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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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baumelte kopfüber an dem Traumfänger neben unserem Bett im Schlafzimmer.
    Ich hätte in diesem Augenblick viel dafür gegeben, mich auch in den Schlaf flüchten zu können. Red, Malachy und ich gingen betont höflich miteinander um, auch wenn
eine angespannte Stimmung herrschte. Wenigstens war Malachy sichtlich zu krank, um irgendetwas Verbotenes mit mir gemacht haben zu können. Es wäre ja sowieso nicht im üblichen Sinne verboten gewesen. Jedenfalls nahm ich das an.
    Malachy hatte Red erklärt, dass ich beinahe in Ohnmacht gefallen sei, und ich erzählte ihm gerade von dem Erlebnis mit Marlene und Queenie. Für den Moment schienen wir uns damit auf sicherem Terrain zu bewegen. Wenigstens galt das für mich. Ich war mir außerdem ziemlich sicher, dass Red Marlene Krauss in Zukunft meiden würde, selbst wenn sie ihm den Auftrag erteilen sollte, irgendwelche Klapperschlangen aus ihrem Speicher zu entfernen.
    Er zuckte zusammen, als ich ihm davon berichtete, wie Marlene gedroht hatte, sich selbst um das Problem zu kümmern. »Kein Wunder, dass du sie beißen wolltest. Wie kam diese Idiotin eigentlich auf die Idee, dass ihre Hündin von einem Kojoten trächtig ist?«
    »Sie meinte, sie hätte eines Abends Kojoten heulen gehört«, erwiderte ich. »Wahrscheinlich ist es nur eine Vermutung.«
    Red schüttelte auf eine beinahe wolfshafte Weise den Kopf. »Einfach unglaublich. Das passiert immer wieder. Die Leute sehen einen streunenden Hund und behaupten sofort, es wäre ein Kojote gewesen. Also rufen sie mich, ich schaue mich um und entdecke irgendeinen armen Köter, den jemand ausgesetzt hat, der aber garantiert kein Kojote ist. Und trotzdem weigert man sich, mir zu glauben. ›Dann ist es sicher ein Coydog‹, sagen sie. ›Bring ihn um, ehe er meine armen Kleinen verschlingt.‹ Ich erkläre ihnen immer so ruhig wie möglich, dass es sich eher um einen
Wolfshybriden als um einen Coydog handeln muss. Aber das nützt nichts. Sie wollen nur das hören, was sie sowieso schon glauben.«
    Red stand auf und holte eine Flasche Budweiser aus der Kühlbox. »Möchtet ihr auch?«, fragte er uns.
    Ich wollte gerade anmerken, dass es für Alkohol vielleicht noch etwas früh sei, als ich mit einem Blick aus dem Fenster feststellte, dass die Wintersonne bereits unterging. In letzter Zeit war es für einen Januar erstaunlich warm - für jenen düsteren Monat, in dem man früher einmal abends Kerzen angezündet und nach bösen Omen für das kommende Jahr Ausschau gehalten hatte, während man heutzutage eine Urlaubsreise in ein fernes Land plante.
    »Ich bleibe beim Tee. Danke«, erklärte Malachy. Er runzelte die Stirn. »Eine Frage, Red: Warum ist es so unwahrscheinlich, dass ein Kojotenmännchen eine domestizierte läufige Hündin bespringt?«
    Red öffnete seine Bierflasche. »Weil auch das Kojotenmännchen läufig sein muss.« Nachdenklich fügte er hinzu: »Die meisten scheinen anzunehmen, dass sich nur Wölfe für immer an einen Partner binden, Kojoten aber nicht. Doch da liegen sie falsch.«
    Ich musterte eingehend meine Fingernägel, wobei mir auffiel, dass ich wieder einmal vergessen hatte, den goldenen Topasring zu tragen, den Red mir letztes Jahr geschenkt hatte. Hoffentlich verstand er das Fehlen nicht falsch. Der Ring war in der Praxis ausgesprochen unpraktisch, und außerdem war ich noch nicht einmal endgültig geschieden. Deshalb hatten wir auch beschlossen, Reds Ring für den Moment als ein Zeichen unserer allgemeinen Verbundenheit und nicht als das einer Verlobung zu verstehen.

    »Faszinierend«, sagte Malachy und gab einen Löffel Zucker in seinen Tee. »Dann gehen Kojoten also eine Partnerschaft fürs Leben ein?«
    »Manchmal.« Red trank einen Schluck Bier. »Manchmal verlieren Wölfe oder Kojoten allerdings auch ihren Partner und suchen sich einen neuen. Vor Sehnsucht gehen sie also nicht gleich ein.«
    Wölfe waren trotzdem wesentlich treuer als so manche Menschen. Schließlich wachten sie nicht eines Morgens auf und fanden, dass sie lange genug mit ihrer Partnerin zusammen gewesen waren. Rudel lösten sich nicht einfach auf, nur weil das Alphamännchen auf einmal beschloss, das Alphaweibchen durch ein anderes auszutauschen.
    Werwölfe hingegen verhielten sich genauso abscheulich wie Menschen, wenn es um Treue ging. Oder vielleicht war es auch nur mein früherer Mann, der sich in jeder Gestalt als Monster offenbart hatte.
    Ich stand auf und sah nach unserer Cafetière, die ich zuvor mit heißem Wasser und

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