Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfgang Hohlbein -

Wolfgang Hohlbein -

Titel: Wolfgang Hohlbein - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Inquisito
Vom Netzwerk:
Aber Verkolt war auch einsam. Und er war reich.«
    »Sagtet Ihr nicht gerade selbst, Buchenfeld wäre eine arme Stadt?« fragte Tobias.
    »Apotheker verstehen es, mit Geld umzugehen«, antwortete Theowulf ruhig. »Das ist kein Geheimnis. Nach Verkolts Tod habe ich all seine Habseligkeiten auf mein Schloß bringen lassen. Ihr könnt sie Euch bei Gelegenheit ansehen. Sein Vermögen ist nicht gering.«
    »Ihr glaubt, Katrin hätte ihn aus Habsucht getötet?« fragte Tobias.
    Der ungläubige Ton in seiner Stimme ließ Theowulf aufse-hen. »Ihr kennt diese Frau«, sagte er plötzlich.
    Tobias schwieg einen Augenblick. Natürlich wäre es sinnlos, diesen Umstand zu leugnen - Bresser und seine Frau hätten schon blind sein müssen, um nicht zu sehen, daß er Katrin kannte. Aber er hatte gehofft, dies dem Grafen bei einer günstigeren Gelegenheit sagen zu können. Er nickte.
    »Solange Ihr mir keine bessere Erklärung liefert, muß ich an dieses Motiv glauben«, fuhr Theowulf fort. »Er unter-nahm eine Reise nach Hamburg, im gleichen Jahr, als der Arzt starb. Als er zurückkam, brachte er Katrin mit sich, als seine Frau. Und noch im selben Jahr begann er krank zu werden. Den Rest der Geschichte kennt Ihr.«
    »Das ist doch alles kein Beweis«, sagte Tobias heftig. »Ihr sagtet selbst - Verkolt war ein alter Mann. Vielleicht war die Reise zu viel für ihn -«
    »- oder die Freuden der Ehe, ja, ich weiß«, unterbrach ihn Theowulf. »Glaubt Ihr nicht, ich hätte all dies schon selbst bedacht? Aber sie ließ niemanden an ihn heran, selbst als er schwer erkrankte und abzusehen war, daß er nicht mehr lange zu leben hatte. Sie ließ nicht einmal jemanden mit ihm reden, in den letzten Wochen! Und in der Nacht, als er starb, griffen sie zwei meiner Leute auf - zu Pferde, mit 107
    Gepäck für eine lange Reise und den Satteltaschen voller Gold. Was sollte ich von diesem Benehmen halten, wenn nicht, daß sie allen Grund hatte, so schnell wie möglich aus der Stadt zu verschwinden?«
    Er schüttelte den Kopf, seufzte schwer und machte eine Handbewegung, als Tobias etwas erwidern wollte. »Als ich hörte, daß Ihr auf dem Weg hierher seid, habe ich ein Protokoll über die ganze Geschichte anfertigen lassen, Pater Tobias. Ihr könnt es lesen und werdet alles erfahren. Und Ihr könnt reden, mit wem Ihr wollt. Glaubt nicht, daß mir etwas daran liegt, eine Unschuldige auf den Scheiterhaufen zu bringen. Ich gäbe viel dafür, eine bessere Erklärung für Verkolts Tod zu finden; und all die anderen Dinge. Doch ich bin von ihrer Schuld überzeugt.«
    »Habt Ihr deshalb befohlen, sie verhungern zu lassen?«
    fragte Tobias böse.
    Theowulf schüttelte traurig den Kopf. »Das habe ich nicht, Tobias«, sagte er. »Ich gab den Befehl, sie einzusper-ren, und der Turm ist nun einmal der einzige Platz in Buchenfeld, an dem sie sicher war.«
    »Sie?«
    »Pater Tobias«, antwortete Theowulf beinahe verblüfft.
    »Ihr begreift offenbar nicht. Ich glaube nicht, daß sie eine Hexe ist - aber die Leute hier denken es. Sie sind überzeugt davon. Sie hätten sie längst aufgehängt, wenn ich sie nicht geschützt hätte. Die Menschen hier sind einfache Bauern und Hirten. Sie warten nicht immer unbedingt auf einen Richter, sondern haben ihre eigene Art, die Dinge zu regeln.«
    »Euer Schutz hätte sie fast umgebracht«, sagte Tobias.
    »Ich weiß«, gestand Theowulf. »Und es tut mir leid. Diese dumme Frau hat mich einfach nicht verstanden - oder sie wollte es nicht. Ich habe befohlen, daß niemand sich ihr nähern durfte. Aber ich meinte damit, daß niemand ihre Ketten lösen sollte oder zu einem anderen Zweck die Zelle betreten, als ihr frisches Wasser und Brot zu bringen. Ich habe Bresser das sehr deutlich gesagt.«
    Das war eine Lüge. Tobias wußte es. Er traute Bresser durchaus zu, die Befehle seines Herrn absichtlich mißzuver-108
    stehen - aber er hatte auch das Entsetzen in Marias Augen gesehen, als sie den erbärmlichen Zustand der Gefangenen erblickte.
    »Ich mache mir Vorwürfe«, fuhr Theowulf fort. »Ich hätte mich davon überzeugen müssen, daß man meine Befehle auch ausführt. Wird sie es überleben?«
    »Ich glaube ja«, antwortete Tobias. »Ich habe nach einem Arzt geschickt.«
    »Dann wollen wir hoffen, daß Bresser nicht so dumm ist, statt dessen einen Schmied zu holen«, sagte Theowulf mit einem flüchtigen Lächeln. Er wurde sofort wieder ernst, als er Tobias' eisigen Blick bemerkte, und fügte hinzu: »Es gibt eine alte Frau auf

Weitere Kostenlose Bücher