Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Titel: Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
Vom Netzwerk:
Unterlippe zu kauen.
    Nachtigall wusste, was sich jetzt hinter
ihrer Stirn abspielte.
    Sie hoffte.
    Inständig.
    Solange sie ihn nicht gesehen und zweifelsfrei
erkannt hatte, würde das auch so bleiben.
    »Warum sollte jemand Meinert umbringen?
Das ergibt gar keinen Sinn. Mein Schwiegervater hat recht. Meinert war strebsam,
ordentlich und tat nie etwas Verbotenes. Nicht einmal Musik aus dem Internet hat
er illegal kopiert. Und das tun doch nun wirklich fast alle jungen Leute, nicht?
Nie fuhr er bei Rot über die Ampel, stellte seinen Wagen nie im Parkverbot ab. Ich
bin sicher, Sie haben sich getäuscht.«
    Sie bleibt beim Präteritum, dachte der Hauptkommissar,
ein Teil von ihr weiß, dass er tot ist.
    »Wir halten es für möglich, dass Claudines
Mörder vermutete, Meinert könnte etwas von seiner Freundin bei sich aufbewahrt haben.
Hat er je so etwas erwähnt?«
    »Sie meinen, er hat für sie etwas versteckt?«
Sie dachte einen Moment darüber nach, schüttelte aber schließlich den Kopf. »Claudine
liebte Meinert. Wenn sie annehmen musste, das Ding, was auch immer es war, könnte
meinen Sohn in Gefahr bringen, hätte sie es ihm nicht gegeben.«
    »Und wenn sie gar nicht wusste, wie gefährlich
es war?«

32
     
    Madeleine Treschker bat die Ermittler ins Wohnzimmer.
    »Und, haben Sie den Mörder?«, fragte sie
scharf und atmete hörbar empört ein, als die beiden die Köpfe schüttelten.
    »Nein, noch nicht. Aber der Freund Ihrer
Nichte, Meinert Hagen, wurde heute Morgen ebenfalls ermordet. Auch bei diesem Mord
benutzte der Täter eine scharfe Schlagwaffe und verstümmelte sein Opfer.«
    Skorubski beobachtete, wie das Gesicht der
Tante langsam grau wurde.
    »Sie vermuten, es handelt sich um denselben
Täter«, stellte sie dann flüsternd fest.
    Skorubski nickte.
    »Ihre Nichte fürchtete sich, das wissen
wir ja schon. Aber Meinert Hagen wirkte nicht im Geringsten ängstlich auf uns oder
gar verschreckt.«
    »Aha«, Frau Treschker brütete dumpf vor
sich hin.
    »Hat Claudine Ihnen gegenüber erwähnt, dass
sie ihrem Freund etwas zur Aufbewahrung überlassen hatte?«, fragte Nachtigall und
starrte auf das einem Käfig ähnelnde Holzgestell, das nur notdürftig von einem der
schweren Vorhänge verdeckt wurde.
    »Nein. Was sollte das auch gewesen sein?
Claudine besaß nichts von großem Wert.«
    »Nun, es muss nicht von materiellem Wert
gewesen sein – aber wir glauben, dass es für den Täter in irgendeiner Weise von
Bedeutung war. Immerhin hat er dafür zwei Menschen getötet.«
    »Ein Fetisch vielleicht?«, fragte Skorubski.
    Frau Treschker warf ihm einen verächtlichen
Blick zu.
    »Für einen Fetisch wird wohl kaum jemand
getötet. Informieren Sie sich, bevor Sie so etwas vermuten. Wir leben in Cottbus,
nicht in Afrika oder auf Haiti!«
    Zu seiner Verärgerung spürte der Ermittler,
wie ihm eine heiße Röte über den Körper kroch und unter seinem Basecap verschwand.
    Rasch mussten sie einsehen, dass von Claudine
Caros Tante keine neuen Informationen zu erwarten waren.
    Auf dem Weg zum Wagen fragte Nachtigall:
»Hast du auch diese Art Käfig hinter dem Vorhang bemerkt?«
    »Nein. Wo? Im Wohnzimmer?«
    »Ja. Ein Käfig aus Latten. Für mich sah
es so aus, als habe sie schnell ein Versteck dafür gesucht. Wir sollten ihn wohl
nicht zu Gesicht bekommen.«
    »Ratten vielleicht. Sie versucht, sie lebendig
zu fangen. Meine Frau wäre auch gegen so eine grausame Falle, mit der man die Ratte
erschlägt. Sie würde darauf bestehen, dem Tier dürfe nichts geschehen und ich müsste
es dann irgendwo wieder freilassen«, lachte der Freund.
    »Ratten fangen? Im Wohnzimmer? Mit einer
Flasche Rum als Köder?«
    »Hör mal, du siehst Gespenster. Ich glaube,
du solltest aufhören, dich mit diesem Voodoo-Zeug zu beschäftigen«, riet Skorubski
und musterte Nachtigall mit einem besorgten Blick. »Wir suchen einen Mörder aus
Fleisch und Blut. Mit Zauberei hat das alles nicht das Geringste zu tun.«
    Nachtigall schob sich hinters Steuer.
    »Ich setze dich beim Büro ab. Bestimmt hat
Frau Hagen jetzt alles so weit geregelt, dass sie mich zur Identifikation ihres
Sohnes begleiten kann. Es war wohl ein größeres Problem, jemanden zu finden, der
in der Zwischenzeit bei ihrem Schwiegervater bleiben möchte.«
    »Da können wir nur hoffen, dass wir nicht
später auch so grantig und ungerecht werden. Leicht ist es bestimmt nicht, diesen
boshaften Mann zu pflegen.«
    »Nein, bestimmt nicht. Hoffentlich hat sie
wenigstens in ihrem Mann eine

Weitere Kostenlose Bücher