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Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition)

Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition)

Titel: Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Beldt
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Inhaber eines kleinen Elektronikgeschäfts in Lichterfelde, hatte er plötzlich keine Lust mehr auf den Laden gehabt – »praktisch von heut auf morgen« – und beschlossen, raus in die Natur zu ziehen. »Meine Frau wollte erst gar nicht, aber jetzt fühlt sie sich pudelwohl.« Was Frau Radtke schließlich bewogen hatte, einzulenken und der überraschenden Lebensänderung ihres Mannes zu folgen, erklärte er leider nicht. Jedenfalls wirkte Herr Radtke wie ein Mann, der mit sich und der Welt vollkommen im Einklang stand.
    Ich war verblüfft, dass solch eine radikale Kehrtwende zu einem derart überzeugenden Ergebnis führte. Aber offensichtlich hatte alles seine Zeit, und wenn es so weit war, dann fiel einem die Entscheidung wie ein reifer Apfel vor die Füße.
    »Wenn Sie Lust haben, lade ich Sie zu uns nach Hause ein, heute fährt sowieso nichts mehr. Und morgen kommt mein Sohn, der kann Sie dann mit in die Stadt nehmen.«
    Wir fuhren gerade in einen Ort namens Lindow, der lediglich aus einer Aneinanderreihung von einem Dutzend Häusern bestand.
    Obwohl Jutta nichts dazu sagte, hörte ich aus ihrem Schweigen ein unmissverständliches Nein heraus.
    »Das wäre sehr freundlich«, erklärte ich dankbar, »wir hatten heute sowieso nicht mehr vor, nach Hause zu fahren.«
    Der Wagen hielt vor einem kleinen grauen Haus am Ortsrand. Hinter dem Grundstück schlossen unmittelbar Wiesen und Felder an.
    Als wir ausstiegen, warf Jutta mir einen vernichtenden Blick zu, den ich jedoch ignorierte.
    »Ich habe Besuch mitgebracht«, rief Herr Radtke, nachdem wir ins Haus getreten waren. Wenig später erschien Frau Radtke, eine strahlende rundliche Person mit Froschaugen.
    »Da muss ich mir wohl was anderes anziehen«, sagte sie, als sie unsere für diese Gegend durchaus untypische Bekleidung bemerkt hatte. Frau Radtke besaß eine Herzlichkeit, die mir sofort unheimlich war. Sie gehörte zu jenen Frauen, die einen gnadenlos zu Grunde bemutterten.
    Als wir ins Wohnzimmer kamen, mussten wir tief durchatmen. Die Einrichtung sah aus, als stammte sie noch von den Vorbesitzern des Hauses. Ein gefliester Wohnzimmertisch, ein monumentaler Schrank mit goldenen Handgriffen und ein Sofa aus glänzendem Kunstleder. An den Wänden hingen Bilder, die auf den ersten Blick alle gleich aussahen. Ineinanderfließende Pastellfarben ohne erkennbare Motive, als wäre dem Künstler bis zuletzt unklar gewesen, was er darstellen wollte. Auf den zweiten Blick bemerkte ich, dass es tatsächlich die gleichen Bilder waren. Ich hatte noch nie einen Raum mit einem halben Dutzend identischer Bilder gesehen und fragte mich, ob dahinter eine Idee steckte, oder ob es einfach nur Fantasielosigkeit war. Der pflegeleichte graue Filzteppich war an einigen Stellen bereits stark abgenutzt. Man konnte den Weg, den Frau Radtke vermutlich seit Jahren täglich von der Küche zum Wohnzimmertisch und wieder zurück nahm, deutlich erkennen. Auch der Weg vom Sofa zum Fernseher, der passgenau in den Monumentalschrank eingebaut war, war auf dem Filzfußboden problemlos nachvollziehbar. Für wissenschaftliche Untersuchungen über das Verhalten von Ehepaaren zu Beginn des 21. Jahrhunderts wäre dieses Wohnzimmer das ideale Forschungsgebiet.
    Ich fühlte mich unwohl, konnte aber nicht genau sagen, ob es in erster Linie an der geschmacklosen Einrichtung lag oder dem bedrückend vorhersehbaren Eheleben.
    »Setzen Sie sich doch schon mal hin, ich hole Ihnen was zu trinken«, sagte Herr Radtke und verschwand auf dem abgenutzten Filzpfad seiner Frau Richtung Küche.
    Wir setzten uns aufs Sofa und blickten sprachlos auf den Monumentalschrank. Ich fragte mich, wie der Schrank wohl ins Haus gelangt war. Er war so groß, dass er weder durch die Tür noch durchs Fenster gepasst hätte. Solche Fragen konnten mich tagelang beschäftigen, und ich gab nicht eher Ruhe, bis ich eine vernünftige Lösung gefunden hatte.
    »Nicht mal Blumen haben sie hier«, hörte ich Jutta flüstern, während sie sich im Raum umsah.
    Ich glaubte meine Ohren nicht zu trauen. »Du vermisst Blumen?«
    »Aber das muss man doch sehen!«, sagte sie vorwurfsvoll.
    Ich bemühte mich, ein Grinsen zu unterdrücken. Hatte sie meine jahrelangen Verschönerungsanstrengungen am Ende doch bemerkt?
    »Es ist doch ganz nett hier«, sagte ich, um sie zu ärgern.
    »Was?« Sie blickte mich fassungslos an.
    Offenbar glaubte sie, dass ich es ernst meinte. Ich genoss ihre Verwirrung und setzte noch einen drauf.
    »Ich könnte mir sogar

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