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Wolfgang Hohlbein -

Wolfgang Hohlbein -

Titel: Wolfgang Hohlbein - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Inquisito
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etwas von Teufel und der Hölle gefaselt und konnten es wahrscheinlich kaum abwarten, bis ich gegangen war, um ihn zu verbrennen und dann hier zu ver-scharren.«
    »Worum handelte es sich?« fragte Tobias.
    »Das werdet Ihr gleich sehen«, antwortete Theowulf.
    »Und dann werdet Ihr mich vielleicht besser verstehen.«
    Tobias begriff, daß Theowulf nichts mehr sagen würde.
    Also geduldete er sich und trat wortlos hinter den Schweine-hirten, der seine Hacke schwang, als hinge sein Leben davon ab. Er hatte sich bereits ein gutes Stück in die Erde hineinge-arbeitet, aber er und seine Frau schienen den Kadaver wirklich sehr tief vergraben zu haben. Unter seiner Hacke flogen Erdbrocken und Steine davon, und er stand bereits bis zu den Waden in dem Loch.
    Endlich stieß seine Hacke mit einem weichen, sonderbar unangenehmen Laut auf Widerstand. Der Mann warf sie zur 188
    Seite und bediente sich der mitgebrachten Schaufel, um wei-terzugraben. Schließlich bückte er sich und hob ächzend einen in einen Sack eingeschlagenen, schlaffen Körper aus dem Erdloch. Mit sichtlich angewidertem Gesicht legte er ihn zu Boden, griff wieder nach seiner Hacke und benutzte sie, um den Sack aufzureißen.
    Tobias hielt unwillkürlich den Atem an, als er sah, was in dem Sack lag.
    Es war ein verkohltes Schwein - und es hatte zwei Köpfe.
    Tobias wurde bleich, richtete sich stocksteif auf und bekreuzigte sich. Ein eisiger, lähmender Schrecken, der mit Übelkeit und schierem Entsetzen gepaart war, durchfuhr ihn. Gleichzeitig war er unfähig, den Blick von der entsetzlichen Mißgeburt zu seinen Füßen loszureißen.
    Die Haut des Tieres war verbrannt, und hier und da
    schimmerten poröser Knochen durch das verschmorte
    Fleisch - aber der zweite, mißgestaltete Schädel, der dicht neben dem eigentlichen Kopf des Frischlings aus den Schultern ragte, war deutlich zu erkennen. Er hatte weder Augen noch Ohren, aber es war nicht mehr festzustellen, ob diese Mißbildung angeboren oder nur eine Folge des Feuers war, aber er war da. Und er widersprach allen Gesetzen Gottes und der Natur, dachte Tobias hysterisch.
    »Großer Gott«, flüsterte er.
    Theowulf schnaubte. »Eine Dämonenbrut«, sagte er.
    Tobias ignorierte ihn, bekreuzigte sich abermals und trat rasch einen Schritt zurück, ehe er endlich seinen Blick von der fürchterlichen Kreatur losriß und sich an den Schweine-hirten wandte. »Hat es ... gelebt?« fragte er mit zitternder Stimme.
    Die Augen des Mannes waren dunkel vor Furcht. Wie
    Tobias starrte er wie gebannt auf den verkohlten Kadaver.
    Sein Adamsapfel bewegte sich ununterbrochen, und an seinem Hals zuckte eine Ader.
    »Ja«, antwortete er. »Ich habe es sofort erschlagen. Aber es ... es hat . . . gelebt, als es auf die Welt kam. Es hat gestrampelt und geschrien, als wäre der Teufel in seinen Leib gefahren, und . . . und es hat nach mir gebissen.«
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    »Hat es Euch verletzt?« fragte Tobias.
    Der Mann schüttelte den Kopf, aber er preßte trotzdem die Hand an seinen Leib, als wäre sie verletzt. »Nein. Dem Herrn sei Dank.«
    Tobias drängte seinen Widerwillen mit aller Macht
    zurück, ging vorsichtig neben dem Kadaver in die Hocke und zwang sich, das fürchterliche Bild noch einmal und in aller Genauigkeit anzusehen. Abgesehen von diesem zweiten Kopf schien das Tier keine Auffälligkeiten aufzuweisen
    - soweit man das noch beurteilen konnte, nachdem der Schweinehirt und seine Frau versucht hatten, es zu verbrennen. Tobias konnte es den beiden nicht übelnehmen. Ganz gleich, was der Graf ihnen befohlen hatte: wenn der Anblick ihn sich schon vor Grauen schütteln ließ, was mochten erst diese beiden einfachen Leute dann dabei empfunden haben?
    Mit einem Ruck stand er wieder auf, drehte sich um und sagte, ohne den Mann anzusehen. »Grabt es wieder ein. Und grabt recht tief, hört Ihr? Und legt ein paar schwere Steine auf die Stelle, damit kein Tier den Kadaver ausgräbt.«
    Er entfernte sich ein paar Schritte von der offenen Grube und wollte wieder stehenbleiben, aber Theowulf hatte sich bereits umgewandt und ging zurück zum Weg, so daß er ihm folgten mußte. Er beeilte sich, aber es gelang ihm erst, den Grafen einzuholen, als sie schon wieder beim Haus waren und Theowulf in den Sattel stieg. Er wollte ihn ansprechen, aber der Graf bedeutete ihm mit Blicken, ebenfalls aufzusit-zen und ihm zu folgen - er wollte wohl nicht, daß jemand ihre Unterhaltung hörte.
    Immerhin ritt Theowulf nicht mehr so schnell wie auf dem Hinweg, so

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