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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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mehr das für seine Rasse so typische eingedrückte Gesicht und die hervortretenden Augen zeigte. »Ich will verdammt nochmal wissen, was hier eigentlich los ist!«
    Der kleine Hund ähnelte inzwischen einer dieser neuen Züchtungen - einem Peagle oder einem Pekauser. In einer weiteren halben Stunde würde er wahrscheinlich wie ein Pekiwolf aussehen, und kurz darauf konnte schon alles Pekinesenhafte an ihm verschwunden sein.
    »Also, jetzt mal ganz ruhig und der Reihe nach«, sagte Malachy. »Sie haben sich alle auf der Liste eingetragen?«
    Wir sahen Pia an, die hastig zum Empfang zurückeilte - wie ein Hund, der in seine Hütte flüchtet. »Ich glaube, die meisten haben sich eingetragen«, murmelte sie mit bebender Stimme.
    »Sie müssen sich alle namentlich eintragen, damit wir Sie drannehmen können«, erklärte Malachy, woraufhin sich die Leute in einer Reihe vor Pia anzustellen begannen.
    Ich lehnte mich zu Malachy, der nach Antiseptikum, Medizin und einer animalisch wirkenden Kraft roch. Vorsichtig berührte ich den Mondstein, den ich über einer Schicht aus Seidenstoff trug, der wie ein Schalkragen aussah. Darüber hatte ich meinen Pulli und den Arztkittel gezogen. »Was ist eigentlich mit Pia los?«, flüsterte ich ihm zu.
    »Ich habe keine Ahnung. Idiotischerweise weigert sie sich, mir eine Blutprobe zu geben.« Malachy hatte mir den Rücken zugewandt und schob sich dabei rasch etwas in den Mund, was ich nicht erkennen konnte.

    Für einen Augenblick glaubte ich Pia vor mir zu sehen, wie sie voller Verzweiflung zum Vollmond hinaufblickte, der es ihr nicht länger ermöglichte, ihre Gestalt zu verändern. »Können Sie denn nichts für sie tun? Damit sie sich auch so verwandeln kann wie ich?«
    Malachy kniff die Augen zusammen. »Das war nie das Ziel«, erwiderte er scharf. »Wir wollen, dass die Zellen eine neue Form der Stabilität erreichen.«
    Hinter dem Empfang ertönte ein überraschter Aufschrei. Die Wartenden blickten Pia verblüfft an, während diese Malachy anstarrte und vor Aufregung zitterte. »Soll das heißen … soll das heißen, dass Sie mir das absichtlich angetan haben?« Ihre Stimme klang schrill, und ich hätte schwören können, dass sich ihre kurzen hellbraunen Haare aufstellten. »Sie haben das absichtlich so einfädelt, dass ich mich nicht mehr verwandeln kann?«
    »Pia, ich glaube kaum, dass das hier der geeignete Ort und Zeitpunkt ist, so etwas zu erörtern.« Malachy klang streng und genervt. Normalerweise hätte Pia spätestens jetzt den Schwanz eingezogen und klein beigegeben. Doch heute kniff sie stattdessen die Augen zusammen.
    »Beantworten Sie mir nur eine Frage: Können Sie das wieder ändern? Können Sie mir eine Spritze oder etwas Ähnliches geben, damit ich mich wieder verwandeln kann? Können Sie das, Dr. Knox?«
    Unsere Kunden lauschten der Auseinandersetzung mit großen Ohren. Ich konnte mir bereits das Gerede vorstellen, das bald die Runde machen würde: »Was hat sie mit Verwandeln gemeint? Er macht schreckliche Experimente, weißt du. Ich habe gehört, dass er seine eigene Mutter umgebracht hat, um ihr die Organe zu entnehmen …«

    Erst jetzt bemerkte ich, dass sich nicht nur die Tiere veränderten. Es war zwar nicht so offensichtlich, aber die Art und Weise, wie Jerome Marlene beiseitedrängte, kam mir auch etwas unzivilisierter und brutaler vor als sonst. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber ich hatte den Eindruck, als ob Marlene und die anderen Frauen ebenfalls verschlagener und misstrauischer aussahen als sonst. Northsiders nahmen zwar vieles gelassen hin, aber die Mutation von Schoßhunden in Wölfe war offenbar mehr, als selbst sie ertragen konnten.
    Kayla musterte mich aus schmalen Augen. »Worum geht es hier? Was hat er ihr angetan?«
    Ich ignorierte sie. »Pia«, setzte ich an. Aber sie hielt den Blick weiter auf Malachy gerichtet.
    »Los. Beantworten Sie meine Frage.«
    Malachy schüttelte den Kopf so zaghaft, dass man es kaum wahrnehmen konnte. Er klang beinahe reumütig, als er antwortete. »Nein«, sagte er. »Ich kann den Vorgang nicht mehr rückgängig machen.«
    Mit einem wütenden Fauchen sprang Pia mit einem Satz über den Tisch. Zitternd vor Wut baute sie sich vor Malachy Knox auf. »Ich habe früher einmal geglaubt, dass ich Sie liebe. Ich dachte sogar, ich würde Sie mehr als meine eigene Mutter lieben. Ich habe angenommen, dass das, was Sie taten, aus Versehen geschehen ist. Ja, ich war mir sogar sicher, dass Sie versucht hatten, mir

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