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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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die
Nase gebrochen; bei Miss Magenta war es
nach Einnahme einer Überdosis Belladonna abermals zu einer Krise gekommen.
    Neal ihre
Verbindung zu dem berüchtigten Haus zu erklären, wäre Hannah schwergefallen.
Sie wusste eigentlich selbst nicht, was sie davon halten sollte. Lulu
Forchettes Etablissement war eine Welt für sich. Obwohl Hannah niemals die
Privaträume betrat, wenn sich dort Besucher aufhielten, bekam sie, wenn sie an
den geschlossenen Türen vorbeiging, dennoch die ganze Palette ausgelebter
Emotionen mit - Schreie und Seufzer, Stöhnen, Weinen und Lachen -, die von der
anderen Seite zu ihr drangen. Lulus Haus verstörte sie; die Mädchen hingegen
versicherten auf Nachfrage, dass sie glücklich seien, weil sie sonst auf der
Straße stehen würden.
    »Tut mir
leid, Miss«, sagte der Postbeamte. »Keine Briefe heute.«
    Hannah
dankte ihm, trat beiseite und schlängelte sich durch die Menge zum Haupteingang
zurück. Wie immer blieb sie vor dem Schwarzen Brett mit den Bekanntmachungen
stehen.
    Das
Hauptpostamt war Dreh- und Angelpunkt für wichtige Informationen. Eine ganze
Wand war amtlichen Bekanntmachungen sowie den Titelseiten der Zeitungen
vorbehalten. Hier konnte man sich über die neuesten Verfügungen informieren,
über die jüngsten Wahlergebnisse, über neue Gesetze, Regeln und Erlasse. Auch
großformatige Fahndungsplakate der Polizei für steckbrieflich gesuchte Übeltäter
fehlten nicht.
    Aus purer
Neugier überflog Hannah die Fahndungsplakate.
    Ein
Flüchtiger namens Jeremy Palmer aus Warrington, Lancashire, »erstach
am 18. März 1842 seinen Arbeitgeber, Mr. McMasters von der Billiluna-Farm.
Palmer, dreiundzwanzig Jahre alt, ist mittelgroß, hat braunes Haar und einen
Klumpfuß.«
    Ein
weiteres Fahndungsplakat verhieß eine Belohnung von fünfzig Pfund für die
Festnahme einer Strafgefangenen, die am 19. Januar aus der Haftanstalt für
Frauen in Hobart Town entflohen
war: »Mary Jones alias Middleton. Zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Alter
38, Größe 5 Fuß 2 Zoll, dunkelhäutig, stämmig gebaut, Haar dunkelbraun, Narbe
am Zeigefinger der linken Hand.«
    Vor dem
nächsten Plakat, das erst kürzlich angeschlagen worden war, blieb Hannah wie
angewurzelt stehen.
     
    £50 BELOHNUNG
    für das
Ergreifen von JAMIE O'BRIEN
    Gesucht
wegen diverser Verbrechen, begangen in den Kolonien und Territorien, unter
anderem wegen betrügerischen Diebstahls, böswilliger Täuschung und
Hochstapelei. Wird auch in New South Wales gesucht, wo er sich der Amtsanmaßung
schuldig gemacht, Regierungsdokumente gefälscht und gegen das Gesetz verstoßen
hat.
     
    Beschreibung: O'Brien ist fünf Fuß zehn Zoll groß, schlank, 30 fahre alt, hat dunkelblondes Haar
und hellblaue Augen. Um Handgelenke und Fußknöchel Narben von Eisenfesseln.
    Ist ein durchtriebener Halunke, als »gerissen« und »Nepp-König« bekannt.
     
    Hannah
kniff die Augen zusammen. Jamie O'Brien - hieß so
nicht der Fremde, der sie auf Lulus Gelände vor dem Dingo beschützt hatte? Sie
erinnerte sich an die Narben an seinen Handgelenken, die Ärmel seines Hemdes
waren ja hochgekrempelt gewesen. Jetzt dämmerte ihr, warum er so gespannt
abgewartet hatte, nachdem er ihr seinen Namen genannt hatte.
    Sie hatte
sich schon gefragt, ob sie ihn je wiedersehen würde. Jedes Mal, wenn sie ins
Haus von Lulu Forchette gerufen wurde, hatte sie an die wie von einem Zauber
umhüllte Begegnung bei den Rosenbüschen gedacht. Was sie so an O'Brien faszinierte, konnte sie sich selbst nicht erklären. Es war so ganz
anders als das, was sie für Neal empfand. James O'Brien erschien ihr eher als eines der so seltsam anmutenden Wunder
Australiens, zu denen Kängurus und Kakadus zählten, die endlose Weite des
Himmels und der Blick auf atemberaubende Landschaften. Dieses Land nahm sie
immer mehr für sich ein, und möglicherweise war, was bei O'Brien den Ausschlag gab, dass er hier geboren war. Ein weiterer Aspekt
dieses überwältigend reichen Kontinents.
    Sie wandte
sich zum Gehen, als sie Ida Gilhooley entdeckte, die sich durch die Menge
hindurchlavierte. »Miss Conroy! Gott sei Dank! Ihre Vermieterin sagte, wir
würden Sie hier finden, Miss. Können Sie mitkommen? Alice ist ernsthaft
verletzt.«
    »Alice!
Wie denn das?« Sie folgte Mrs. Gilhooley
durch den Haupteingang und die Stufen hinunter zu dem wartenden Planwagen.
    »Sie ist
gestürzt und mit dem Kopf aufgeschlagen. Miss Forchette wollte Sie nicht rufen
lassen, sie hat gemeint, es war nicht weiter schlimm,

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