Working Mum
erste Wintererkältung dauerte von Oktober bis März, und ihre Babynase war grün verkrustet. Nachdem die Krippe die Bakterien zur Verfügung gestellt hatte, war sie immer ausgesprochen erpicht darauf, dass man sein krankes Kind zu Hause behielt, ohne irgendwelche Abzüge selbstverständlich. Ich erinnere mich noch an die Stunden im Büro, die ich im Gespräch mit Zeitarbeitsagenturen verbrachte, während ich so tat, als telefonierte ich mit Kunden, und in denen ich von Freunden Hilfe erflehte. (Und ich hasse es, um Gefallen bitten zu müssen, hasse das Gefühl, in jemandes Schuld zu stehen.) Dann, eines bitteren Morgens, musste ich eine fiebrige Em im Haus von einer Frau zurücklassen, die jemand aus meiner Mutter-Kind-Gruppe kannte und die in Crouch End wohnte. Am Abend berichtete mir die Frau, dass Emily den ganzen Tag ununterbrochen geweint habe, abgesehen von der Stunde, in der sie Dornröschen auf Video gesehen hatten, was sie zu trösten schien. An diesem Tag bildete meine Tochter ihren ersten Satz: «Will nach Hause.» Aber ich war nicht da, um ihn zu hören, und auch nicht dort, wohin sie sich so sehr sehnte.
Deshalb, nein, Paula ist vielleicht nicht ideal. Aber was ist schon ideal? Mummy, die zu Hause bleibt und ihr Leben so plant, dass viele kleine Füße darüber trampeln können. Würden Sie das wollen? Könnte ich das tun? Sie kennen mich nicht, wenn Sie glauben, ich könnte das.
Ich steige aus der Wanne, reibe blaue Creme auf schuppige, rosa Stellen an Händen, Kniekehlen und Ohren, wickele mich in den Bademantel und gehe ins Arbeitszimmer, um vor dem Schlafengehen die Mailbox zu checken.
Von: Jack Abelhammer
An: Kate Reddy
Katharine, ich erinnere mich nicht daran, Getränke ins Spiel gebracht zu haben, aber ungebührlich klingt viel versprechend. Ins Bett für eine Woche könnte problematisch sein, muss eventuell den Terminkalender umgestalten. Vielleicht sollten wir doch lieber in die Austernbar?
Love Jack
Love? Und das von einem wichtigen Klienten? O Gott, Kate. Was hast du angerichtet?
Nicht vergessen
Ben die Nägel schneiden. Weihnachts-Dankesbriefe? Brief an Gemeindeverwaltung, denen in die Hacken treten, weil sie den Weihnachtsbaum nicht mitgenommen haben. Grässlichen Guy vor Rod demütigen, um ihm zu zeigen, wer Boss ist. Mails versenden lernen. Bens Geburtstag: Teletubbytorte auftreiben. Balletttrikot (rosa, nicht blau!). Geschenk – tanzender Tinky Winky oder pädagogisch wertvolles Holzspielzeug? Tanzender Tinky Winky UND pädagogisch wertvolles Holzspielzeug. Emily: Schuhe/Schulen/lesen beibringen. Mum anrufen, Jill Cooper-Clark anrufen, MUSS Schwester zurückrufen – warum hört sich Julie so an, als hätte sie die Nase voll von mir? Bin der einzige Mensch in London, der phantastischen neuen Film (Magischer Tiger, Keuchender Drache?) noch nicht gesehen hat. Osterferien? Wann? Was? Freunde sonntags zum Lunch einladen. Pinienkerne und Basilikum kaufen und selber Pesto machen, Crashkurs im Kochen (Leith’s oder Ähnliches). Broschüren für Sommerferien. Angebot für Treppenläufer? Glühbirnen, Tulpen, Lippenbalsam, Botox?
9
Mein Treffen mit Jack
7.03: Ich verstecke mich mit meinem Koffer unten im Klo, damit Ben nichts merkt. Er ist nebenan in der Küche, wo Richard ihm sein Frühstück gibt. Ich will für mein Leben gern zu ihm, aber ich sage mir, dass es nicht fair ist, mir aus eigennützigen Motiven ein paar Minuten seiner Gegenwart zu stehlen, nur um dann ein untröstliches Baby zu hinterlassen. (Im Buch steht, Kinder überwinden die Trennungsangst etwa im Alter von zwei Jahren, aber für Mütter wird keine Altersangabe gemacht.) Das Beste ist, er sieht mich überhaupt nicht. Ich habe Zeit, den Raum eingehend unter die Lupe zu nehmen, und bemerke, dass grauer Staub wie ein Netz vor den Fenstern hängt. (Unsere Putzfrau Juanita leidet an Höhenangst und kann verständlicherweise nichts über Hüfthöhe sauber machen.) Und das Meerjungfrauenmosaik ist von unserem Fliesenleger unvollendet zurückgelassen worden, nachdem wir uns geweigert hatten, ihm noch mehr Geld zu geben. Nur Titten jetzt und kein Schwanz.
Durch die geschlossene Tür höre ich gedämpfte Brumbrums, gefolgt von Bens klebrigem Glucksen. Rich tut wohl so, als seien die Löffel voll Shreddies Autos, die in die Garage wollen, damit er den Mund aufmacht. Ein Hupen von draußen kündigt die Ankunft von Pegasus an.
Ich schlüpfe aus meinem eigenen Haus wie ein Dieb, als ein anklagendes «Wo-ho» von
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