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Wo die Wahrheit ruht

Wo die Wahrheit ruht

Titel: Wo die Wahrheit ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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Bürgermeister regierte er bereits in seiner zweiten Amtszeit und arbeitete nebenbei noch immer als Anwalt. Man munkelte, dass er für ein höheres Amt im Gespräch sei, aber offiziell waren diese Gerüchte noch nicht bestätigt worden. Matt hingegen, mittlerweile seit einundzwanzig Jahren im Dienst des FBI, leitete inzwischen die in Philadelphia ansässige Spezialeinheit zur Terrorbekämpfung.
    Eine Lichtsirene tauchte in Matts Rückspiegel auf und setzte seinem Ausflug in die Vergangenheit ein jähes Ende. Er hielt sich weit rechts und verringerte die Geschwindigkeit, um den Polizeiwagen vorbeizulassen, doch der Wagen blieb mit blinkendem Licht dicht hinter ihm.
    Matt brachte den Jeep Durango zum Stehen und blickte in den Rückspiegel. Josh, durchtrainiert und in Uniform, stieg aus seinem Wagen und schlenderte langsam auf den Jeep zu.
    “Na wunderbar”, murmelte Matt leise und ermahnte sich sogleich, höflich zu bleiben.
    “Hallo Matt. Willkommen daheim.” Josh schob grinsend seinen Hut in den Nacken und stützte seine großen Pranken auf das heruntergekurbelte Wagenfenster. Er sah noch genauso aus wie bei Freds Pensionierungsfeier vor einem Jahr – groß, durchtrainiert und Respekt einflößend.
    “Soll das ein persönlicher Willkommensgruß sein?”, fragte Matt lässig. “Oder habe ich etwa die Geschwindigkeit übertreten?” Das war doch sicher höflich genug.
    “Es juckt mich eher in den Fingern, dir einen Strafzettel ausstellen, weil du die Geschwindigkeit unterschritten hast. Was ist los? Sind die Schilder für deine Augen zu klein?”
    Matt lächelte ungerührt weiter. “Ich habe mich nur ein wenig umgeschaut. Ich bin ein ganzes Jahr weg gewesen, das ist eine lange Zeit.”
    “Wie gesagt, du bist hier immer willkommen.”
    Matt verkniff es sich, ihn darauf hinzuweisen, dass er, ob nun willkommen oder nicht, keine Besuchserlaubnis von Josh benötigte. “Ich würde mich gerne noch länger mit dir unterhalten”, erwiderte er stattdessen. “Aber ich muss dringend meinen Vater besuchen. Wenn du also nichts dagegen hast …”
    “Was macht dich so sicher, dass ich dich zu ihm lasse?”
    Matt holte tief Luft und zählte bis fünf. “Er hat das Recht, Besuch zu empfangen. Oder hast du den Teil der Vorschriften noch nicht studiert?” Den Spruch hätte er sich wohl besser verkniffen, aber der Bastard hatte es provoziert.
    “Er steht unter Mordverdacht”, sagte Josh, “was seine Rechte beträchtlich einschränkt. Aber da ich ein netter Mensch bin, kannst du kommen und gehen, wie es dir beliebt. Der alten Zeiten wegen. Und wenn du deinen Dad siehst, sag ihm, dass er sich selbst den größten Gefallen damit tun kann, wenn er sich schuldig bekennt. Das spart Steuergelder, und er kommt mit einer geringeren Strafe davon.”
    “Von einem Unschuldigen kannst du wohl kaum verlangen, dass er sich schuldig bekennt.”
    “Er hat es getan, Matt. Akzeptier es doch.”
    Matt schloss die Fäuste um das Lenkrad. “Sind wir jetzt durch?”
    Josh trat einen Schritt zurück. “Fürs Erste schon. Aber missbrauche meine Freundlichkeit nicht.”
    “Würde mir nicht im Traum einfallen, Josh.”

7. KAPITEL
    O bwohl Matt sich innerlich darauf vorbereitet hatte, traf es ihn härter als erwartet, seinen Vater hinter Gittern sitzen zu sehen. Das einzig Tröstliche war Fred selbst. Mit seinen dreiundsechzig Jahren sah der Polizeiveteran besser aus denn je. Er war schlanker und muskulöser geworden, vermutlich weil ihm seit seiner Pensionierung mehr Zeit zum Trainieren blieb. Trotz der Untersuchungshaft machte er einen völlig entspannten Eindruck, wie er, den Rücken gegen die schäbige Wand gelehnt und den Unterschenkel aufs Knie gestützt, auf seinem Feldbett saß und die
Bucks County Courier Times
las.
    “Was ist los, Pop? War die Sehnsucht nach deinem alten Revier so groß, dass du dich hast verhaften lassen?”
    Fred hob den Kopf. Seine blauen Augen leuchteten sofort auf, als er seinen Sohn erkannte. Er schleuderte die Zeitung beiseite und stand auf. “Hallo, mein Junge.” Er musterte Matts groß gewachsene, schlanke Gestalt. “Gut siehst du aus, und braun bist du geworden. Warst du Skilaufen?”
    “So ähnlich.” Matt sprach nie über seine Einsätze, und sein Vater hütete sich davor, nach Einzelheiten zu bohren.
    Durch die Gitterstäbe hindurch drückten sich die beiden Männer die Hand. “Wie kommt's, dass sie dich nicht ins Bezirksgefängnis verlegt haben, wo du dich nicht länger mit Josh herumschlagen

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