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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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sind die Verwandlungs-
    schmerzen und das Wolfsfieber in meinem Fall sehr heftig.
    Es könnte also sein, dass ich in diesem Zustand jemanden
    unabsichtlich verletze. Joe – ich könnte dich verletzen. Das
    ist das Risiko nicht wert“, beichtete er mir und schien sofort
    sein Geständnis zu bereuen, denn er drehte sich wieder mit
    verschränkten Armen um.
    Doch so schnell gab ich nicht auf. Ich stellte mich ent-
    schlossen vor ihn.
    111

    „Nein. Nein, das wird nicht passieren. Ich werde auf Ab-
    stand bleiben, versprochen. Du sagst mir genau, was mich
    erwartet und worauf ich zu achten habe. Ich schwöre dir,
    mich an alle Regeln zu halten, die du aufstellst. Indianereh-
    renwort“, sagte ich und machte dazu ein symbolisches Kreuz
    über meiner linken Brust.
    „Joe, du weißt nicht, worauf du dich da einlässt. Willst du
    es dir nicht doch noch mal überlegen? Warten wir doch auf
    den nächsten Monat“, schlug er vor.
    „Keine Chance. Das halte ich nicht aus. Noch einen Mo-
    nat voller dubioser Vorstellungen und Spekulationen. Nein.
    Ich will sehen, wer du bist. Ich weiß, dass ich das verkraften
    kann. Ich bin mir sicher. Ich weiß es, weil du es bist. Ver-
    stehst du das?“
    Schon wieder war es mir passiert. Ich gestand mehr, als
    ich eigentlich sagen wollte. So etwas konnte ich doch einem
    Mann nicht anvertrauen, den ich nur zum Freund haben
    konnte. War ich zu weit gegangen?
    „Empfindest du das wirklich so?“, wollte er von mir wis-
    sen und starrte mich unsicher an.
    Er schien jetzt noch aufgewühlter als vorhin.
    „Ja“, sagte ich kleinlaut, obwohl es die reine Wahrheit war.
    Er atmete aus und sah mich dabei prüfend an.
    „Komm am Nachmittag wieder, dann werde ich dir alles
    sagen, was du wissen musst. Wir bereiten uns gut vor. Viel-
    leicht kann ich mich so davon überzeugen.“
    Endlich, ich hatte ihn doch noch überredet. Ein Wunder
    war geschehen. Doch bevor ich ging, kam er noch mal auf
    mich zu. Den Finger erhoben, um etwas klarzustellen.
    „Joe, eines sollst du noch wissen. Ich halte es noch immer
    für einen leichtsinnigen Fehler.“
    „Ja, ich weiß“, erwiderte ich verständnisvoll und blickte
    ihm noch einmal voller Zuversicht in die Augen. Ein älterer
    Herr betrat die Bücherei und wurde damit zu meinem Stich-
    wort zu gehen. Denn von nun an waren wir nicht länger un-
    gestört.
    112

    Nachmittag. Die ganze Zeit über war es schwer, von der
    Bücherei fernzubleiben, die Abmachung zu halten, um die
    er mich gebeten hatte. Deshalb beschäftigte ich mich mit
    Alltagskram. Ich kaufte im Supermarkt den Vorrat für eine
    ganze Woche, bestellte beim Fleischhacker ein paar Steaks,
    die ich für Viktor und Paula am Wochenende mitnehmen
    wollte. An der Kasse musste ich dreimal in meiner Geldbör-
    se nach ein paar Cents suchen. Ich konnte mich auf nichts
    konzentrieren. Fast wäre ich auf dem Kundenparkplatz einer
    älteren Frau ins Heck gefahren, weil ich so abgelenkt war.
    Umso dankbarer war ich nun, da meine Uhrzeiger endlich
    16.00 Uhr anzeigten. Die Bibliothek würde in einer halben
    Stunde schließen und niemand würde mehr kommen, um
    sich ein Buch auszuleihen. Ich stand nun vor dem Gebäu-
    de mit der abgeplatzten Farbe, lehnte an meinem Wagen,
    dem reparierten Sportcoupé, und blickte gebannt auf den
    Eingang. Irgendwie erwartete ich, dass in so einem entschei-
    denden Moment meines Lebens ein Zeichen erscheinen
    müsste.
    Doch gleichzeitig kam mir der Gedanke lächerlich vor,
    denn Istvan war doch auch völlig unerwartet in mein Le-
    ben und meine Welt getreten. Ich würde kein Zeichen be-
    kommen und machte mir klar, dass mein Zögern nur wieder
    mit der Angst vor dem Unbekannten zu tun hatte. Außerdem
    quälte mich so ein Gefühl, dass Istvan vielleicht seine Mei-
    nung geändert haben könnte.
    Doch ich konnte es nicht länger hinauszögern. Schließ-
    lich hatte ich ihm versprochen, stark zu sein, und ich war
    jemand, der seine Versprechen hielt.
    In der Bibliothek hatte sich das Licht verändert. Es war
    ein später Nachmittag im Oktober und die herannahende
    Dämmerung verhinderte die farbenprächtigen Lichteinfälle,
    die vorhin alles durchfluteten.
    Als ich eintrat, war Istvan nicht, wie sonst üblich, gleich
    in meiner Nähe, um mich zu begrüßen. Ich klapperte einen
    Saal nach dem anderen ab, aber kein Istvan war zu sehen.
    113

    Ich setzte mich auf den Schreibtisch im deutschsprachigen
    Saal, meinen üblichen Sitzplatz, und wartete auf ihn.
    Nach ein paar Minuten

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