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Wölfe der Nacht

Wölfe der Nacht

Titel: Wölfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Percy
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tröstend und verächtlich.
    Sie folgen einem Schieferpfad durch einen Wildblumengarten, der an einer Terrasse aus Lavagestein voller Adirondacks-Gartenstühle endet.
    Die Doppeltür am Haupteingang des Hotels ist über drei Meter hoch und mit eingeschnitzten Wäldern und Bergen und einem Adler vor der Sonne verziert. Sie öffnet sich in den Empfangsbereich, der die gesamte Höhe des Gebäudes einnimmt. Eine Wand aus Sprossenfenstern ermöglicht den Blick über den nahen Fluss South Fork, dessen Wasser kalt und schwarz und von der untergehenden Sonne gelb gestreift dahinrauscht. Eine hölzerne Fußgängerbrücke spannt einen Bogen darüber. Den Ausblick kann man von einem der vielen Sofas mit Navajo-Muster genießen, die zwischen Topfpflanzen stehen. Alles hier ist teuer, die vielen kleinen Details, die zur Perfektion beitragen, von den geschwungenen hölzernen Treppen, die wie Honig glänzen, über die schmiedeeisernen Geländer bis zu der geschnitzten Vitrine in der Ecke, die Keramik von einheimischen Künstlern präsentiert. Man könnte die Liste ewig fortsetzen. Auf der linken Seite gibt es ein Geschäft für Golfbedarf und rechts einen riesigen, offenen Kamin, der glüht und knistert, als er seinen Vater daran vorbei und in den Ballsaal schiebt.
    Zwei Dutzend lange Tische aus Walnussholz sind über die gesamte Länge verteilt. Die Tische sind für ein festliches Diner gedeckt, und die Teller sind aus dünn getriebenem Silber, die bald Steaks und gebratenen Spargel und Kartoffelpüree in weißer Soße tragen werden. Lüster aus Wapitigeweihen hängen über jedem Tisch und beleuchten die vielen Dutzend fest lich gekleideter Männer und Frauen, die mit Weinkelchen und Bierkürgen in der Hand herumschlendern. Auf einer provisorischen Bühne am anderen Ende des Saals spielt eine Jazzband.
    Bobby Fremont zu entdecken ist nicht schwer. Ein Wuseln umringt ihn, wohin er auch geht, um Hände zu schütteln und Leuten auf den Rücken zu klopfen und über ihre und seine Witze zu lachen. Justin sieht ihn auf einen großen, kräftigen Mann mit einem Gesicht wie ein ausgetrocknetes Bachbett zugehen, Tom Bear Claws.
    Er trägt auf Hochglanz polierte Cowboystiefel, Bluejeans mit Bügelfalte und einen Blazer über einem weißen Hemd. Sein geflochtener Pferdeschwanz reicht ihm fast bis zur Taille. Seine Ringe und Goldzähne funkeln im Licht. Er und Fremont schütteln sich die Hände. Er grinst breit. Wie er sollte. Seit Jahren kämpft er um die Errichtung und Finanzierung eines Kasinos außerhalb des Reservats. Vor einigen Monaten berichtete der Bend Bulletin, die Bauarbeiten für Cascade Locks hätten endlich begonnen, die Eröffnung sei für das neue Jahr geplant. Fremont war einer der größten Geldgeber, und seine Investition wird ihm pro Jahr einen geschätzten Gewinn von vierzig Prozent einbringen. Zum ersten Mal in der Geschichte Oregons wird es dann mit der Genehmigung des Gouverneurs ein solches Kasino geben. Justin erinnert sich noch gut an die Grotte voller Felskunst; jetzt wird klar, warum die Indianer den Echo Canyon nach einem nur vorgeschützten Kampf aufgaben.
    Kurz darauf geht Fremont weiter, um mit einer weiteren Gruppe von Geldgebern zu reden, Bear Claws steht nun allein da, und sein Blick wandert quer durch den Saal zu Justin, senkt sich dann zu seinem Vater, und sein Lächeln verschwindet. Er nickt kurz, und Justin erwidert die Geste. Sie haben seit einiger Zeit nicht mehr miteinander gesprochen. Soweit Justin sich erinnern kann, waren sie nicht mehr zusammen in einem Raum seit dieser Versammlung im Rathaus, bei der Justins Vater Bear Claws in den Arm gefallen war. Ein Kellner kommt mit einem Tablett voller Champagnergläser vorbei. Justin nimmt sich eins und trinkt einen Schluck wie ein Gegenmittel gegen die hereinbrechende Dämmerung draußen.
    Er versucht, sich seinen Vater außerhalb des Rollstuhls vorzustellen, wie er inmitten all dieser Leute steht und Hände schüttelt und Konversation macht, doch er schafft es nicht. Er würde nicht hier sein wollen, und Justin will ihn nicht weiter hier als Geisel halten. Er schiebt seinen Vater aus dem Saal ins Foyer, wo Justin mit der Hand über das polierte Holz der Empfangstheke streicht. Darauf steht eine Kristallglasvase, aus der blasse Lilien ragen. Und an der Wand dahinter hängt ein Ölgemälde mit Bären. Mindestens ein halbes Dutzend tum meln sich auf einem Berghang. Die Luft über ihnen ist oktobergrau, ein Grau wie in einer Tiefgarage, sie verkündet das

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