Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber
seine Genehmigung dazu gegeben hätte.« Sollte er doch denken, dass sie lediglich der Bürokratie Genüge tun wollte.
Er winkte ab. »Das Zweite lassen Sie mal stecken. Ich hab’s schon von Doug gehört.« Sein Lächeln war säuerlich. »Sie beide werden einander erst einmal nicht los.«
Sie warf Mullins einen Blick zu. Der machte ein böses Gesicht. »Nein, der zweite Punkt war, dass ich gerne bei der Todesmagie nachbohren würde.«
»Wie das?«
»Obdachlosenheime. Vermisstenmeldungen. Um diesen Dolch aufzuladen, musste mindestens eine Person, wenn nicht mehr, sterben. Außerdem ist es sehr gut möglich, dass dies nicht das erste Mal war, dass unsere Täter getötet haben. Sie brauchten vermutlich Übung.«
Seine Augen wurden schmal. Er nickte knapp. »Gut. Aber Ihr Auftrag hat Priorität. Wenn Sie – « Seine Brauen zogen sich zusammen. »Was haben Sie?«
Ihr Herz hämmerte, was er aber, anders als Rule, nicht hören konnte. Vielleicht hatten sich ihre Augen für den Bruchteil einer Sekunde geweitet, bevor es wieder verschwunden war. »Was meinen Sie?«
»Sie sehen aus, als hätten Sie einen Geist gesehen.«
Das hatte sie. Für einen kurzen Moment hatte er zwischen Drummond und Mullins geschwebt, ein blassblaues Flirren in der Luft … eine Hand ausgestreckt, genau wie auf dem Schießstand. Ein Ehering am Finger.
Aber sie würde den Teufel tun und Drummond und Mullins davon erzählen. »Mir geht’s gut.« Sie wandte sich Mullins zu. »Gehen wir.«
14
Der Wolf wollte noch länger an dem Stamm der Eiche schnuppern und über blätterbedeckte Pfade trotten, die nach Hirsch und Waschbär rochen. Seinem Clangefährten durch die Bäume hinterherjagen, mit ihm auf diesem großen, grünen Rasen rennen, tollen, ihn zwicken und schubsen. Er gestattete sich einen tiefen Seufzer und horchte in sich hinein auf das Lied.
Mondlicht überströmte ihn, blendete ihn, zerriss ihm das Herz und schleuderte ihn in den Abgrund, wo sich Blätterknirschen und Feuerknistern mit Tiefschwarz mischten, ein stiller Tsunami aus Lied und Schmerz, der ihn in Stücke riss, ihn wieder …
… ganz machte. In neuer Gestalt und auf zwei Beinen hielt sich Rule noch eine Weile ruhig atmend im Schutz der Baumreihe, um seine Jeansshorts anzuziehen, die er im Maul getragen hatte.
Er hatte sich nicht geirrt: Auf Rubens und Deborahs Grundstück fiel ihm der Wandel leicht. Er trat aus dem herrlichen kleinen Stückchen Wald hinaus in den Garten.
Deborah stand bei einem der hinteren Blumenbeete und starrte ihn an, ein schmutziges Handtuch in der Hand.
»Ich hoffe, ich habe Sie nicht erschreckt«, sagte er im Näherkommen. »Ich fürchte, ich bin etwas leicht bekleidet, aber auf vier Beinen ist es ein wenig schwierig, viel Kleidung mitzunehmen.«
Auf ihrem Gesicht lag ein seltsamer, fassungsloser Ausdruck. »Was haben Sie getan? Ich … habe es gespürt. Eine Bewegung, die die Erde durchlief. So etwas habe ich noch nie gespürt.«
»Der Wandel ruft die Erde zum Tanz im Takt des Mondlieds. Ich nehme an, wenn jemand in diesem Moment den Boden berührt, fühlt es sich sonderbar an.«
»Sonderbar. Ja.« Plötzlich lächelte sie. »Und unglaublich schön. Ich war gerade dabei, meinen Rhododendron aufzumuntern, verstehen Sie? Sie sind sicher gekommen, um mit Ruben zu sprechen.«
»Ja, richtig.«
»Ich bringe Sie zu ihm.«
»Ich möchte Sie nicht unterbrechen.«
»Ich bringe Sie zu ihm«, wiederholte sie und begann, zum Haus zu gehen, sodass Rule ihr notgedrungen folgen musste. »Sie wollen nicht, dass man Sie kommen sieht. Deswegen haben Sie den Weg durch den Wald genommen, in Ihrer, äh, anderen Gestalt.«
»Es schien mir das Beste zu sein.«
Schweigen senkte sich über sie. Er versuchte nicht, es zu brechen, denn er spürte, dass es in ihr brodelte. Als sie den Garten halb durchquert hatten, kochte es in Worte über. »Ich hasse das. Ich hasse es.«
Der Klang ihrer Stimme – leise, aber voller Emotion – sagte ihm, dass er sich vorsichtig vortasten sollte. »Das?«
»Das, die … die Leute, die versucht haben, ihn umzubringen. Die Art, wie wir jetzt leben, überall Wachen. Ruben wäre fast gestorben, doch er hat überlebt, und nun versuchen sie, ihm alles andere zu nehmen – Ehre, Freiheit, seinen guten Ruf, seine Arbeit. Er war sogar dagegen, dass ich heute draußen arbeite. Eigentlich wünscht er sich, ich wäre überhaupt nicht hier, aber ich bin nun mal hier, und so lässt er mich noch nicht mal mehr in unseren eigenen Garten. Er
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