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Womit ich nie gerechnet habe: Die Autobiographie (German Edition)

Womit ich nie gerechnet habe: Die Autobiographie (German Edition)

Titel: Womit ich nie gerechnet habe: Die Autobiographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz W. Werner
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Haushalte haben eine Payback-Karte, etwa genauso viel Prozent unseres Umsatzes machen wir mit Payback-Kunden.
    Der Rabatt für die Kunden liegt bei etwa einem Prozent. Das ist der Spielraum, den es auch bei Sonderangeboten gibt. Der Unterschied ist aus Kundensicht vor allem der, dass man den Rabatt auf alle Produkte bekommt, egal welche und egal wann man sie kauft. Der Payback-Kunde willigt ein, dass wir anhand seines Warenkorbes ermitteln, welche Produkte für ihn relevant sein könnten. Etwa wie bei Onlinebuchhandlungen oder Kinoportalen, bei denen nach einer gewissen Zeit, wenn man genügend Bücher bestellt oder ausreichend Kinokarten gebucht und für gut befunden hat, neue Bücher und Filme vorgeschlagen werden. Genauso können wir nun unseren Kunden anhand des Warenkorbs passende Angebote machen.
    Aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen wissen wir nicht genau, was der einzelne Kunde bei uns kauft, aber wir können anhand der Daten erkennen, was in einzelnen Filialen gekauft wird, und auch, was in den umliegenden Filialen der anderen Payback-Partner gekauft wird. Daraus können wir dann entsprechende Rückschlüsse ziehen. Wenn wir also in irgendeiner Stadt eine dm-Filiale eröffnen, dann können wir anhand der Payback-Profile erkennen, wie unser Sortiment aussehen muss, also ob beispielsweise die Babyecke besonders groß sein sollte oder doch lieber die Kosmetikabteilung. Mit einem entsprechenden Brief an alle potenziellen Kunden in der Umgebung der Filiale können wir auf unsere Neueröffnung hinweisen, wobei wir eben gleich betonen, dass wir die Artikel führen, für die sich die Angeschriebenen wahrscheinlich besonders interessieren. Auf diese Weise können wir den Wünschen unserer Kunden sehr nahe kommen, ohne dass wir ihnen individuell auf die Pelle rücken.

Zutrauen veredelt den Menschen, ewige Vormundschaft hemmt sein Reifen.
Johann Gottfried Frey
    K APITEL 12  Wertbildungsrechnung
oder warum es bei dm keine Personalkosten gibt
und man in der Bilanz keinen Gewinn findet
    Vor einigen Jahren war ich mal zu Besuch in einer Grundschule. Da sagt ein etwas vorlauter Bub plötzlich zu mir: »Sag einmal: Seit wann arbeitest du eigentlich?«
    Ich wollte ihm etwas zu denken geben und gab ihm als Gegenfrage eine harte Nuss zu knacken: »Tja, was ist denn Arbeit überhaupt?«
    Ein gewitztes Mädchen rief sogleich: »Arbeit ist, was gut bezahlt wird!«
    »Ach? Und wenn deine Mama und dein Papa dir ein Frühstück machen oder deine Wäsche waschen – ist das denn keine Arbeit?«
    Nun kamen die Kinder ins Grübeln, bis schließlich ein Mädchen rief: »Meiner Mutter macht das auch keinen Spaß, aber sie macht das, weil sie uns liebt.«
    Was die Kinder hier freiherzig diskutierten, entspricht dem, was sich auch in den Köpfen der Erwachsenen abspielt: Arbeit ist, was bezahlt wird. Alles andere ist Liebe oder Spaß. Wenn Arbeit Spaß macht, geraten die Menschen in ein gedankliches Dilemma. Dabei wäre es so leicht, beides miteinander zu verknüpfen, wenn wir uns vergegenwärtigen, warum wir eigentlich arbeiten. Wir arbeiten eben nicht für uns selbst, sondern um die Bedürfnisse und Wünsche anderer Menschen zu erfüllen. Den Wert der Arbeit kann man auf verschiedene Weise berechnen – Geld ist nur eine und noch nicht einmal eine besonders gute Methode, um den Wert darzustellen.
    Manche glauben, dass gut bezahlte Arbeit wertvoller und wichtiger sei als weniger gut bezahlte Arbeit. Aber im Grunde unseres Herzens wissen wir alle, dass das Quatsch ist. Denn es gibt so viel wichtige und wertvolle Arbeit, für die niemand auch nur einen Cent bezahlt; und es gibt so viel nutzlose und überflüssige Arbeit, für die Millionen bezahlt werden. Deswegen sollten wir daran denken, die Arbeit aller Menschen wertzuschätzen, auch wenn sie unbezahlt ist, oder besser: erst recht, wenn sie unbezahlt ist. Je weniger ein Mensch verdient, desto wichtiger ist es doch, dass man anerkennt, dass er die Arbeit trotzdem erledigt.
    Das ist eine reine Bewusstseinsfrage. Wenn ich zulasse, dass derjenige, der mein Auto pflegt, besser bezahlt wird als derjenige, der mein Kind oder meine Mutter im Altersheim pflegt, dann ist das keine Güterfrage. Sehr viel mehr Schulabsolventen wollen Automechaniker oder Mechatroniker lernen als Altenpfleger. Angebot und Nachfrage sind quasi diametral entgegengesetzt zu Arbeit und Bezahlung. Und unsere Gesellschaft braucht Kindergärtner und Altenpfleger sehr viel dringender und nötiger als Automechaniker.

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