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Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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hatte kaum aufgelegt, da sah er, wie ein Wagen die Auffahrt entlangfuhr. Das ging ja flott, dachte Hannes, noch dazu am Samstag. Gottseidank hatte er Robin Bescheid gesagt.
    Eilig ging Hannes über den Hof und in Klaras Wohnung. Von dort aus rief er Robin an.
    »Die Kripo ist da. Laß zuerst mich mit ihnen reden.«
    »Zu Befehl, mein Führer.«
    Sie hielten vor dem Tor. Hannes drückte auf den Toröffner, und der schwarze Audi fuhr auf den Hof. Ein ziemlich junger Mann und eine blonde Frau in Klaras Alter stiegen aus und kamen an die Tür, wo Hannes sie schon erwartete. Über die Schulter der Frau hinweg sah er, daß Barbara am Fenster stand. Sie war im Schlafzimmer und packte.
    Die Dame stellte sich als Oberkommissarin Bukowski und ihren jüngeren Kollegen als Kommissar Bruckmann vor. Dabei hielten sie ihre Dienstausweise in die Höhe.
    »Sie kenne ich doch. Sie sind Richter Johannes Frenzen, nicht wahr?« sagte Bruckmann. »Meine Frau sieht die Sendung ab und zu. Sie schwärmt für Sie.«
    Hannes lächelte verbindlich. »Was führt Sie zu mir?«
    »Wir möchten gerne zu Frau von Rüblingen«, sagte die Blonde, die dabei in den Hausflur spähte. »Sie wohnt doch hier, oder?«
    »Ja. Sie ist aber gerade für ein paar Tage verreist. Ich gieße hier nur die Blumen, sozusagen. Ich wohne gegenüber. Darf ich wissen, worum es geht?«
    Oberkommissarin Bukowski zog ein Foto aus dem Inneren ihrer schwarzen Lederjacke hervor.
    »Kennen Sie diesen Mann?«
    Hannes nahm das Bild entgegen. Dunkle, dicht bewimperte Augen, kräftige Nase, ein weicher Mund. Sein Gesicht war voller, als Hannes es in Erinnerung hatte. Es mußte ein Bewerbungsfoto sein, der junge Mann trug einen Anzug und ein Hemd. Man konnte es drehen und wenden, aber der Typ sah beim besten Willen ein bißchen schmierig aus. Was hatte Klara bloß an dem gefunden?
    »Nein. Wer ist das?«
    »Mario Goetsch, Student, zweiundzwanzig, wohnhaft in Hannover-Linden. Er wird seit etwa Mitte der Woche vermißt. Wir wissen, daß er Kontakt zu Frau von Rüblingen hatte. Wissen Sie, wie wir sie erreichen können?«
    Hannes hatte sich vorbereitet. »Sie ist in Schweden, Freunde besuchen. Sie wollte aber Mitte der Woche, spätestens am nächsten Wochenende, wieder da sein.«
    »Sie lebt allein?«
    »Ja.«
    »Kann man sie erreichen?«
    Hannes war klar, daß sie die Nummer ihres Handys längst hatten. Vermutlich waren sie darüber erst an Klaras Adresse gekommen. Hannes gab den Ahnungslosen und sagte: »Ich befürchte, sie hat ihr Handy zwar dabei, aber nicht an. Sie wollte ein paar Tage in Ruhe und Abgeschiedenheit wandern und fischen gehen.«
    »Wie schön«, sagte die Kommissarin mit ehrlichem Neid. Sie sah aus, als würde sie ihre Freizeit ebenfalls gerne draußen verbringen: gesunde Gesichtsfarbe, praktischer Haarschnitt, kaum Make-up. Nicht sehr feminin, dachte Hannes, eher der Typ »zum Pferde stehlen«. Aber wer wollte schon ein gestohlenes Pferd?
    »Leider kenne ich die genaue Adresse ihrer schwedischen Freunde nicht, es ist irgendwo bei Göteborg. Aber Klara – Frau von Rüblingen – ruft fast jeden Abend hier an. Wenn sie sich wieder meldet, kann ich ihr gern ausrichten, sie soll Sie anrufen.«
    Frau Bukowski nickte und gab Hannes ihre Karte. Sie war überhaupt nicht zufrieden, das sah Hannes ihr an, aber er wußte, daß sie im Moment nichts anderes tun konnte als warten. Eine Dienstreise nach Schweden oder ein Amtshilfeersuchen wegen der Kontaktperson eines vermißten Erwachsenen, die in ein paar Tagen ohnehin zurückerwartet wurde, kam nicht in Betracht.
    »Hat Frau von Rüblingen den Namen Mario Goetsch mal erwähnt?« fragte der junge Kommissar.
    »Nein, nicht, daß ich wüßte.«
    »Wer wohnt sonst noch hier auf dem Gut?« fragte Frau Bukowski.
    »Da drüben in der ehemaligen Scheune wohne ich, und in der Wohnung hier oben wohnt ein Freund von mir, er ist Schriftsteller.«
    »Und wer ist die junge Dame, die vorhin am Fenster stand?« fragte die Polizistin und deutete hinter sich auf die ehemalige Scheune.
    »Eine Freundin. Exfreundin«, verbesserte Hannes. »Sie zieht gerade aus.«
    »Gut, Herr Frenzen, vielen Dank erst einmal«, sagte die Frau. Auf dem Weg zu ihrem Dienstwagen beriet sie sich flüsternd mit ihrem Kollegen, wobei sie einmal mit dem Kinn auf Robins Balkon deutete. Offenbar ging es darum, ob man die anderen Mitbewohner noch befragen sollte. Die Entscheidung wurde ihnen abgenommen. Robin polterte mit einem Müllsack in der Hand die Treppe herunter und

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