Wölfe der Nacht
Ärmel um ihre Arme, und ihre Augen werden rund vor Vergnügen. Graham fragt: »Können wir ein paar kaufen?«, und Justin antwortet ihm Nein, sie wollen an einem Fluss angeln, nicht an einem See.
Sein Vater steht inzwischen an der Ladentheke, und Justin geht zu ihm und stellt ihre Vorräte auf die Theke. Der Mann hinter der Kasse beendet zuerst seine Trainingseinheit, bevor er die Gewichte so heftig auf den Boden setzt, dass Metall auf Holz klappert. Justin hört, dass eine der Hanteln über den unebenen Boden rollt, bis sie mit einem Pling gegen etwas Metallisches stößt. Eine Schrotflinte oder ein Baseballschläger, vermutet Justin. Etwas, das dieser Mann sicher in die Hand nehmen würde, um Schaden anzurichten.
Der Mann betrachtet sie jetzt mit seinem kantigen Schädel, und in seinen Augen scheint eine gewisse Verärgerung aufzublitzen – weil sie ihn bei seinem Training unterbrochen haben oder weil sie ganz offensichtlich nicht von hier stammen, kann Justin nicht sagen.
»Auch Benzin«, sagte Justin, und der Mann sagt »Ja« mit einer Stimme, als wüsste er das bereits.
Die Rechnung beträgt 53,35 Dollar, ein nettes Palindrom von einer Zahl, und Justin und sein Vater zücken gleichzeitig ihre Brieftaschen. Es entsteht die übliche Rangelei, die sie immer ausfechten, wenn sie miteinander unterwegs sind, jeder besteht aufs Bezahlen und versucht, den anderen beiseitezuschubsen, bis Justin schließlich sagt: »Ich will bezahlen. Ich will.«
Sein Vater hebt die Hände, als würde er sich ergeben, und schnappt sich dann die Tüte mit dem Trockenfleisch und reißt sie mit den Zähnen auf. Er steckt sich ein Stück in den Mund, gibt Graham ebenfalls eins, und gemeinsam verlassen sie den Laden, mit Mündern voller zähem Fleisch über das bevorstehende Wochenende redend.
Der Kassierer wiederholt den Preis und lässt den Blick dann zum Fernseher wandern, wo Hoss und Little Joe Cartwright ihren Pferden die Sporen geben und mit gezogenen Pistolen hinter einem johlenden Trupp Indianer herjagen, die sie in einem trockenen Canyon entdeckt haben. Als der Kassierer – Seth steht auf seinem Namensschild – den Blick wieder abwendet, legt Justin einen Hundert-Dollar-Schein auf die Theke. »Auf den kann ich nicht rausgeben.« Sein Gesicht ballt sich wie eine Faust. »Wie kommen Sie drauf, dass ich so viel Wechselgeld hätte?«
»Ach so«, sagt Justin. »Entschuldigung.« Er zieht seine Visa-Karte aus der Brieftasche. »Nehmen Sie Kreditkarten?«
»Wenn Sie einen Führerschein haben.«
Justin legt ihm beide Karten vor, und Seth nimmt sie mit einer blau geäderten Hand und betrachtet sie nebeneinander. »Sie sind aus Bend.« Er schnaubt. »Das erklärt alles.«
Justin braucht ihn nicht zu fragen, was das bedeuten soll. Er redet über das Netzwerk aus Straßen, die immer breiter und länger werden, sich westwärts ins Vorgebirge verzweigen und ostwärts in die Wüste, gefolgt von Telefondrähten, deren Schatten das Land überziehen wie Zeilen auf Notenpapier. Er redet über die Grate aus Wohnanlagen, Motels, Supermärkten. Er redet davon, dass unaufhörlich Lärchen gefällt und Häuser gebaut würden, Häuser mit Whirlpools und Granitarbeitsflächen in der Küche und rustikalen Kiefernsäulen an der Haustür, und zwischen den Häusern tauchte dann irgendwann, als hätte ein riesiger Füller Tinte verspritzt, ein Golfplatz auf, jede Bahn zu perfekten, langen Streifen aus hellem und dunklem Rasen gemäht und beständig gewässert, so dass das Gras nicht verwelkt zu dem kränklichen Gelb, das hier der natürliche Bewuchs ist.
Sie sind allgemein bekannt, diese Ressentiments gegenüber Portland und Eugene und Bend, vor allem unter den Milchbauern und Viehzüchtern und den Ortschaften in den Bergen. Das Geld kommt aus der Stadt. Die Wählerstimmen kommen aus der Stadt. Sie machen einen republikanischen Staat demokratisch.
Seth trägt einen Ring am Zeigefinger. Es ist ein Schulring – aus Gold mit einem roten Stein, den eine Inschrift einfasst –, wahrscheinlich John Day High, Abschlussklasse 1992, oder etwas in dieser Richtung. Er bricht das Licht und blitzt auf, als er die Visa-Karte durch das Lesegerät zieht und konzentriert das Kassendisplay anschaut, als würde er hoffen, dass sie die Karte als gestohlen oder das Konto als gesperrt meldet. Erst als die Rechnung aus dem Schlitz quillt und Justin sie unterschreibt, gibt er ihm die Karte zurück.
Als Seth unter die Theke greift, erwartet Justin beinahe, dass er die
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