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Wolkengaenger

Titel: Wolkengaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Philps , John Lahutsky
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     zu kommen. Auch das Aufpäppeln von hübscheren Kindern im Vorfeld von Adoptionen wie in anderen Babyhäusern gab es hier nicht.
     Eine Moskauer Bank hatte sich sogar bereit erklärt, ein Programm zu finanzieren, bei dem ein Psychologe das Personal verschiedener
     Moskauer Babyhäuser in moderner Kinderbetreuung unterrichten sollte – ein Schnellkurs, in dem die Versäumnisse von siebzig
     Jahren Kommunismus wettgemacht werden sollten. Doch die bloße Vorstellung eines Psychologen im Haus – selbst eines russischen
     – erschreckte Adela zu Tode, und sie weigerte sich, trotz des Angebots einer finanziellen Unterstützung, an dem Programm teilzunehmen.
     Alles, was mit den Worten ›Experiment‹ oder ›Forschung‹ zu tun hatte, lehnte sie prinzipiell ab.
    Dank des neuen Verhältnisses, das Adela und ich zueinander hatten, war es mir möglich, einigen ausländischen Medizinern Zutritt
     zum Babyhaus zu verschaffen, um die Kinder untersuchen zu lassen. Adela gefiel diese Art von Besuchern gar nicht, aber sie
     stellte sich auch nicht quer. Ich war der Meinung, dass sich eine westliche Diagnose positiv auf die Einstellung der Betreuerinnen
     im Haus auswirken würde.«
     
    Wie naiv diese Vorstellung war, wurde Sarah im Sommer 1995 klar. Zwei australische Physiotherapeutinnen, die sich im Rahmen
     einer Konferenz in Moskau aufhielten, erklärten sich bereit, an ihrem einzigen freien Vormittag das Babyhaus zu besuchen.
     »Lassen wir den Roten Platz eben sausen«, sagten sie. Die Verfassung, in der sie die Kinder in Wanjas Zimmer antrafen, |52| schockierte sie zutiefst, und sie konnten nicht begreifen, warum Andrej und Wanja niemals ermutigt worden waren, zu laufen.
     Tatsächlich hatten sie den Eindruck, als ob ihre Füße ganz bewusst in zu kleine Strumpfhosen gesteckt wurden, um ihnen das
     Laufenlernen unmöglich zu machen. Sogar die Diagnose »infantile Zerebralparese« zogen sie in Zweifel. Nachdem sie das Babyhaus
     wieder verlassen hatten, konnte eine der Physiotherapeutinnen die Tränen nicht länger zurückhalten: »Es gibt keinen Grund,
     warum diese beiden Jungs nicht laufen lernen sollten. Das ist pure Vernachlässigung.«
    Als Nächstes sollte ein Arzt gefunden werden, der die Kinder untersuchte. Die Fürsorgegruppe machte Dr. Ronald Swanger ausfindig,
     einen New Yorker Kinderarzt, der in Moskau lebte und sich einverstanden erklärte, ins Babyhaus zu kommen.
    Um ein Haar wäre sein Besuch gescheitert. Sarah war an diesem Tag als Dolmetscherin nicht verfügbar, und als Dr. Swanger allein
     am Babyhaus eintraf, wurde er an der Treppe von Adela mit den Worten empfangen, er solle wieder gehen, da das Haus unter Quarantäne
     stünde. Am nächsten Tag kam Sarah mit ihm zusammen, und diesmal wurde ihm der Zutritt nicht verweigert. Adela allerdings verschanzte
     sich in ihrem Büro und zog es vor, sich nicht anzuhören, was dieser Eindringling über den Zustand der Kinder zu sagen hatte.
     Wie immer war es ihre Stellvertreterin, die die Besucher herumführte.
    Dem Personal war jemand wie Dr. Swanger nie zuvor begegnet. Mit seiner überdimensionalen Brille, durch die der schelmische
     Ausdruck in seinen Augen noch betont wurde, musste er auf die Frauen gewirkt haben wie ein Clown. Er verstieß gegen alle Verhaltensregeln,
     die hier für Erwachsene galten: So setzte er sich etwa auf den Boden und streckte den Kindern die Zunge raus, die ihm daraufhin
     ein schwaches Lächeln schenkten.
    Mit seinem theatralischen Aussehen und seinen übertriebenen Gesten zog er die Betreuerinnen in seinen Bann wie ein Filmstar.
     Wo war sein weißer Kittel? Wo sein würdevolles |53| Auftreten? Da saß er im Schneidersitz auf dem Boden und erlaubte den Kindern, seine Arzttasche zu durchwühlen. Schon wenn
     er sie nur berührte, hellten sich ihre Mienen auf. In seiner Gegenwart vergaß sogar die stellvertretende Chefärztin, wer sie
     war, und setzte sich zu ihm auf den Boden.
    Dr. Swanger schloss sich den fatalistischen Prognosen des Babyhauses keineswegs an, doch er trug seine Meinung mit ruhiger
     Stimme vor und zeigte sich optimistisch und entschlossen. Jedes der angeblich unheilbaren Kinder habe Potential und könne
     ein besseres Leben haben – eine Operation hier, ein Proteinshake da, oder auch nur die Liebe einer Mutter.
    Einem kleinen Jungen mit Down-Syndrom fehlte seiner Auffassung nach einzig die häusliche Umgebung, daher bat er die stellvertretende
     Chefärztin: »Könnten Sie sich nicht mit seiner

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