Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik
den eigenen Gedanken zu verkehren.« Noch zweimal unternahm von Arnim eine längere Reise: zur Kur nach Aachen sowie nach Österreich und Süddeutschland. Am 21. Januar 1831 kam das plötzliche Ende. Wenige Tage vor seinem 50. Geburtstag starb Achim von Arnim an den Folgen eines Gehirnschlages.
DIE WITWE VON ARNIM
Mit dem Tod des Ehemanns begann das öffentliche und literarische Leben seiner Ehefrau Bettina von Arnim. Sie organisierte die Herausgabe seines Gesamtwerks und entfaltete nach Achim von Arnims Tod selbst eine umfangreiche literarische Produktion. Mochten manche ihrer Einfälle den Zeitgenossen grotesk erschienen sein und mochte ihr Wesen zum Überschwänglichen neigen, so wurde sie doch wegen ihres tapferen politischen Engagements und ihrer Zivilcourage von der modernen Emanzipationsbewegung der Frauen mit Recht als eine ihrer Vorkämpferinnen angesehen. Bettina von Arnim gab ab 1831 als Verlegerin und Herausgeberin das Gesamtwerk ihres verstorbenen Mannes unter dem Patronat Wilhelm Grimms heraus. Es folgten die aus abgeänderten beziehungsweise bearbeiteten Briefen bestehenden Bände »Goethes Briefwechsel mit einem Kinde« (1835), bei dem das Wort »Kind« im Titel irreführend ist, »Die Günderode« (1840) und »Clemens Brentanos Frühlingskranz« (1844). Ihre Wohnung »In den Zelten 5« zu Berlin war ein Zentrum der demokratischen Opposition. 1848 erschien schließlich doch noch ihr zuvor beschlagnahmter Briefroman »Ilius Pamphilius«. 1853 erschienen Bettina von Arnims »Sämtliche Schriften« in elf Bänden. 1854 erlitt sie auf einer Reise über Weimar und Frankfurt nach Bonn einen ersten Schlaganfall. Am 20. Januar 1859, einen Tag vor dem 28. Todestag ihres Mannes, starb Bettina von Arnim in Berlin. Sie wurde nach Gut Wiepersdorf überführt und dort an der Seite ihres Mannes bestattet.
BETTINA VON ARNIMS SOZIALES ENGAGEMENT
Bei der Choleraepidemie im Armenviertel von Berlin (»Vogtland«) 1831 mit 1500 Toten half Bettina von Arnim den Kranken und kaufte und verteilte Nahrungsmittel, unterstützt von Schleiermacher.
1837 trat sie für die wegen ihres Protestes gegen die Aufhebung der Verfassung von 1833 durch König Ernst August II. von Hannover entlassenen Professoren der »Göttinger Sieben«, unter denen sich auch die Brüder Grimm befanden, ein. Sie forderte in Schreiben an ihren Schwager Karl von Savigny und den Kronprinzen die Anstellung der Grimms an der Universität Berlin.
König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen versuchte sie durch die Schrift »Dies Buch gehört dem König« (1842) auf die kritische Situation der Unterschicht, etwa die Not der schlesischen Weber, aufmerksam zu machen.
Sie setzte sich tapfer für politisch Verfolgte und Gefangene ein, doch wurde das Erscheinen der sozialkritisch-utopischen Schriften »Armenbuch« (1844), »Gespräche mit Dämonen« und »Das Königsbuch zweiter Band« (1852) zu ihren Lebzeiten durch die Zensur verhindert, beziehungsweise von ihr wegen des Weberaufstandes zurückgezogen.
JACOB UND WILHELM GRIMM
ES WAR EINMAL …
Die Brüder Grimm haben fast alle Gebiete der von ihnen neu begründeten germanisch-deutschen Philologie und Erzählforschung bahnbrechend bearbeitet und in grundlegenden Werken meist erstmals dargestellt. Ihre Nachwirkung reicht weit über das 19. Jahrhundert hinaus und bestimmt die Germanistik und Märchenkunde bis heute nach wie vor entscheidend mit.
4. 1. 1785
Geburt von Jacob Grimm in Hanau a. M.
24. 2. 1786
Geburt von Wilhelm Grimm in Hanau a. M.
ab 1830
Göttingen
20. 9. 1863
Tod von Jacob Grimm in Berlin
16. 12. 1859
Tod von Wilhelm Grimm in Berlin
Jacob Grimm wurde am 4. Januar 1785, Wilhelm Grimm am 24. Februar 1786 in Hanau am Main in Hessen geboren. Ihr Vater, der Jurist Philipp Wilhelm Grimm (* 1751, † 1796), war als hochfürstlich hessen-hanauischer Stadt- und Landschreiber tätig, bis er 1791 mit Sitz im Amtshaus von Steinau im Kinzigtal die Verwaltung der Ämter Schlüchtern und Steinau übernahm. Nach dem unerwarteten Tod des Vaters bemühte sich die aus Kassel stammende Mutter Dorothea, unterstützt von ihrer Schwester Henriette Philippine Zimmer, der Ersten Kammerfrau der Landgräfin von Hessen, um die Erziehung und eine angemessene Ausbildung ihrer fünf Söhne – unter denen Jacob und Wilhelm die ältesten waren – und ihrer einzigen Tochter.
So konnten die beiden Brüder von 1798 bis 1802/1803 das Lyzeum in Kassel besuchen, um sich 1802 beziehungsweise 1803 an der Universität
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