Women of Primrose Creek 02 - Zeit der Liebe, Zeit des Gluecks
etwas verspätet auf Zacharys Frage. »Megan wird die schönste Braut auf dieser Seite von Paris sein.«
Er hatte den Tisch gedeckt. Zachary war ein ungewöhnlicher Mann, doch das waren Trace und Jake ebenfalls. Obwohl er nickte, hatte er nur Augen für Christy, und ein Seitenblick auf ihre Schwester, deren Wangen sich leicht gerötet hatten, sagte Megan, dass die Botschaft verstanden worden war, welche auch immer es sein mochte. Sie fragte sich, ob sie und Webb jemals eine halb so tiefe und innige Beziehung haben würden wie dieses Paar.
Megan würde nicht nach Caney fragen, jedenfalls nicht vor ihrer Nichte und ihrem Neffen, doch sie hatte keine solchen Bedenken, was Webb betraf. Sie setzte zu der Frage an, doch bevor sie heraus war, schlenderte er aus dem Nebenzimmer, wo er sich offenbar gewaschen, rasiert und umgezogen hatte. Obwohl er müde und erschöpft aussah, hatte er alles völlig unversehrt überstanden, zumindest körperlich.
Wieder einmal hätte sich Megan am liebsten in seine Arme geworfen. Dieses Gefühl wurde ihr allmählich ebenso vertraut wie die anderen, die viel schwieriger zu definieren waren. »Was macht das Vieh?«
Er seufzte. »Wir haben zwanzig Stück verloren«, sagte er.
Sie dachte an Jesse und fühlte sich schuldig, weil sie nicht zuerst nach ihm gefragt hatte.
Webb wartete nicht auf ihre Frage; er hatte sie in ihrem Blick gesehen. »Jesse ist Hals über Kopf geflüchtet, aber ich nehme an, er wird bald zurückkommen und sich stellen. Er ist kein schlechter Junge.«
Megan konnte Webbs Loyalität zu seinem Bruder verstehen, weil sie drei Schwestern hatte, zu denen sie stehen würde, ganz gleich was geschehen mochte. »Du wirst ihn nicht suchen?«
»Keine Zeit«, sagte Webb mit s ichtlichem Bedauern. »Ich habe al le Hände voll zu tun mit nur drei Cowboys, die bei der Herde sind.«
»Dann waren nicht alle Männer Kumpane der Diebe«, bemerkte Megan.
»Nein«, stimmte Webb ihr zu, »nicht alle.«
Sie aßen in geselliger Runde, eine Familie bei einem normalen Abendessen, und als Webb heim ritt , begleitete Megan ihn, saß auf dem Pferd, in Webbs Armbeuge geschmiegt, während Augustus neben ihnen hertrottete.
Während des ganzen Ritts nach Hause sprach Webb nicht mit Megan, doch das machte ihr nichts aus, weil sie wusste, dass er an Jesse dachte. Als sie auf der Ranch eintrafen, schickte er Megan ins Haus, während er zum Stall ging, um das Pferd zu versorgen und ein frisches zu satteln. Ohne sich zu verabschieden ritt er wieder davon, zum Canyon und dem, was von seiner Herde übrig geblieben war, und Megan schaute ihm von der Tür aus nach, bis er außer Sicht war.
9
Webb war durchgefroren, hundemüde und fast entmutigt, als er durch den Abendwind zu dem Stück Land ritt, auf dem er den Rest seiner Herde zum Weiden zurückgelassen hatte. Am Himmel war kein Stern, doch die Mondsichel zu sehen, und der Regen war weitergezogen. Gott wusste, dass sie all das Wasser gebrauchen konnten, was sie bekommen konnten, doch Webb war trotzdem froh für die Pause.
Seine Gedanken kehrten unterdessen immer wieder zum Ranchhaus und Megan zurück. Er stellte sich vor, wie sie von Zimmer zu Zimmer ging, sich vielleicht am Herd einen Tee aufbrühte oder im Wohnzimmer im Regal ein Buch suchte oder sich vielleicht aufs Schlafen vorbereitete. Er verweilte bei der letzten Möglichkeit; er musste daran denken, wie sie ihn gestern Abend so unschuldig gebeten hatte, sich zu ihr zu legen.
Er hätte fast alles dafür gegeben, wenn er die Einladung hätte annehmen können, doch sein Ehrgefühl war ihm im Weg gewesen. Im Laufe der Jahre hatte er viel Selbstbeherrschung entwickelt, doch nicht genug, um sich auf einer Matratze neben Megan McQuarry auszustrecken, ohne sie zu berühren.
Er rückte seinen Hut zurecht und seufzte. In ein paar Tagen würden sie verheiratet sein. So lange konnte er warten. Oder nicht? Er dachte noch darüber nach, als er auf eine kleine Lichtung gelangte und ein Reiter zwischen den Bäumen auf der anderen Seite auftauchte. Aus seinen Gedanken geschreckt, wollte er reflexartig die Waffe ziehen, die er seit über sieben Jahren nicht mehr getragen hatte.
»Webb!« Jesse zügelte sein erschöpftes Pony in einem Streifen Mondschein und stellte sich in den Steigbügeln auf.
Webb war einerseits überglücklich, den Jungen zu sehen, und andererseits hätte er ihm am liebsten den Hals umgedreht. Was nur bewies, dass er sich nicht wirklich geändert hatte, auch wenn er vor langer Zeit
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