Woelfin des Lichts
Sara in die Wangen, als sie weitererzählte: „Ich trug nur Unterwäsche und nur so war es möglich. Komplett angezogen wird irgendetwas in mir gehemm t, sodass die Verwandlung, selbst wenn ich wollte, nicht möglich ist. Das Letzte, was ich sah, bevor ich an ihm vorbeilief, war sein schockierter Gesichtsausdruck.
Er ließ sich mehrere Tage nicht blicken, und ich hatte die ganze Zeit über Angst, dass er e s seinem Vater erzählen könnte. Obwohl ich nicht zu ihnen gehörte, bestand die Gefahr, dass er mich nicht in unmittelbarer Nähe seines Rudels dulden würde. Und was das für mich bedeutet hätte, wisst ihr ebenso gut wie ich.“
Marc öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch Sara ließ ihn nicht zu Wort kommen. Jetzt wo sie endlich bereit war, schonungslos ihre Vergangenheit offenzulegen, wollte sie sich nicht von ihrer Beichte abbringen lassen. Dass Jack weiterhin schwieg, machte ihr zwar Angst, doch hielt es sie keineswegs davon ab weiterzusprechen.
„Als Simon schließlich auftauchte, um mir zu sagen, dass wir das Ganze vergessen sollten, wenn ich ihm versprechen würde, mich nie wieder außerhalb der Mondzeit zu verwandeln, war ich so erleichtert, dass ich zunächst auf seinen Vorschlag einging. Die Alternative, meine Koffer zu packen und zu verschwinden, kam mir nicht in den Sinn, außerdem fehlte mir zu diesem Zeitpunkt der Mut, alle Brücken hinter mir abzubrechen. Und da gab es ja auch noch Marcel, der von unserer Auseinandersetzung nichts ahnte. Es schien mir so der einfachste Weg zu sein. Simon erwähnte meine Verwandlung nie wieder und trotzdem war zwischen uns seitdem alles anders. Er prahlte immerzu, dass er ein mächtiger Werwolf sei und begann mir vorzuschreiben, was ich zu tun und zu lassen hätte. Als er jedoch auch meinen Bruder, der Simons Verhalten miterlebte, bedrohte, eskalierte die Situation. Er erniedrigte mich, um sich stark und mächtig fühlen zu können. Den Hang, vermeintliche Schwäche unter seiner Kontrolle zu halten, damit sie sich nicht gegen ihn wandte, besaß er schon immer. Mir wurde klar, dass er es niemals akzeptieren würde, dass ich etwas tun konnte, was ihm verwehrt bleiben würde.“
Bei ihren letzten Worten drehte sich Sara ängstlich in Jacks Richtung und erkannte an seinem Blick, den er ihr zuwarf, dass er verstand, warum sie so lange Zeit geschwiegen hatte.
Er wich ihr aus und starrte in die Abenddämmerung, während sich Marc Sara zuwandte: „Wieso hast du es niemals diesem William erzählt? Zu mindest als dir klar war, dass du weggehen würdest. Zu diesem Zeitpunkt hätte es doch keinen Grund mehr gegeben, gegen dich vorzugehen. Er hätte das für dich regeln können, auf jeden Fall hättest du nicht mit der Angst leben müssen, dass dich Simon verfolgen könnte. Den Befehlen eines Rudelführers hätte selbst Simon gehorchen müssen, insbesondere, da es sich bei diesem um seinen Vater handelte.“
Jack kam Sara zuvor und sagte mit leiser Stimme: „So einfach wäre es nicht gewesen. Sara fü hlte sich ihre ganze Kindheit über als Außenstehende. Du darfst nicht vergessen, dass sie die einzige Wölfin in ihrer Familie war. Als Jugendliche schloss sie sich indirekt einem Rudel an und fühlte sich zum ersten Mal unter Gleichgesinnten. Hätte sie ein klärendes Gespräch mit William gesucht, wäre unweigerlich herausgekommen, dass sie auch dort nicht hundertprozentig dazugehörte. Immerhin konnte sie etwas, was sonst niemand kann. Und was hätte es ihr gebracht, sie war ja schon auf dem Sprung, Surrey zu verlassen, um Simon zu entkommen.“
Sara nickte bestätigend und lehnte sich erneut mit dem Rücken gegen Jacks Bein. Noch immer wusste sie nicht, wie Jack über ihre Fähigkeit dachte, er gab mit keiner Geste zu erkennen, was wirklich in ihm vorging. Doch er schien zumindest ihre Beweggründe für ihr Verhalten ihm gegenüber verstanden zu haben.
„Was passiert jetzt mit diesem Simon?“, fragte Marc.
Auch hier antwortete Jack mit nunmehr harter Stimme: „Sie werden ihn aus dem Rudel ausstoßen, da er seit Jahren seine Stellung missbraucht hat und es nach der Sache mit Sara wohl niemanden mehr gibt, der ihn decken würde. Er wird sein Leben lang gebrandmarkt sein und kein Rudel, das etwas auf sich hält, wird ihn aufnehmen.“
Sara fröstelte, sie wusste aus eigener Erfahrung , wie es sich anfühlte, nirgends dazuzugehören. Doch das Wissen, dass sich dieser Umstand niemals ändern würde, war mit Sicherheit um ein Vielfaches schlimmer zu
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