Wolfsmagie (German Edition)
war fantastisch, das Essen exzellent. Nach der Ente orderte Kris Lachs mit Cajun-Gewürzen – wer hätte das gedacht? –, Limetten und sonnengetrockneten Tomaten. Dougal entschied sich für Lamm mit Minze-Bratkartoffeln, Rosmarin und Portweinsauce.
Kris verzog das Gesicht, als er bestellte.
»Ich mag kein Lamm.«
»Aber sie sind so niedlich«, konterte er trocken.
»Genau deswegen.«
»Ich habe schon mit Schafen gearbeitet«, sagte er. »Deshalb bevorzuge ich sie auf meinem Teller. Aber Kalb …« Nun zog Dougal eine Grimasse. »Babykühe mit großen braunen Augen. Wie kann man nur?«
»Ich könnte es nicht«, erwiderte Kris. »Das versichere ich Ihnen.«
Sie leerte ihren Teller bis auf den letzten Bissen und trank zwei Gläser Wein dazu. Als der Kellner Dessert vorschlug, blies sie die Wangen auf, aber Dougal bestand darauf, dass sie den Baiserkuchen probierte, der leicht sei, oder das angeblich noch leichtere Sorbet mit Beeren. Nachdem er Kaffee als Dreingabe versprach, ließ Kris sich erweichen.
Draußen auf dem Loch Ness bewegte sich etwas.
»Haben Sie das gesehen?« Kris starrte auf etwas, das wie drei Höcker aussah, die zwischen diesem Ufer und dem gegenüberliegenden auf und ab wogten.
Dougal kniff die Augen zusammen. »Das ist Kielwasser.«
»Woher?« Kris konnte nirgendwo ein Boot ausmachen.
Er wies mit dem Kinn zu den aufragenden Bergen. »Die reichen bis in den Loch Ness hinab und formen dort unten ein Becken. Sobald etwas Wellen erzeugt, kommen diese Wellen an die Oberfläche.« Er reckte die Hände in die Luft, dann verharrten sie, als wären sie auf etwas Hartes gestoßen. »Sie treffen auf Fels und branden zurück.« Er legte in einer angedeuteten Kräuselbewegung die Handflächen zusammen. »Da der Loch Ness so groß und so tief ist, ist das Boot, oder was immer die ursprüngliche Welle erzeugte, längst weg, bevor die Wogen zurückkommen. Bis dahin hat der Auslöser dieser Wogen weitere produziert, und wenn die zurückgeworfenen mit denen aus der anderen Richtung zusammentreffen, entstehen solche Kämme.« Er nickte zum Fenster. »So wie die da.«
Das ergab Sinn. Dougals sachlicher Ton bewirkte, dass Kris sich töricht vorkam. Natürlich hatte sie nur Wellen gesehen. Was denn sonst?
Der Kellner servierte ihre Desserts und den Kaffee. Sobald er fertig war, bemerkte Dougal leise: »Es wurden schon größere Skeptiker als Sie vom Loch Nes genarrt.«
»Woher wussten Sie, was mir durch den Kopf ging?«
Er zuckte die Achseln. »Ihr Gesicht lügt nicht.«
Spitze. Nicht nur war sie unfähig, mit dem Mund zu lügen, auch ihr Gesicht verriet sie. Sie hätte nicht enttäuscht sein dürfen – verabscheute sie Lügner nicht? –, trotzdem war sie es.
»Dort draußen«, fuhr Dougal fort, »ist alles trügerisch. Ob eine Welle, ein Baum, der Schatten eines Prachttauchers bei Morgengrauen oder ein Rotwild in der Abenddämmerung.«
Kris gestattete sich ein Lächeln, als er ein paar der Dinge aufzählte, die Menschen gesehen und mit Nessie verwechselt hatten. Wie konnte eine vernunftbegabte Person nur an Märchen glauben?
Sie war mit ihrem Sorbet, das ihr besser schmeckte als Dougals Baiserkuchen, von dem sie eine Gabel probierte, fast fertig, als sie wieder die seltsame Wahrnehmung hatte, beobachtet zu werden. Sie war an dieses Gefühl gewöhnt – schließlich arbeitete sie beim Fernsehen –, woher kam also diese plötzliche Nervosität?
Dougal starrte auf den See, besser gesagt auf etwas, das ein schwerer Baumstamm mit einem dicken, herausragenden Ast war, den man leicht für den Kopf einer Seeschlange hätte halten können, wenn man die nötige Fantasie aufbrachte. Falls man außerdem zu Paranoia neigte, hätte man meinen können, der Stamm starre zurück.
Kris ließ den Blick durch das Restaurant schweifen. Mehrere Besucher genossen einen Drink an der Bar, aber jeder von ihnen studierte die glänzenden Flaschen an der Wand, zweifellos darüber sinnierend, was er als Nächstes bestellen sollte.
Die anderen Gäste waren ganz auf ihr köstliches Essen konzentriert. Nicht, dass nicht einer von ihnen Kris vor einer Minute noch angestarrt und den Blick dann abgewendet haben könnte. Trotzdem verspürte sie noch immer dieses Kribbeln im Nacken.
Sie guckte gerade über ihre Schulter, als ein Mann den Gastraum verließ. An ihm war etwas, das Kris veranlasste, mit einem gemurmelten »Muss mal für kleine Mädchen« aufzustehen und ihm zu folgen.
Kris verlor ihn aus den Augen.
Wie, wusste sie
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