Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
Vom Netzwerk:
man in Haithabu gebaut hatte, erstreckte sich auch hier im Halbkreis ins Wasser, und die Zufahrt vom Fluss her war mit einer Kette abgeriegelt. Vali war nicht sicher, ob er die geschickte Konstruktion bewundern oder darüber verzweifeln sollte, wie schwierig hier eine Flucht wäre. Auf der Seemauer waren nur zwei Ausgucke eingesetzt, doch mehr brauchte es auch nicht, um Alarm zu schlagen. Solange die Kette nicht gesenkt wurde, kam kein Schiff hinein oder heraus, und wenn Vali und seine Gefährten über Land zu fliehen versuchten, würde Hemming einfach die umliegenden Gehöfte verständigen.
    Ein Jarl in einem strahlend gelben Hemd führte ihn zur Halle, einem riesigen Gebäude mit vorgewölbten Wänden wie ein Schiffsrumpf. Dort drinnen hätte man Gabelbarts Halle zweimal unterbringen können, dachte Vali bei sich.
    Eine Tür wurde geöffnet, und er trat ein. Am anderen Ende des Raumes erkannte er durch den Rauch des Feuers gerade eben einen großen schmalen Mann, der auf einem Thron aus Stein saß. Als Vali sich dem König näherte, konnte er ihn besser sehen. Er trug kostbare blaue Seidenkleider, die Augenlider waren ausgiebig geschwärzt, und auf die Lippen hatte er sich den Saft von Beeren geschmiert.
    Neben ihm kniete ein schlicht gekleideter christlicher Priester, der eine Tonsur trug. Dieser kritzelte etwas auf eine Tafel. Normalerweise wäre Vali neugierig gewesen und hätte es sich gern angesehen. Auf Hemmings anderer Seite wartete eine hübsche Frau, die ein langes hellgelbes Seidenkleid trug. Sie kam Vali mit einem Trinkhorn entgegen. Es war ein schönes Objekt, poliert und mit Silber beschlagen.
    Die Frau sprach Norwegisch mit einem außergewöhnlichen Akzent. »Ich bin Inga, Königin der Dänen, und heiße dich an unserem Hof willkommen. Trinke und sei unser Gast. Nimm den Met der Freundschaft von Hemming, dem König der Dänen, dem mächtigsten Herrscher von Mittelerde an.«
    »Ich danke dir, edle Königin. Ich nehme diesen Kelch als Zeichen unserer Freundschaft, die heute und für alle Zeit Bestand haben soll«, erwiderte Vali.
    Er trank einen Schluck.
    »Sind die Formalitäten damit erledigt?« Hemming hatte sich mit einem Pergament beschäftigt, das er nun dem knienden Priester zurückgab, um sich an Vali zu wenden. »Gut. Du bist hier willkommen, Vali von den Horda. Mehr, als es die schönen Worte ausdrücken können, mit denen wir dich begrüßen.«
    »Ich bin dankbar, dass du mich so bald nach meiner Ankunft empfängst, mein König«, sagte Vali.
    »Alle anderen Geschäfte mussten zurückstehen, sobald wir erfuhren, dass du hier bist«, erwiderte Hemming mit einem kleinen Lächeln. Dann starrte der König Vali eine Weile schweigend an.
    Vali fragte sich, ob er etwas sagen sollte, doch da ihm nichts einfiel, hielt er den Mund.
    »Warum bist du hier? Ich will die Wahrheit hören.«
    »Ich möchte dich um Erlaubnis bitten, dass die Rygir Haarik angreifen dürfen, oder dass du ihm befiehlst, uns für unseren Verlust zu entschädigen.« Vali log nicht gern, doch er hielt sich an die Weisheit, dass eine Lüge im Angesicht des Feindes keine Lüge ist. Hemming war ein potenzieller Feind, also war Täuschung erlaubt und sogar ehrenhaft. Einen Eid zu brechen wäre jedoch eine ganz andere Sache.
    »Deshalb bist du nicht hier«, erwiderte Hemming. Er war völlig ruhig, seine Worte klangen nicht im mindesten bedrohlich. Nur die plötzliche Unruhe des Priesters verriet Vali, dass etwas nicht stimmte. Der Mann blickte zum König und erbleichte. Vali erinnerte sich, dass diese Priester angeblich etwas gegen das Töten hatten, obwohl sie seltsamerweise Menschenfleisch aßen. Wenn jemand vor Gabelbart log, konnte er damit rechnen, ohne großes Federlesens an Odin überantwortet zu werden. War Hemming ähnlich, wenngleich sanfter im Auftreten?
    Wieder gab es ein langes Schweigen. Dieses Mal hatte Vali das Gefühl, er müsse etwas sagen.
    »Ich habe eine unnütze Reise unternommen«, gab er zu.
    Der König zog die Augenbrauen hoch und gab Vali zu verstehen, er solle fortfahren. Vali musste sich schnell etwas überlegen und seine Mission auf eine Art und Weise beschreiben, die Hemming akzeptabel fand.
    »Ich war als kleiner Junge krank«, erklärte er. »Eine Heilerin in Rogaland hat mich gepflegt und geheilt. Ich habe ihr geschworen, alles für sie zu tun, was ich kann. Bei Haariks Überfall wurde ihre Tochter entführt, und die Mutter bat mich, sie zu finden und zu befreien. Ich habe diesen Eid vor Odin geschworen,

Weitere Kostenlose Bücher