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Wölfe der Nacht

Wölfe der Nacht

Titel: Wölfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Percy
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nichts wusste. Sie nehmen die Fische aus und werfen die Köpfe in den Fluss.
    Als sie ins Lager zurückkehren, geht Graham zum Zelt, um sich eine Jacke zu holen. Von drinnen kommt ein wütendes Rasseln, als würde ein Dutzend Rumbakugeln heftig geschüttelt.
    »Da drin ist was«, sagt er. Nun hört man etwas wie das Schlagen eines Stocks gegen die Leinwand.
    »Es ist eine Schlange.« Großvater hat keinen Zweifel. »Eine gottverdammte Klapperschlange ist das.«
    Jetzt wissen sie, was ein Erdhörnchen fühlt, wenn es zu seinem Bau zurückkehrt und etwas Zusammengerolltes findet, das zum Kampf bereit ist und fett von den Körpern der zurückgelassenen Babies. Ohne nachzudenken legt Justin den Arm um seinen Jungen und zieht ihn zu sich.
    Sein Vater holt einen langen Stock aus dem Wald und schnitzt das eine Ende mit seinem Messer schnell zu einer gelben Spitze. Damit schlägt er von außen auf das Zelt. »Hey! Hey, Schlange! Raus da, du Schlange!«
    Schließlich gleitet eine große Klapperschlange aus dem Zelt, hält kurz inne, um die Luft mit der Zunge zu prüfen und windet sich dann schnell durch das knöchelhohe Gras. Johlend vor Aufregung jagt Justins Vater ihr nach, und Justin jagt ihm nach, weil er sicher ist, dass jemand gebissen wird. Beim Geräusch ihrer Schritte rollt die Schlange sich zusammen wie ein Seil und dreht ihnen den Kopf entgegen. Ihr Schwanz rasselt wieder eine Warnung, die Justins Vater zum Verstummen bringt, indem er den Speer nach vorne schnellen lässt, als wäre er eine Verlängerung seines Arms. Die Spitze durchdringt den Kopf der Klapperschlange und nagelt sie an den Boden.
    Er grinst Justin breit an, bevor er den Speer aus der Erde zieht und ihn ihm hinhält. An der Spitze hängt die Klapperschlange. Sie zieht sich zu einem S zusammen und erschlafft dann zu einem mehr als eineinhalb Meter langen Strick mit Rautenzeichnung auf dem Rücken. Es ist die größte Klapperschlange, die Justin je gesehen hat. Sie ist wie eine eigene Spe zies. Der Schwanz mit der Rassel berührt den Boden und zeichnet ein Zickzackmuster in die Erde.
    Anscheinend sieht Justin erschrocken aus – er ist erschrocken – denn sein Vater lacht, als er auf den Schwanz tritt und die Schlange vom Speer zieht. Der Kopf ist jetzt ein eigentümlicher Sattel mit einem Loch in der Mitte.
    Graham sagt: »Würde mich überraschen, wenn das nicht die größte Klapperschlange im ganzen Universum ist«, und sein Großvater grinst ihn an wie eine große, dumme Katze mit einer Maus im Maul.
    Die Schlange weigert sich zu sterben. Stattdessen führt sie einen Tanz auf, verdreht und verknotet sich zu kalligraphischen Mustern, der Schwanz rasselt, das Maul ist manchmal geschlossen, manchmal geöffnet und so leuchtend rosa wie Kaugummi. Justin ist überzeugt, dass sie ihn anstarrt. Als könnte sie das Maul so weit aufsperren.
    Minuten vergehen, und die Schlange verknotet sich weiter zu einem immer sich bewegenden Gewirr. Hin und wieder stupst Justins Vater sie mit dem Speer an. »Darf ich auch mal?«, fragt Graham, und nun wandert der Speer zwischen den beiden hin und her und beide stechen und stupsen.
    Der Schlange zuzusehen ist wie einem Lagerfeuer zuzusehen, eine kontrollierte Bedrohung. Eine lange halbe Stunde vergeht, und dann rührt sie sich nicht mehr, wie fest Justins Vater sie auch anstößt. Das Sonnenlicht weicht bereits aus dem Canyon, als er die Schlange zum Lagerfeuer trägt und sie auf einen Stamm legt und sich mit einem Ausbeinmesser an die Arbeit macht. Er schneidet den Kopf ab und legt ihn beiseite. Dann öffnet er den Kadaver, um ihn auszunehmen und die Haut abzuziehen und das Fleisch in Würfel zu schneiden und sie mit einer Scheibe Speck in eine Pfanne zu legen.
    Sie stehen um das Lagerfeuer herum und sehen zu, wie das Fleisch im Speckfett brutzelt. Es riecht irgendwie nach Pilzen.
    »Habt ihr gewusst«, sagt Graham, und die Nervosität in seiner Stimme weicht einem akademischen Tonfall. »Habt ihr gewusst, dass man, wenn man eine tote Schlange findet, sie begraben soll, weil sonst Bienen und Wespen ihr Fleisch fressen, und wenn sie das tun, wird das Schlangengift zu ihrem Gift, so dass, wenn sie einen stechen, der Stich tödlich ist?«
    »Hast du das auf der Rückseite einer Müsli-Schachtel gelesen?«
    »Nein.« Er spitzt furchtbar ernsthaft die Lippen. »Das habe ich im Discovery Channel gesehen.«
    Sein Großvater nimmt den Kopf, ein weiches Juwel, zwischen Daumen und Zeigefinger und drückt zu. Das Maul öffnet

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