Wolfsmagie (German Edition)
selbst nicht genau. Sie bewegte sich so flink, wie ihr langer Rock und die klobigen Schuhe es zuließen, durch das Restaurant, doch als sie die Stelle erreichte, wo sie den Mann zuletzt gesehen hatte, war er spurlos verschwunden.
Da war etwas zutiefst Vertrautes an dem Kerl gewesen.
Was überhaupt keinen Sinn machte. Sie war in Schottland. Die einzigen Männer, die sie hier kannte, waren Dougal, der mit ihr am Tisch gesessen hatte, Liam, der sowohl kleiner als auch schlanker war als der fragliche Mann – darüber hinaus hatte er schwarze Haare und keine hellbraunen mit goldenen Strähnen darin –, und Alan Mac, der viel zu groß war, als dass man ihn mit irgendwem hätte verwechseln können.
Wahrscheinlich hätte sie noch Edward Mandenauer und Rob Cameron anführen können, aber beide waren wesentlich älter als der Typ, den sie gesehen hatte.
Warum wurde sie dann das Gefühl nicht los, ihn zu kennen?
Könnte es der Mann sein, der sich in Drumnadrochit nach ihr erkundigt hatte? Falls ja, hatte er sie nun wohl aufgespürt.
Aber warum sollte er dann einfach sang- und klanglos verschwinden?
Kris war mehr als beunruhigt. Sie hätte Dougal bitten sollen, sie zu begleiten. Er hatte mit dem Mann gesprochen. Er wüsste, ob es derselbe war.
»Verdammt«, murmelte Kris, als sie zum Tisch zurückging. Heimlichkeit war einfach nicht ihr Ding.
Dougal war gerade dabei, die Rechnung zu bezahlen. Kris bestand auf getrennter Kasse. Dougal protestierte.
»Wir sind Freunde«, wandte Kris ein. »Und ein Freund lässt den anderen nicht die ganze Rechnung berappen.«
»Meine Freunde schon«, brummte Dougal.
Kris lachte und legte ein paar der englischen Pfundnoten auf den Tisch, die sie eingewechselt hatte, bevor sie ins Flugzeug gestiegen war. Sie würde morgen eine Bank suchen und mit dem Geld, das Edward ihr gegeben hatte, das Gleiche tun müssen. Sie hoffte nur, dass es keine Blüten waren.
»Die Sonne sinkt schnell.« Dougal zwinkerte ihr zu. »Wir sollten zum Loch Ness spazieren, damit wir Nessie nicht verpassen.«
Während sie das Restaurant und dann das Gebäude verließen, hielt Kris nach dem mysteriösen Mann Ausschau. Vergeblich.
»Dieser Typ, der nach mir gefragt hat«, setzte sie an, als sie die Straße überquerten und die grasbewachsene Böschung hinabschlenderten. »Wie sah er aus? Größe? Gewicht? Haarfarbe?«
Dougal runzelte die Stirn. »Er war kleiner als ich. Stämmig, aber nicht dick. Muskulös. Braune Haare.«
»Hellbraun? Mit Highlights?«
Dougals Stirnrunzeln vertiefte sich. »Highlights?«
»Strähnchen.« Sie klopfte sich mit den Fingern auf den Scheitel. »Von der Sonne. Wahlweise koloriert.«
»Ach so.« Er nickte, dann blieb er stehen und legte nachdenklich den Kopf schräg. »Ich erinnere mich nicht.«
Kris rieb sich die Nasenwurzel. »Seine Augenfarbe?«
»Ist mir nicht aufgefallen.«
Dougal würde niemals einen guten Polizisten abgeben. Zum Glück musste er das auch nicht.
»Sie kennen ihn?«, fragte er.
Sie hatten das Ufer des Loch Ness erreicht und sich auf eine strategisch günstig platzierte Bank gesetzt.
Kris wusste nicht, was sie sagen sollte. Dougals Beschreibung war wertlos. Sie traf auf den Mann, den sie im Clansman gesehen hatte, zu und auch wieder nicht. Einen Mann, der ihr vertraut vorkam und auch wieder nicht.
»Ich bin nicht sicher. Sollte er sich noch mal blicken lassen, erkundigen Sie sich nach seinem Namen.«
»Das hätte ich schon früher tun sollen. Bitte entschuldigen Sie.«
»An der Sache ist bestimmt nichts weiter dran.« Vermutlich war das sogar wahr, trotzdem ließ sie ihr keine Ruhe.
Kris legte die Videokamera auf ihren Schoß. So saßen sie Seite an Seite und beobachteten den See, während sie auf etwas warteten, das nicht kommen würde. Eigentlich war Kris nicht gut im Warten; sie hatte schon immer zur Ungeduld geneigt, war immer im Aufbruch begriffen gewesen, immer auf der Jagd nach der nächsten Geschichte oder mehr Information über die aktuelle.
Was sie an etwas erinnerte …
»Es gibt da diesen unvollendeten Bereich in Ihrem Museum.«
Dougal nickte, die Augen weiter auf den Loch Ness fixiert. »Die übernatürlichen Mythen Schottlands. Ich habe jede Menge Legenden aus aller Welt studiert, aber das sind meine Favoriten.«
»Sie glauben doch gar nicht an das Übernatürliche.«
»Es ist nicht relevant, ob ich daran glaube. Das Einzige, was zählt, ist, was ich denen verkaufen kann, die es tun.«
Seine zynische Einstellung hätte irritierend
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