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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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Istvan das alles begreiflich machen sollte.
    „Ich sage es dir nur ungern. Aber ich vermute, dass er noch nicht so weit ist. Er kann es, was immer es nun genau in seinem Fall ist, erst loswerden, wenn er sich selbst überwindet und sich akzeptiert, so wie er ist, ohne Ausflüchte“, gestand er und sah meine Enttäuschung. Sofort kamen mir die schrecklichsten Gedanken, die ich vor Valentin laut äußerte.
    „Oh Gott! Was, wenn er das nicht kann? Wir könnten nie wieder richtig zusammen sein. Wie kriegen wir ihn nur dazu, dass er begreift, dass er es selbst in der Hand hat. Er ist so felsenfest davon überzeugt, dass es seine Pflicht ist, sich gegen seinen Wolf zu wehren. Er ist so verdammt stur in seiner Selbstverachtung“, stammelte ich und konnte die Tränen kaum noch zurückhalten.
    Valentin reichte mir sofort sein Stofftaschentuch mit dem scharlachroten V-Monogram. Es war so schön, dass ich es kaum wagte, es mit meinen Tränen zu beschmutzen. Aber ich wollte auf jeden Fall verhindern, dass Istvan die Tränenspuren an mir sah, also wischte ich sie ab.
    „Joe, jetzt nur nicht den Mut verlieren. Du warst bisher so tapfer. Unterschätze deine eigenen Instinkte nicht!“, ermahnt er mich. „Schließlich wusstest du auch, dass du zuerst gehen, ihn richtig erschüttern musstest, damit er sich wieder besinnt. Du verstehst ihn instinktiv. Das wird euch helfen. Auch wenn ich nicht weiß, wie du das anstellst“, sagte er und lächelte mich schwach an.
    Ich schniefte und dachte sorgfältig über Valentins Worte nach. Es war gar kein Instinkt gewesen, der mich letzten Endes überzeugt hatte zu gehen. Vielmehr hatte ich auf einen verstörenden Traum und seine Botschaft vertraut, die ich auch jetzt nicht ignorieren konnte. Vielleicht sollte ich Valentin davon erzählen, damit er einen exakteren Überblick über die Dinge bekäme. Nur so konnte er mir helfen.
    „Valentin“, sagte ich und versicherte mir somit seine volle Aufmerksamkeit.
    „Hat Istvan dir eigentlich von meinem Traum erzählt? Er erzählt dir doch alles, deshalb dachte ich …“, deute ich an.
    „Ja. Er meinte, du hättest ihn im Traum dasselbe sagen hören, was er tatsächlich gesagt hat. Ich fand es sehr interessant“, murmelte er unbestimmt.
    „Es gab da noch einen Traum dieser Art. Er hat mir wirklich Angst gemacht. Ich hatte zwar schon vorher einen Traum von dieser Frau, aber erst in dieser Version erkannte ich, dass sie ich war, und dieser Traum und seine verstörenden Bilder brachten mich dazu zu gehen. Es war unheimlich, wie die Bilder meines Traums ihre Entsprechungen in der Wirklichkeit bekamen. Tut mir leid, aber besser kann ich es nicht erklären“, entschuldigte ich mich für meine wenig exakten Ausführungen. Aber einem anderen einen sehr persönlichen Traum zu erzählen, war nicht gerade leicht.
    Valentin hörte mir aufmerksam zu, aber er antwortete mir nicht gleich. Er starrte vor sich hin und schien an irgendetwas Bestimmtes zu denken. Sein Schweigen dauerte lange genug, um mich zu beunruhigen.
    „Interessant, interessant“, wiederholte er mehrmals. Sein Kopf nickte schwach und abwesend. Woran dachte er nur? Sein gleichmäßiges Profil wirkte auf einmal fremd und zum ersten Mal empfand ich Valentin als seltsam.
    „Bitte, sei ehrlich!“, verlangte ich sanft. „Was hältst du wirklich davon?“
    Plötzlich kam ich mir vor, als hätte ich eine Sitzung bei einem rumänischen Therapeuten, der noch nicht auf die passende Diagnose gekommen war.
    „Es könnte sein … so etwas kommt vor … nicht oft … es ist zwar selten, aber …“, brummte er weiter vor sich hin und machte mich mit seinen abgehackten Andeutungen ganz nervös.
    „Joe, kann es sein, dass du eine prophetische Traumgabe besitzt?“, fragte er mich sehr ernst. Seine dunklen Augen durchbohren mich.
    „Was?“, stöhnte ich fassungslos. „Wovon sprichst du? Was? Fragst du mich das im Ernst?“, fuhr ich ihn entrüstet an.
    Wovon zum Teufel sprach er da? War er verrückt geworden? Hatte er vergessen, dass ich nur ein Mensch war? Ich hatte plötzlich das Gefühl, keinen festen Boden unter meinen Füßen zu spüren.
    „Ich meine es sehr ernst“, warnte er mich vor. „Hattest du schon früher solche Träume?“, wollte er von mir wissen und hörte nicht damit auf, mich mit wissendem Blicken zu mustern.
    „Nein. Die Träume fingen erst an, nachdem ich mit Istvan zusammengekommen war. Ich glaub, den ersten Traum hatte ich, als er mir eines seiner Gedichte vorlas. Ich

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