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Wofuer es sich zu sterben lohnt

Titel: Wofuer es sich zu sterben lohnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Nilsonne
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sozusagen als gnä diges Geschenk entgegengebracht wurde. Es war Respekt, für den er hart gearbeitet hatte.
    In diesem Moment bereute er, nicht zu Hause geblieben zu sein. Er zog sich die Mütze tiefer ins Gesicht und zupf te zerstreut durch ihr dünnes Hemd hindurch an Helenas BH Verschluss herum. Sie saß wie immer neben ihm, die langen Beine ein wenig zur Seite genommen. Auf der ande ren Seite saßen wie immer Sebbe und Jamal. Der rothaari ge Sebbe, der sich immer in Bewegung befand, rutschte hin und her. Jamal, der breit war, wo Sebbe schmal war, lang, wo Sebbe kurz war, und gesammelt, wo Sebbe fahrig war, saß wie immer ganz still da. Nur sein Blick verriet, dass er alles in seiner Umgebung beobachtete.
    Hinter ihnen registrierte Theo, wie Helena sich ein we nig vor Juris breiter Hand zurückzog, die über ihren Rücken kroch. Theo starrte die Finger an, die am Rand des BH ent langwanderten, die sich um den Verschluss schlossen, die ihn drehten und wendeten. Er sah das nicht zum ersten Mal. Es war eine kleine Bewegung, aus der ganz bestimmt Abneigung sprach, Abscheu vor der Berührung durch Juri. Es war eine Frage von Millimetern, aber Theos Rücken spie gelte sich in ihrem, Juris grobe Finger ließen seine eigene hilflose Haut brennen.
    Juri selbst schien das alles egal zu sein. Er sprach noch immer Zeichensprache auf Helenas stummem Rücken: Sie gehört mir. Die tollste Frau der Schule, und ich bin ihr Be sitzer.
    Theos Magen krampfte sich zusammen. Er versuchte, sich von Juris Hand abzulenken, indem er der nun verbissen lä chelnden Frau auf dem Podium zuhörte. Das war unmög lich. Ihre Stimme war zu monoton, ihr Haar zu grau, ihr Hintern zu breit.
    Deshalb schaute er sich Sebbe an, dessen schmächtiger Körper keine Ruhestellung zu kennen schien. Sebbe seiner seits blickte auf den erschöpft wirkenden Juri.
    Die Frau auf dem Podium hatte nun ein verschwomme nes Bild unter den Overhead geschoben. So zerkratzt, wie es war, war es sicher schon oft gezeigt worden: »Kinderkon vention 1989«.
    Dann fing Sebbe Juris Blick auf, und sein schmales Ge sicht öffnete sich zu einem überdimensionalen Lächeln. Er starrte das Mädchen vor ihm mit weit aufgerissenen Au gen an, als habe er soeben eine ungeheuer spannende Ent deckung gemacht. Juri und Jamal folgten seinem Blick. Sie sahen ihre engen, auf den Hüften sitzenden Jeans, die über ihren runden Hintern geglitten waren. Sie sahen den String Tanga, der sich wie ein dunkles T in den weichen Spalt ein schnitt.
    Sebbe leckte umständlich an seinem rechten Zeigefinger. Er wollte jetzt seine Pflicht tun, denn er war der Unterhal ter, er hatte dafür zu sorgen, dass die anderen gut gelaunt waren. Er schwenkte theatralisch seinen feuchten Zeigefin ger, zeigte auf das Mädchen und ließ dann den Finger lang sam unter den String Tanga gleiten, in den Spalt zwischen ihren Hinterbacken. Sie bewegte den Hintern, wie um ihn abzuschütteln. Als ihr das nicht gelang, rutschte sie nach vorn, fort von dem Finger, der sich nun langsam auf und ab bewegte.
    Das Mädchen war jetzt so weit nach vorn gerutscht, wie das überhaupt nur möglich war, aber Sebbes Finger, seine Hand und sein Arm waren ihr einfach gefolgt.
    Am Ende fauchte sie ihn über ihre Schulter an:
    »Jetzt hör endlich auf, du Schwein!«
    Die Jungen erwachten zum Leben.
    Sebbe streckte die Zunge heraus und ließ sie zwischen seinen Lippen spielen. Das Mädchen wandte sich sofort mit resigniertem Kopfschütteln ab.
    Sebbe hatte noch immer die Hand in ihrer Jeans.
    Sie drehte sich zur Seite und versuchte, ihm auf den Arm zu schlagen.
    Jetzt reagierte einer der Lehrer am Aularand.
    »Cecilia«, flüsterte er, und es war besser zu hören, als wenn er laut geworden wäre. »Still sitzen.«
    Köpfe drehten sich um, einige wiederholten diesen Be fehl:
    »Aber nun sitz doch still, Cecilia.«
    Andere ließen ein Theaterflüstern folgen: »Unnötig zu sagen, die sieht doch schon aus wie ein er schlagener Seehund.«
    Noch mehr Kichern.
    Cecilia machte einen letzten Versuch, sie wandte sich an den Lehrer.
    »Aber Sebbe …«
    Die Jungen dagegen saßen jetzt so, dass der Lehrer von Sebbe kaum etwas und seine Arme oder seine Hände schon gar nicht sehen konnte.
    »Jetzt reicht es«, sagte der Lehrer.
    Cecilia sank in sich zusammen, wurde rot und machte sich Vorwürfe. Sie hätte sich doch niemals dorthin gesetzt, wenn sie gewusst hätte, dass sie vor Juri und dessen Kum pels landen würde.
    Jetzt konnte sie nichts tun. Niemand

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