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Wolfsmondnacht (German Edition)

Wolfsmondnacht (German Edition)

Titel: Wolfsmondnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Lynn Morgan
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Jean.«
    »Estelle? Ist das nicht die Frau aus Paris? Warum hat dir nicht deine Mutter den Namen gegeben?«
    »Meiner Mutter war es gleichgültig, ob ich einen Namen besitze oder ob ich überhaupt lebe. Für war ich nur eine Belastung, zumindest während der ersten Jahre …« Jean-François hielt inne.
    »Das ist sehr traurig«, sagte Pamina.
    Jean-François betrachtete sie. Er sah die Traurigkeit in ihrem Blick. »Es ist nicht mehr von Bedeutung«, sagte er. »Es zählt für mich einzig, dass du bei mir bist.«
    »Ich bedeute dir etwas?«
    Er nickte. Es war die Wahrheit. Er fühlte sich ungewöhnlich stark zu ihr hingezogen und glaubte, es sei schicksalhaft.
    »Für meine Eltern war ich immer nur das Mädchen, die Zweitgeborene, etwas Überflüssiges. Eigentlich hätte ich nichts empfinden sollen, als sie starben.«
    Er strich mit den Fingerkuppen über den Rand ihres Gesichts.
    »Die Welt wäre ärmer ohne dich. Und dein Bruder?«
    Pamina sah hinauf zur Sonne. »Er wird bald heiraten in dem Land, das man früher Hellas nannte. Unser Volk stammt ursprünglich von dort. Ich muss jetzt gehen.«
    »Wie schade, denn ich reise übermorgen wieder ab.«
    Pamina sah ihn traurig an. »Aber du kommst doch bald wieder?«
    »Gewiss.«
    »Wann?«
    »Voraussichtlich in drei bis vier Monaten.«
    »Versprichst du es mir?«
    »Oui.« Jean-François lächelte. Auf dem Weg nach Dôle hatte er einige geschäftliche Kontakte knüpfen können. Monsieur Blanchard würde ihn also bald wieder reisen lassen.
    »Sehen wir uns morgen wieder?«, fragte Pamina.
    »Gerne. Dann erzählst du mir etwas von dir.«
    »Das werde ich. Morgen Abend kurz vor Sonnenuntergang hier an dieser Stelle?«
    Er nickte. »Abgemacht!« Mit ihr in den Sonnenuntergang zu blicken stellte er sich als überwältigendes Erlebnis vor.
    Pamina hauchte ihm seidenweiche Küsse auf die Wangen. Ihre Lippen, die jetzt Abschiedsworte formten, waren noch geschwollen von seinen Küssen. Ihr Blick war verhangen vor Sehnsucht nach ihm. Pamina lächelte ihm ein letztes Mal zu, wandte sich um und lief davon. Wieder bewunderte Jean-François ihre Anmut, mit der sie sich durch den Wald bewegte. Kein Ast, kein Kraut behinderte sie. Es war ihm, als sei ein sie Teil dieser grünen Wildnis auf eine Weise, die er selbst nicht vollends verstand - eine Waldnymphe, eine schöne Fee, die seine Träume heimsuchen würde. Ihr Name würde es sein, den er in der Nacht flüsterte und in dem Moment, wenn er erwachte.
    Sah ganz so aus, als wäre das mehr als nur eine Affäre. Dies war unvereinbar mit seinem Beruf, wie er durch die desaströse Ehe seiner Mutter nur allzu gut wusste.
     
    Am Nachmittag saß Jean-François auf der Bank vor Tante Camilles Haus. Céleste ließ sich neben ihn nieder. Sie betrachtete ihn aufmerksam.
    »Du siehst blass aus, mon frère . Die vergangene Nacht war wohl anstrengend für dich«, sagte sie mit einem anzüglichen Unterton in der Stimme.
    Jean-François beäugte sie von der Seite. Er konnte ihr ohnehin nichts vormachen. Warum sollte er es also versuchen?
    »Kennst du das Mädchen, das wir gestern gefunden haben?«
    Céleste schüttelte den Kopf. »Ich habe sie nie zuvor gesehen, doch ich kann die Müllerin nach ihr fragen, wenn du möchtest. Die weiß alles und kennt jeden.«
    » Non , das wird nicht nötig sein.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Sie ist gegangen.«
    Céleste starrte ihn an. »Gegangen? Zum Arzt, vermute ich?«
    »Vielleicht.« Er sah sie eindringlich an. »Tue mir einen Gefallen und sprich mit niemandem über sie. Bitte, ma chère .«
    Sie hob eine Augenbraue. »Warum, hast du wohl etwas mit ihr?«
    »Non, ich möchte nur Tratsch vermeiden.«
    »Hältst du mich für ein Schandmaul?«
    »Erzähle es Tante Camille oder schreie es von allen Dächern. Es kommt auf dasselbe heraus.«
    »Marie wird es Tante Camille ohnehin sagen. Was ist mit dem Mädchen, dass ich nicht über sie reden soll?« Céleste lächelte ihn triumphierend an. »Ah, du bist verliebt!«
    »Das tut nichts zur Sache.« Jean-François erhob sich und trat in den Flur, wo er Suzettes Truhe hingestellt hatte.
    »Ich übergebe dir jetzt Suzettes Sachen, wie es ihr letzter Wunsch war«, sagte er.
    Céleste sah ihn erstaunt an. »Sie haben das Testament bereits eröffnet? Sofern sie ein Testament hat. Sie hat doch eines?«
    »Ein notarielles. Die Testamentseröffnung ist erst in zwei Wochen, daher muss ich bald wieder nach Paris. Mit der Aushändigung der Truhe erfülle ich einen von Suzettes

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