Wolfsmagie (German Edition)
immer diese Mädchen ermordet hat, sie sehr gut kannte.«
Liam runzelte die Brauen. »Ist dir jemand aufgefallen, der dich verfolgt?«
»Nein«, antwortete sie automatisch. »Warte«, sagte sie dann.
Liam verspannte sich, wobei die Muskeln an seinen Armen, seiner Brust, seinem Bauch verführerisch flatterten und Kris für einen Moment aus dem Konzept brachten. »Also doch?«
Sie verscheuchte die diffusen Ich-will-dich -Gedanken und berichtete Liam von dem Amerikaner, der sich nach ihr erkundigt hatte.
»Das gefällt mir kein bisschen«, bemerkte er.
»Ich bin auch nicht gerade begeistert.«
»Du glaubst, dass er dich geschubst hat?«
»Nachdem ich nicht weiß, wer er ist, wäre es denkbar.«
»Hast du je zuvor Probleme dieser Art gehabt? Es heißt, Schriftsteller würden oft von Stalkern belästigt. Der Mann, der John Lennon erschoss, war gleichzeitig besessen von Stephen King.«
»Ich bin nicht Stephen King«, bemerkte Kris trocken. Und das würde sie auch nie sein.
»Trotzdem kann man nie wissen, welche Psychopathen dort draußen lauern, bis sie …« Er verstummte.
Kris half ihm auf die Sprünge. »Einen umbringen?«
Liam guckte zum Fenster, vor dem der Vorhang ein Stück zurückgezogen war und einen schmalen Streifen Nacht erkennen ließ. »Vielleicht solltest du abreisen. Nach Hause zurückkehren … wo immer das ist.«
»In Chicago«, sagte Kris, dann runzelte sie die Stirn. Warum hatte sie ihm das verraten? Wieso erzählte sie ihm nicht einfach alles?
»Ich bin keine Schriftstellerin«, gestand sie, »sondern Journalistin. Ich produziere eine Show …« Sie brach ab, dann korrigierte sie sich. »Ich habe eine Show namens Hoax Hunters fürs öffentlich-rechtliche Fernsehen produziert.«
Verwirrung flackerte über Liams Züge. »Ich verstehe nicht.«
»Ich decke mythische Schwindel auf. So wie den um Nessie.«
»Nessie ist kein Schwindel.«
»Du sagst, du hast sie nie gesehen.«
»Sehen und glauben sind zwei Paar Schuhe.«
»Also glaubst du, dass es sie gibt?«
»Ja.«
»Willst du mir helfen, es zu beweisen?« Kris hatte nicht gewusst, dass sie das sagen würde, bis die Worte heraus waren.
»Beweisen, dass Nessie existiert?«
»Genau.« Es wäre eine sensationellere Story, als zu beweisen, dass es sie nicht gab.
»Dir ist klar, dass das schon früher versucht wurde?«
Kris lächelte. »Aber nicht von mir.«
Sie könnte es schaffen. Sie könnte eher nachweisen, dass Nessie real war, als dass sie es nicht war. Was hatte Edward gleich wieder gesagt?
Es ist Ihnen doch bewusst, dass es unmöglich ist, die Nicht-Existenz von etwas zu beweisen? Sie könnten allenfalls beweisen, dass man es noch nicht entdeckt hat .
Plötzlich verstand sie, was er damit gemeint hatte.
»Wie willst du sie finden?«, fragte Liam.
Kris zuckte mit den Schultern. »Indem ich sie suche.«
Sie schliefen wieder ein, und als sie aufwachten, tagte es bereits. Kris streichelte Liams Oberschenkel.
»Ich muss los.« Er führte ihre Handfläche an seine Lippen und drückte einen Kuss in die Mitte.
»Los?«, wiederholte sie, nicht fähig zu denken, solange er so etwas tat.
»Wir sehen uns heute Abend.«
Kris entzog ihm ihre Hand. »Du willst gehen?«
Er war schon aus dem Bett und ins Bad geschlüpft, um seine Klamotten zu holen. Beim Herauskommen knöpfte er mit dem Hemd in der Hand seine Jeans zu. »Ich muss zur Arbeit.«
»Was für eine Art von Arbeit?«
Das Misstrauen in ihrer Stimme ließ ihn aufsehen. »Vertraust du mir nicht?«
»Doch …«
»Dein Mund sagt doch , während dein Gesicht aber sagt.«
»Du erzählst mir nichts.«
»Warum solltest du mir dann vertrauen?«
Ja, wieso sollte sie? Ganz einfach . »Solange du mir nichts erzählst, lügst du wenigstens nicht.«
Ein Schatten huschte über sein Gesicht, und ihr Magen verknotete sich. Er log also doch. Vermutlich war sein Name gar nicht Liam Grant. Kein Wunder, dass niemand je von ihm gehört hatte.
Er durchquerte das Zimmer und setzte sich neben sie. »Wer hat dich so oft und so geschickt belogen, dass du niemandem mehr vertraust?«
»Wer nicht?«, gab sie zurück.
Liam strich mit den Fingerspitzen über ihre Wange. »So viele?«, murmelte er. »Wie bedauerlich.«
Kris wollte den Kopf an seine nackte Brust schmiegen, die Lippen an seine Haut pressen, ihn zurück ins Bett ziehen und dieses Gespräch vergessen. Woran lag es bloß, dass sie ihm nicht nur vertraute, obwohl sie es nicht sollte, sondern sich auch so sehr nach ihm verzehrte?
Liam
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