Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Titel: Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
Vom Netzwerk:
versuchst du, deinen Vater in den Irrsinn zu treiben?“
    „Das versuche ich gar nicht. Ich schreibe diese Witze für eine Website. Sie bezahlen mich dafür. Es ist nicht viel, aber … “ Sie zuckte die Achseln. „Die besten Kalauer sind die, bei denen er vor Empörung puterrot wird.“
    „Du bist ein schlimmes Mädchen“, tadelte ich sie lächelnd.
    „Du wirst es ihm doch nicht verraten, oder?“
    „Nein, aber früher oder später wird er dich erwischen, und dann bist du auf dich allein gestellt. Wie mogelst du dich an den Überwachungskameras vorbei?“
    „Das ist nicht schwer. Dein Sicherheitssystem ist veraltet. Hast du es je modernisieren lassen, seit dein Vater nicht mehr der Chef im Ring ist?“
    „Nein.“
    „Wozu auch? Wer würde schon in ein Polizeirevier einbrechen?“
    „Du meinst, außer dir?“
    „Ich bin nicht eingebrochen.“
    „Wie hast du es dann angestellt?“
    Ich wusste, dass Jordan klug war. Das musste sie auch sein, wenn sie darauf hoffte, die Duke zu besuchen. Aber ein Sicherheitssystem zu überlisten – selbst ein veraltetes? Ich sprach es nicht laut aus, aber ich war beeindruckt.
    „Ein bisschen Gefummel am Computer“, antwortete sie. „Ein Schraubenzieher hier, ein Mutterschlüssel dort und schon … “ Jordan vollführte mit der Hand eine Voilà -Geste. „Du darfst mich die Unsichtbare Frau nennen.“

30
    Insgeheim rechnete ich damit, dass Ian mir auf der Treppe entgegenkommen würde. Wie lange konnte es dauern, ein paar Einkaufstüten auf einem Bett abzuladen?
    Allem Anschein nach ziemlich lange. Die Tür zu meinem Zimmer war offen; Ian stand, die Tüten noch immer in den Händen, am Fenster und starrte hinaus.
    „Alles okay?“, fragte ich.
    „Es gibt da etwas, das ich dir sagen muss.“
    Sein Tonfall deutete an, dass es eine Weile dauern könnte, darum trat ich ein und schloss die Tür. Das Zimmer war urig eingerichtet; das französische Doppelbett schmückten ein geschnitztes Kopfteil und ein handgenähter Quilt. Vor einer Wand kauerte ein dick gepolstertes, geblümtes Zweiersofa, und hinter einer frisch lackierten Tür befand sich ein ultramodernes Bad. Es gab sogar einen Schreibtisch samt Lampe, Stuhl und Internetzugang.
    Ich nahm die Tüten und stellte sie auf den Boden, während Ian weiter so angestrengt aus dem Fenster starrte, dass ich mir Sorgen zu machen begann. Ich legte meine Hand auf seine Schulter und strich mit dem Finger über die Stelle, wo der Stoff seine Tätowierung verdeckte.
    „Wann hast du sie dir eigentlich stechen lassen?“ Wenn er anfinge, darüber zu sprechen, fände er vielleicht eine Überleitung zu dem, das zu artikulieren ihm offensichtlich so schwerfiel.
    „Alle Nighthawks haben eine.“
    „Du sagtest, du hast sie, um dich immer daran zu erinnern, dass du ein Krieger bist?“
    „Das stimmt. Wir Nighthawks müssen jederzeit dafür gewappnet sein, gegen das Böse zu kämpfen. Der Adler ist der Vogel des Krieges. Er gibt uns Stärke, Weitsicht, Macht.“
    „Kann jeder Nighthawk seine Augen verwandeln?“
    „Jeder von uns besitzt seine eigene Gabe.“
    „Zum Beispiel?“
    Ian drehte sich um, und meine Hand schwebte, wo eben noch seine Schulter gewesen war, in der Luft. Er schloss die Finger um mein Handgelenk und drückte einen Kuss in die Mitte meiner Handfläche. Für ein paar Sekunden schloss ich die Augen und gab mich ganz der Empfindung hin.
    Sein Mund strich über meine Nase, meine Wangenknochen, mein Kinn. Ich biss mir auf die Lippe und kämpfte darum, stark zu bleiben, aber es gelang mir nicht. Als er mich küsste, küsste ich ihn zurück.
    Ich wölbte die Hände um sein Gesicht und zog seinen Kopf nach unten, um seinen Mund zu erkunden. Er war feucht und heiß, schmeckte nach Wein und Verlangen – oder war das meiner?
    Ich streichelte seine Schultern, ließ die Daumen in die Ärmel seines T-Shirts gleiten und erforschte die Konturen seiner Bizepse, die seidenweiche Mulde, wo sein Unterarm mit dem Ellbogen verschmolz. Ich wollte meinen Mund dort hinlegen, seine Haut lecken, spüren, wie sein Puls gegen meine Zunge pochte. Stattdessen hob ich den Kopf, nahm die Hände weg und trat einen Schritt zurück.
    „Ich kann nicht, Ian. Du bist verheiratet.“
    „Das bin ich nicht, Grace. Ich schwöre es.“
    Das plötzliche Prasseln von Regentropfen gegen die Scheibe zerriss die Stille.
    „Soll das heißen, dass es gelogen war? Du hattest nie eine Ehefrau?“
    „Doch.“ Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. „Ich

Weitere Kostenlose Bücher