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Wolfslegende

Wolfslegende

Titel: Wolfslegende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Kokalos, ver-bergen. Aber Kokalos leugnete dies. Vielleicht würde wegen Daida-los sogar ein neuer Krieg entflammen, in dem Tausende ihr Leben verlieren mußten ...
    Dakaris preßte die Lippen zusammen. Er wollte zu einer Entschuldigung ansetzen, doch Minos entspannte sich wieder. Seine Haltung gab jedem im Umkreis zu verstehen, daß er dem Auguren seine Äußerung nicht ankreiden würde, wenn dieser sich künftig in der Wahl seiner Worte etwas zurücknahm.
    Dakaris gab sich der Erleichterung nur ein paar tiefe Atemzüge lang hin. Dann konzentrierte er sich wieder auf die Bergung des Ungeheuers, das mit der vereinten Kraft eines halben Dutzends Männer aus dem Loch gehievt wurde, als die Dunkelheit bereits hereingebrochen war.
    Feuer, rings um den Spalt entzündet, erhellten den leblosen, abscheulichen Koloß, dessen Körper förmlich aus dem klaffenden Riß hervorquoll, ehe er noch ein gutes Stück weit über Geröll und Sand geschleift wurde und endlich still und schrecklich liegenblieb.
    »Was wurde aus dem Schädel des Minotaurus?« fragte Dakaris, während er zu verdrängen versuchte, daß die Augen dieses Schädels offenstanden, weit offen, und ihn anstarrten. Selbst im Tode. »Wurde er verbrannt?«
    »Er wurde vergraben«, sagte Minos. »Und jetzt fang endlich an! Beantworte mir die einzige Frage, die zählt: Ist er es - kann er es überhaupt sein - oder nicht?«
    Der Augure wußte, was von ihm erwartet wurde. Er sollte dem König die Erklärung liefern, wie ein vom Torso getrennter Kopf wieder dorthin zurückkehren konnte, und zwar so, daß es aussah, als wäre er nie davon getrennt gewesen.
    »Vergraben«, wiederholte Dakaris. »Seid Ihr sicher?«
    »Genug! Fang an!«
    »Schon gut.« Der Augure senkte das Messer, das er sich in der Stadt an Gortyns Kleidern abgewischt hatte und an dem sich noch Blutspuren jenes anderen Stiers befanden, an dem Dakaris die Eingeweideschau vollzogen hatte.
    Routiniert wollte er die Klingenspitze in die glatte, unbehaarte Brust des Monstrums treiben.
    Wollte.
    Aber die Klinge, die ihn zahllose Male bei der Ausübung seiner Disziplin unterstützt hatte, brach beim ersten geringen Krafteinsatz mit einem häßlich singenden, in der Luft gespenstisch lange nachklingenden Ton entzwei!
    Umgebende Stimmen schwollen zu einem Chor, in den sich auch Dikaris' Stöhnen mengte. Fassungslos starrte er auf den nutzlos gewordenen Schaft, den er noch in der Faust hielt.
    »Ein neues Messer!« übertönte Minos' Stimme alle anderen. »Hier, nimm meinen königlichen Dolch! Nimm ihn und mach weiter!«
    Dakaris griff fast mechanisch nach dem edelsteinbesetzten Kleinod.
    »Er wurde auf der berühmtesten Waffenschmiede meines Reiches hergestellt!« fuhr Minos fort. »Er wird dich nicht im Stich lassen. Niemals .«
    Die letzte Silbe seiner Worte war noch nicht verklungen, als sich das schon einmal erklungene Geräusch wiederholte. Danach hielt der Augure wiederum nur einen Schaft mit abgebrochener Klinge in der Hand.
    Die Unruhe wuchs. Angst stieg in die Augen der Leibwache. Selbst Gortyn litt unter Dakaris' Unvermögen, den Kadaver zu öffnen .
    . weil er und jeder andere nicht an simples Unvermögen glaub -ten! Etwas anderes mußte dahinterstecken. Etwas Grausiges wie der Anblick des toten Hybriden!
    Nachdem auch der zweite Versuch fehlgeschlagen war, wurde der Augure von herbeieilenden Soldaten des Minos beiseite gedrängt. Sie hatten ihre unter den Umhängen verborgenen Kurzschwerter ge-zogen und hackten nun ungestüm damit auf den Leichnam ein.
    Jede Leibwache hatte einen Schlag - an dem auch ihre Klingen brachen!
    Dakaris schwindelte. Er war der Seher. Er war der Mann, der über die Eingeweideschau die Zukunft voraussehen konnte. Doch was er hier mit eigenen Augen erlebte, ging selbst über seinen Verstand.
    Ein Kadaver härter als Bronze und Eisen ...?
    Es half ihm wenig zu wissen, daß es sich um keinen gewöhnlichen Leichnam handelte. Mühsam wahrte er seine Haltung. Dann hörte er Minos neue Befehle verteilen.
    »Errichtet einen Scheiterhaufen, tränkt den Kadaver in flüssiges Pech und verbrennt ihn zu Asche. Ein Schiff soll sie aufs Meer hinaustragen und verstreuen!«
    »Nein!« rief Dakaris dazwischen, wobei er unverzüglich die demütigste Haltung einnahm, zu der er überhaupt fähig war. »Ich bitte Euch, weiser König, überlaßt ihn mir! Ich werde einen Weg finden, ihn zu öffnen! Er birgt ein gewaltiges Geheimnis .«
    All das, was er sonst noch einwenden und an Argumenten aufbieten

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