Wolfsfieber - Band 2
steht, damit ihr wieder sicher seid und zusammen sein könnt.“
„Wieso ist dir das so wichtig? Wieso bist du bereit, so viel für ihn und mich zu riskieren?“, fragte ich nach. Ich musste seine Motive kennen. Schließlich verlangte ich sehr viel von ihm und seiner Familie. Sie riskierten nichts Geringeres als ihr Leben für uns.
„Weil ich glaube, dass es richtig ist. In gewisser Weise tue ich es für Serena und für meinen alten Freund. Ich möchte nicht, dass ein Mann wie Farkas das Leben seines Sohnes zerstört. Das wird nicht passieren, nicht solange ich noch lebe!“
Ich nahm seine Versprechungen sehr ernst. Valentin klang so aufrichtig, dass ich mich gleich zuversichtlicher fühlte.
An diesem Abend sagte er nichts weiter. Istvan kam bald darauf und brachte mich nach Hause.
Als der Wagen vor meinem Haus hielt, erkannte ich es kaum. Ich war nicht lange weg gewesen und doch kam mir alles so anders vor.
Ich bat Istvan hinein, doch er zögerte. Wollte er nach alle-dem wirklich nicht bei mir übernachten? Ich würde mich zusammenreißen. Schließlich wusste ich, dass es noch nicht ausgestanden war. Ich hatte selbst gesehen, dass ihn dieser innere Dämon noch immer quälte. Er überlegte kurz, dann kam er mir doch nach.
Im Inneren des Hauses war es zappenduster. Ich fühlte sofort die Müdigkeit und die Schlaffheit meines Körpers, als ich durch die Tür kam.
„Ich muss unbedingt ein Bad nehmen und mir neue Sachen anziehen. Mach du dir doch schon dein Bett auf der Couch zurecht!“, bot ich ihm an und konnte ihn auf die Art wissen -lassen, dass ich die notwendigen Grenzen kannte, die es zu ziehen galt.
Istvan nickte.
Nachdem ich gebadet und mir die Schlafsachen übergestreift hatte, sah ich nach ihm. Er lag bereits ausgestreckt auf dem Sofa und war in Tiefschlaf gefallen. Ich lächelte zufrieden, weil er sich endlich etwas Schlaf gönnte, und ging selbst in mein Zimmer. Die Tür ließ ich offen, damit er im Schlaf meinen Puls hören konnte, weil es ihn beruhigte. „ Wie ein Meeresr-auschen“ , hatte er mir einmal dazu gesagt. Dann schlief ich selbst ein, sofort nachdem mein Kopf auf das Kissen gefallen war. Die letzten Gedanken drehten sich um unwichtige Dinge, wie meinen ersten Arbeitstag, Erledigungen und Anrufe, die ich machen musste. Da waren meine Familie, Carla und der schwierigste Anruf von allen, Malz. Ich musste ihm schließlich eine möglichst freundliche Absage erteilen, ohne dass es Istvan mitbekam. Noch bevor ich mich darüber wirklich sorgen konnte, war ich eingeschlafen.
7. Valentins Tage
Die letzten zwei Wochen vergingen wie im Flug. Auslöser für dieses Phänomen waren gute, geradezu unglaubliche Neuigkeiten aus dem Ural. Petre, Marius’ älterer Bruder, und Radu, der dritte erschaffene Werwolf in Valentins Rudel, meldeten sich wie verabredet. Valentin hatte sie abkommandiert, um das Farkas’ Rudel zu überwachten, das vollkommen überraschend von den Karpaten aufgebrochen war, um in den Tiefen des Urals zu verschwinden.
Petre war der Ansicht, es sei ein sicheres Zeichen dafür, dass Farkas noch immer davon ausgehe, ich sei bereits tot, getötet durch Istvans Hand und weiterhin glaube, dieser -zerfließe momentan in Selbstmitleid und Schuld. Valentin war überzeugt, Farkas werde sich von Istvan fernhalten, da er hoffe, der erwachte Dämon habe so die besten Chancen, vollkommen von Istvan Besitz zu ergreifen und sein Herz zu versteinern, bis dessen Menschlichkeit vollkommen verschwinden würde. Farkas setze auf eine Zermürbetaktik. Ich wusste aber, dass er solange warten würde, bis er Istvan von Selbsthass zerfressen glaubte, dann erst würde er zurückkommen, um Istvan die Daumenschrauben anzusetzen. Aber bis dahin wären wir relativ sicher. Sollte Farkas nur glauben, ich wäre tot und er wäre seinem Ziel zum Greifen nahe, entschied ich. Auf diese Weise hatten wir das Überraschungsmoment auf unserer Seite und das war immerhin ein beruhigender Gedanke.
Die erneuerte Ruhe erlaubte es mir, einigermaßen entspannt in meinen Alltag zurückzukehren. Mein erster Arbeitstag war so normal, er kam mir schon fast befremdlich vor. Ich musste von einer langweiligen Schulveranstaltung berichten und ein paar Osterschnappschüsse machen. Im Grunde war nicht viel los und ich konnte mich ganz auf meine neuen Bekannten, die Valentins, konzentrieren.
Ein kleiner Schatten trübte allerdings die folgenden Tage. Kurz nach meiner Rückkehr rief ich Malz an, um
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