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Wofuer es sich zu sterben lohnt

Titel: Wofuer es sich zu sterben lohnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Nilsonne
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Rettungswagen ge holt.
    Sie nahmen ihn sicherheitshalber zwischen sich auf den Rücksitz. Er sah zwar nicht so aus, als ob er Fluchtgedan ken hegte, aber das konnte sich ja rasch ändern. Der Fahrer jagte in Richtung Addis los, als ob Korit sie verfolgte und ihre einzige Hoffnung auf Entkommen in der Geschwin digkeit läge.
    Tigist rief inzwischen im Krankenhaus an. Sie schien im mer weiter durchgestellt zu werden, bis sie endlich an je manden geriet, mit dem sie dann sprach, zuerst freundlich, dann wütend, danach wieder freundlich.
    »Er erwartet uns.«
    Theo saß mit geschlossenen Augen ganz still zwischen ihnen. Er atmete mühsam, aber regelmäßig. Monikas Fra gen mussten noch einige Zeit warten.
    Inzwischen versuchte sie, das zusammenzufassen, was sie gehört hatte.
    Theo hatte versucht, die Schuld für einen Mord auf sich zu nehmen, den er wohl kaum begangen haben konnte. Tigists Methoden waren überraschend, aber effektiv gewe sen. Theo schien davon überzeugt zu sein, dass Mariam Sa lomon erschossen hatte, aber wie passten die Ägypter ins Bild? Gab es die überhaupt wirklich, oder hatte Salomon übertrieben, um seine verkaufsträchtige Reportage zusam menzubauen?
    Theos Lippen wurden jetzt dunkler - vermutlich war er unter seinem dunklen Teint blau angelaufen. Kämpfte er mit dem Ersticken, obwohl sie von so viel Sauerstoff um geben waren?
    Jetzt wusste sie es wieder. Sekundäres Ertrinken heißt es, wenn die Lunge vom Wasser beschädigt worden ist und im mer schlechter arbeitet.
    Der unerwartete Tod schlägt gerade dann zu, wenn die Gefahr vorüber zu sein scheint.
    Tigist sagte so leise, dass es kaum zu hören war:
    »Das ist Korit. Die, die in seiner Nähe waren, lässt er nicht mehr los.«
    Theos mühsame Atemzüge machten ein Gespräch un möglich, es war unmöglich, etwas anderes zu tun, als Ein atmen, Ausatmen, Einatmen zu verfolgen.
    Monikas Fragen mussten immer weiter warten.
    Der Fahrer beschleunigte noch weiter. Menschen und Tiere wichen ängstlich dem Fahrzeug aus, sie hinterließen schweißnasse Autofahrer, die sich bekreuzigten und Gott für ihr Überleben dankten.
    Als sie sich dem Krankenhaus näherten, rief Tigist wie der dort an. Sie sah Theo an, beantwortete Fragen, fühlte ihm den Puls.
    »Wir müssen in die Notaufnahme, sie erwarten uns schon.«

Wieder in Addis Abeba
    Das Tikkur Anbessa Krankenhaus sah aus wie alle Kran kenhäuser. Eine Ansammlung von Gebäuden, in denen es von Kranken nur so wimmelte. Wie viele Krankenhäuser ein Land auch bauen mochte, der Bedarf schien das An gebot immer zu übersteigen. Als sie vor der Notaufnahme bremsten, kamen zwei Männer in weißen Kitteln heraus gestürzt.
    Der ältere stellte sich als Professor Menelik vor. Das also war Mariams Chef. Mariam sah einen nervösen Mann von vielleicht fünfzig. Er war groß, trug eine gut geschnittene graue Flanellhose, glänzende schwarze Schuhe von min destens Größe 45 und einen blendend weißen Kittel. Er hatte einen alten Rollstuhl und einen jungen Arzt mitge bracht, dessen weißer Kittel seit der letzten Wäsche aller hand mitgemacht hatte.
    »Schön, dich wiederzusehen, Theo!«, sagte Professor Me nelik, als er half, Theos schlaffen Körper in den Rollstuhl zu sitzen. »Was muss ich da hören? Warst du in schlechter Ge sellschaft baden? Yonas wird sich jetzt um dich kümmern - wollen mal sehen, wie dein Schädel unter dieser rekord großen Beule aussieht und was deine Lunge so sagt. Ein bisschen Sauerstoff wird dir sicher guttun. Alles ist schon vorbereitet. Wie geht es übrigens deiner Mutter?«
    Er bekam keine Antwort und sagte nun zu Tigist und Monika:
    »Der Chef unserer Intensivstation wird sich um ihn küm mern. Das wird schon gutgehen. Machen Sie sich erst mal keine Sorgen.«
    Das klang überhaupt nicht vertrauenserweckend, fand Monika.
    Dr. Yonas entfernte sich jetzt mit Theo. Monika wäre gern mitgegangen. Sie hätte misstrauisch jede Krankenschwes ter gemustert, die Theo eine Nadel durch die Haut stach. Sie hätte jeden Arzt angestarrt, der irgendein unbekanntes Medikament verschrieb, um es in Theos Körper zu sprit zen.
    Stattdessen hob sie den Rucksack hoch. Den konnte sie immerhin verteidigen. Rasch sah sie hinein. Dort lagen der Laptop, einige zusammengeknüllte Kleidungsstücke, ein Pass und eine Brieftasche.
    »Willkommen im Tikkur Anbessa Krankenhaus. Das be deutet der Schwarze Löwe.«
    Der Professor hatte sich ihr zugewandt, sie sollte jetzt of fenbar als wichtiger Gast behandelt

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