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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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unterhalb der Brüstung und versuchte, meine Beine ebenfalls in meinen Parka einzuwickeln. Aber dafür war er nicht groß genug. Also musste ich es damit gut sein lassen, die Jacke so fest ich konnte um meinen Oberkörper zu schlingen und die Beine ganz nahe an meine Brust zu ziehen. Meine Hände umschlossen meine Knöchel, um das Wärmepaket zu versiegeln. Es half etwas, zumindest so lange, bis der aufkeimende Wind anfing, den Regen zu verwehen und ich ihn abbekam. Die leichten Regentropfen fielen dann auf mich wie eisige Nadeln. Winzige Wasserspuren rannen bald meine Stirn und Wangen herab und brannten auf meiner Gesichtshaut. Es würde eine lange, kalte Nacht werden.
    Ich versuchte gerade ein paar Regenspuren von meiner Stirn zu wischen, als ich durch ein entferntes Geräusch aufgeschreckt wurde. Ich hörte schnelle, leise Schritte auf den Treppen, die zu mir hoch führten. Mein Herz setzte zuerst aus, ganz kurz, dann galoppierte es dem Geräusch entgegen. Meine Beine waren zu schwach, um mich jetzt zu tragen, deshalb blieb ich zusammengekauert sitzen.
    Ich versuchte mir nichts vorzustellen, doch meine -Fantasie ging augenblicklich mit mir durch. Ich sah Istvan kommen, verfolgte seine rasanten, präzisen Laufschritte, die elegante -Haltung des Körpers, der mir entgegenkam. Ich stellte mir vor, wieder in seine grünen, unendlich tiefen Augen blicken zu -können. Doch meine Hoffnung wurde bitter enttäuscht, als plötzlich eine aufgebrachte Frau auf der Treppe mir gegenüber auftauchte. Ein mitleidiger Ausdruck verzerrte ihr wunderschönes Gesicht. Dieses Gesicht, es war mir vertraut. Die dunklen Augen, die langen Beine und das ebenso lange Haar.
    „Serafina?“, fragte ich völlig ratlos, als würde sie im Körper eines Fremden vor mir stehen.
    „Joe, um Gottes willen! Wie lange bist du denn schon hier?“, stöhnte sie besorgt und stürmte sofort an meine Seite. Sie ließ sich zu mir herab.
    „Was machst du denn hier?“, zischte ich sie, noch immer völlig aus dem Konzept gebracht, an.
    „Was ich hier mache? Was zum Teufel machst du hier? Versuchst du dir auf möglichst originelle Weise den Tod zu holen?“, blaffte sie mich sarkastisch an und deutete auf meine zitternden Hände, die ich gar nicht bemerkt hätte, hätte sie nicht -diese unangebrachte Bemerkung dazu gemacht.
    „Ich warte auf … jemanden“, gab ich ihr, wieder etwas fester in der Stimme, zu verstehen. Ich konnte mir einfach nicht erklären, was sie hier wollte, woher sie überhaupt von dem Turm wusste.
    „Ja, ich weiß. Dieser Jemand wird nicht kommen“, murmelte sie vor sich hin und versetzte mir damit, ohne böse Absicht, einen vernichtenden Schlag.
    „Was?“, stöhnte ich kaum hörbar und starrte sie dabei entgeistert an. Mein Anblick musste sie erschreckt haben, denn ihr Tonfall wurde absurd besänftigend, fast als hätte sie Honig über ihre Stimmbänder gekippt.
    „Joe, versteh mich nicht falsch. Er hat deine Nachricht gar nicht bekommen. Ich habe den Zettel gefunden und bin sofort hergelaufen. Ich wusste ja nicht, wie lange die Nachricht schon da hängt. Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt“, meinte sie besorgt.
    Sie legte mir ihren Arm um die Schulter und versuchte mich damit etwas aufzuwärmen.
    „Danke, mir ist ein bisschen kalt. Aber wieso hat er meine Nachricht nicht bekommen? Ist er etwa … weg?“, stotterte ich und schluckte mehrmals.
    „Ein bisschen kalt“, wiederholte sie ungläubig und schüttelte den Kopf. „Jetzt versprich mir, dass du dich zusammenreißt, wenn ich dir sage, was mit Istvan ist, ja?“, forderte sie von mir. Der Ton in Serafinas Stimme gefiel mir gar nicht.
    „Ich verspreche gar nichts. Sag mir sofort, was hier los ist? Wo ist Istvan? Geht es ihm gut? Verdammt, Serafina, jetzt erzähl’s mir schon!“, verlangte ich von ihr. Meine Augen flehten sie verzweifelt an.
    „Na gut. Istvan hatte gar keine Chance, deine Nachricht zu lesen, weil er seit über einer Woche nicht mehr …“ Ich zog heftig an ihrem Arm und unterbrach sie. Ich hatte Angst, ich könne es nicht ertragen, wie ihr Satz enden könnte. Serafina tätschelte meinen Arm und sprach, so ruhig sie konnte, weiter.
    „Er war seit über einer Woche nicht mehr in seinem Haus. Er hat es dort nicht mehr ausgehalten und kampiert seither im Wald. Bis er selbst deinen Zettel gefunden hätte, wärst du vermutlich längst ein Eiszapfen“, witzelte sie und versuchte damit meine Laune etwas zu verbessern, was ihr nicht gelang.

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