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Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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ihnen danach ist, dann erfinden sie einen.«
    »Wie bitte? Die können doch nicht einfach …«
    »Seien Sie kein Schaf, Herr Frenzen. Die Medien haben ihre eigenen Regeln. Andererseits gilt für Politiker und Promis: Wer in den Medien nicht stattfindet, der existiert nicht. Also, machen wir das Beste daraus. Am Montag wird Ihr Interview im Focus stehen. Wenn dann keine Ruhe einkehrt, werden Sie sich bei Beckmann und Maischberger erklären, und die Nation wird Sie lieben. Bis dann, machen Sie’s gut.«
    »Danke für die aufschlußreiche Lektion in Sachen Mediendemokratie«, sagte Hannes und meinte es nicht einmal zynisch. Aber sie hatte schon aufgelegt.
    Er hatte nicht bemerkt, daß Barbara inzwischen heruntergekommen war. Sie trat hinter ihn, küßte ihn auf die stoppelige Wange und massierte ihm die Schultern.
    »Sie hat toll aufgeräumt, nicht wahr?«
    »Mhm.«
    »So jemanden könnten wir hier gebrauchen.«
    Hannes rührte in seinem Kaffee und schaute gedankenverloren aus dem Fenster. Die Maulwürfe hatten wieder gewütet. So ging das nicht weiter. Arne mußte ihm jetzt unbedingt diese Wühlmausfallen besorgen, Naturschutz hin oder her. Er mußte grinsen. Anscheinend färbte Klaras Einstellung in diesen Dingen langsam auf ihn ab.
    »Sie könnte doch so eine Art Hausangestellte werden.«
    »Was? Wer?«
    »Nasrin. Du hörst mir mal wieder gar nicht zu!«
    Herrgott! Begriff sie nicht, daß er im Moment andere Sorgen hatte? Nicht, daß er etwas gegen Personal gehabt hätte. Die letzte Putzfrau hatte vor zwei Monaten aufgehört. Es sei ihr hierher zu weit mit dem Fahrrad. Barbara vermutete, daß die Frau die Stelle in der Hoffnung angenommen hatte, Hannes öfter zu Gesicht zu bekommen. Als das so gut wie nie geschehen war, hatte sie enttäuscht aufgegeben.
    »Ausgeschlossen«, sagte Hannes bestimmt. »Am Ende schleicht hier noch einer von der Presse herum und dann lautet die Schlagzeile: Fernsehrichter hält sich Türkin als Haussklavin oder so ähnlich.«
    »Ich meinte, gegen Bezahlung. Als … als Hausdame.«
    Barbara lächelte stolz, weil sie diesen Begriff gerade erst gefunden hatte.
    Hausdame? Das klang gut. Einem Gutsherrn angemessen. Und sicher wäre es angenehm, jemanden zu haben, der den Haushalt professionell führte und nicht jede Woche ein Haushaltsgerät schrottete. Von den gesparten Reparaturkosten könnte man vermutlich nicht nur eine Hausdame, sondern obendrein noch einen Butler bezahlen. Aber eine Türkin kam dafür nicht in Frage, nicht in der jetzigen Situation.
    »Wenn du eine neue Stelle bekommen hast, dann kann man über so was reden«, entschied Hannes und vertiefte sich ins Feuilleton der Süddeutschen .
    Als Robin aus der Dusche kam, fühlte er sich wie ein junger Gott. Das Laufen hatte gutgetan. Ab jetzt würden sie das so oft wie möglich tun, um beim Rübenlauf im vorderen Drittel zu landen. Sport war eigentlich gar nicht so schlecht, dachte Robin. So lange man ihn freiwillig machte. Jetzt ein ordentliches Frühstück, dann an die Arbeit gehen. Heute war ein guter, ein produktiver Tag, das spürte er.
    Es klingelte. Wie kindisch von Klara, warum nahm sie nicht einfach den Schlüssel? Zu ihm konnte sie jederzeit kommen, ohne zu klingeln. Außer natürlich, wenn er arbeitete …
    Nasrin schlug die Hände vor das Gesicht und drehte sich rasch um, als würde sein Anblick ihr für alle Zeit das Augenlicht rauben. Dann raste sie die Treppe hinunter.
    »Warte!« rief Robin. »Es tut mir leid! Ich dachte, es wäre Klara.«
    Er horchte. Die Haustür war noch nicht zu hören gewesen, also mußte sie noch auf dem unteren Treppenabsatz stehen.
    »Ich lass’ die Tür auf und geh mich anziehen, ja?« rief Robin nach unten.
    Ihm war, als hätte die Treppe ganz leicht geknarrt.
    »Setz dich irgendwohin, ich bin gleich da.« Er ging ins Bad.
    Zögernd kam Nasrin die Treppe herauf.
    Sie ließ die Wohnungstür weit offen und blieb zunächst im Flur stehen. Dann schaute sie vorsichtig in ein Zimmer, dessen Tür einen Spalt geöffnet war. Ein Schlafzimmer mit einem Doppelbett, einem wandfüllenden Kleiderschrank und einem Frisiertisch, alles in verschnörkeltem Weiß und für ein doppelt so großes Zimmer gemacht. Daneben lag die Küche mit Einbaumöbeln in tannengrün, wie es in den siebziger Jahren einmal Mode gewesen war. Nasrin begann die Schränke zu inspizieren. Sie fand eine angebrochene Tüte Kaffee, der allerdings stark an Aroma eingebüßt hatte. Es gab eine vollautomatische Espressomaschine, aber

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