund, der es auf sein Leben abgesehen hatte, nicht entkommen konnte.
    Ein grüner Echo fuhr vor, die Fenster heruntergekurbelt. »Steigen Sie ein!« Die Beifahrertür flog auf.
    Er sprang hinein, und Kat trat das Gaspedal durch. Der Hund jagte die Straße hinauf hinter ihnen her, bis er schließlich nicht mehr mithalten konnte und zurückfiel.
    »Sie stinken«, sagte Kat, die den Wagen mit einer Hand locker über den Boulevard manövrierte. »Nichts für ungut.«
    Ray schaute an sich hinunter. Seine Hosenbeine waren mit etwas Schmierigem, Schleimigem bedeckt. Wahrscheinlich uraltes Gelee.
    »O mein Gott«, sagte er. »Vielen Dank, Kat.« Er

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