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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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liegen und begann es mir gemütlich zu machen.
    „Siehst du“, sagte ich zu ihm. „Es funktioniert überhaupt nicht“, meinte ich weiter und begann mit meinen Fingern das Laken an seiner Körperseite zu lockern, um dann ein weinig ungeschickt mit unter die Decke zu schlüpfen. Es war sengend heiß unter seinem Laken. Leider machte mich diese Hitze sofort müde und schläfrig. Gähnend umschlang ich mit einer Hand seine Körpermitte.
    „Du spielst nicht nur verflucht unfair, sondern scheinst dabei auch noch halb einzuschlafen“, beschwerte er sich ein wenig gekränkt.
    „Keine Sorge, ich werde nicht einschlafen, wenn du darauf bestehst. Ich dachte eigentlich, du wärst froh darüber, dass mich deine Wärme einschlummert“, feixte ich schlaftrunken.
    „Ja und nein. Einerseits möchte ich, dass du jetzt sofort einnickst und nicht weiter deine – wie soll ich’s nennen? – Verführungsnummer weiterverfolgst. Der andere Teil von mir wünscht sich, dass du die ganze Nacht so weitermachst“, gestand er seufzend. „Der kleine Masochist in mir will anscheinend von dir gequält werden“, scherzte Istvan und begann meine Schulter zu umklammern.
    Ich dachte lange über seine Worte nach. Waren sie ein Angebot? Sollte ich wählen und entscheiden, wie einfach oder wie schwierig diese Nacht werden würde?
    Ich bettete mein Kinn auf seine Brust und betrachtete ihn nachdenklich. Seine Augen schienen ebenso zwiespältig wie seine Worte. Er würde beide Möglichkeiten akzeptieren, aber auch bei beiden leiden, das lag auf der Hand. Und obwohl ich nichts lieber tun wollte, als die halbe Nacht mit seiner und mit meiner Beherrschung zu spielen, gewann meine noblere Seite. Verdammt sei die Vernunft, schimpfte ich innerlich.
    Istvan sah mich weiterhin an, mit einem Blick, der einen schmelzen lässt und die Knie weich macht. Gut, dass ich jetzt nicht stehen muss, schoss es mir durch den Kopf.
    Dann strich er mir über den Scheitel und wickelte meine Haarsträhnen um seine Finger. Ich legte meinen Kopf schräg auf seinen glühenden Brustkorb. Dabei hielt ich ständig seinen Blick. Nach einer Weile hatte ich das Gefühl, als wäre ich in einem grünen Wald verloren gegangen. Ich musste blinzeln, als wäre ich hypnotisiert, dann war ich wieder Herr meiner Sinne. Teilweise zumindest. Ich zog mein Gesicht an sein Kinn he-ran und wartete auf sein Entgegenkommen, das sich sofort einstellte. Unserer Lippen trafen sich und mein Herz ritt wieder im Galopp. Es brauchte fast übermenschliche Kraft, um mich von seinen Feuerlippen zu lösen.
    Atemlos wünschte ich ihm: „Gute Nacht.“
    Die Entscheidung war gefallen und er war erlöst.
    Wir beide waren es.
    Erschöpft schlief ich ein. Die Gelöstheit des Bades war längst dahin.
     
    Ich wandle durch die Flure des Senatssaales, die Werke alter venezianischer Meister über mir. Panisch erreiche ich die schwere Flügeltür. Ich habe Angst, dass er immer noch hinter mir her ist. Deshalb reiße ich die Tür heftig auf. Als ich sie -durchschreite, befinde ich mich völlig unvermittelt im Wald wieder. Einem Wald, dessen Bäume und Hügel ich kenne. Von meinem unbekannten Verfolger getrieben, hetze ich weiter. Das Unterholz kracht und bricht durch meinen unsteten Laufschritt. Ich neige den Kopf nach hinten, um nach dem Schatten hinter mir zu sehen, da pralle ich gegen ein Hindernis. Aber es ist kein Baumstamm, sondern ich bin gegen den Rücken eines Mannes gelaufen. In vollkommen absurder Geschwindigkeit wendet er sich um und bietet mir verbeugend seine Hand an, dich ich ergreife. Sein Griff stellt mich so mühelos auf die Beine, dass mir davon ganz schwindlig wird. Alles beginnt sich zu drehen, wird unscharf. So gelingt es mir nicht, den Mann deutlich zu sehen. Etwas in mir weiß aber, dass die Anwesenheit des Fremden die Angst vor meinem Verfolger auslöscht. Ich versuche ihn anzusehen. Seine Beine stecken in einer fremdartigen, roten Hose, die wiederum in Reitstiefeln steckt. Der Oberkörper ist von einem straff sitzenden grünen Rock bedeckt, der mit weißen oder silbernen Verzierungen bestickt ist. Das doppelreihige Muster kommt mir seltsam bekannt vor. Auf seiner linken Schulter hängt eine grüne Pelzjacke. Er trägt Säbel und eine lederne Tasche. Erst als ich bemerke, dass seine grünen Augen zu seiner grünen Uniform passen, weiß ich, wer vor mir steht. Ich kann mir nur nicht erklären, wieso er in einer alten Offiziersuniform steckt.
    Alles wird immer absurder. Und obwohl ich den Wunsch

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