Wovon eine Prinzessin träumt (German Edition)
Anne verzog den Mund zu einem schwachen Lächeln.
„Wie lange bist du schon schwanger?“
„Ich bin in der fünften Woche.“
„Und wie ist es passiert?“
Stirnrunzelnd sah Anne sie an.
Louisa verdrehte die Augen. „Okay, das kann ich mir denken. Ich meine, wann und mit wem? Ich habe noch nicht einmal gewusst, dass du dich mit jemandem triffst!“
„Tue ich auch nicht. Der Vater will weder mich noch das Baby.“
„Sicher?“
„Absolut.“
„Oh, Anne. Das tut mir so leid.“ Seufzend setzte Louisa sich neben ihre Schwester und nahm ihre Hand. Zumindest hatte sie jetzt eine Erklärung für Annes seltsame Stimmung in der letzten Zeit. Und der Vater des Kindes hatte Anne zurückgewiesen? Sie musste am Boden zerstört sein.
„Wer ist er, Anne?“
„Das spielt keine Rolle.“
„Doch. Jemand muss ihn zur Verantwortung ziehen.“
„Ich weiß ja noch nicht einmal, was ich tun werde.“
„Du willst doch nicht etwa …?“, fragte Louisa entsetzt.
„Ich will damit sagen, dass ich noch nicht weiß, ob ich es behalte oder zur Adoption freigebe.“
„Möchtest du denn keine Kinder?“
„Nicht auf diese Weise. Denk doch mal daran, was für einen Aufstand es eben schon wegen deiner Bluse gegeben hat. Und dann ein uneheliches Kind? Daddy würde das bestimmt nicht verkraften.“
Seit Jahren schon hatte Anne ihren Vater nicht mehr Daddy genannt. „Er wird es überstehen.“
Besorgt schüttelte Anne den Kopf. „Es sieht nicht gut aus, Louisa. Du hättest seine Enttäuschung sehen müssen, als die Ärzte ihm gesagt haben, dass kaum eine Besserung eingetreten ist. Er war völlig niedergeschmettert – Mum auch. Sie sieht es so wie ich, denke ich.“
„Und was denkt ihr?“
„Dass er aufgibt.“
„Das würde er nie tun“, widersprach Louisa. „Er ist stark.“
„Er ist krank und musste immer wieder ins Krankenhaus. Er ist müde.“
„Das glaube ich nicht.“
„Ich weiß, dass du ihn liebst. Das tun wir alle. Aber es gibt immer eine Zeit, in der wir jemanden gehen lassen müssen. Er muss wissen, dass wir ihm beistehen, wenn er aufhört zu kämpfen.“
Louisa wusste, dass sie egoistisch war, aber sie wollte nicht, dass ihr Vater den Kampf aufgab. Er sollte sie an ihrem Hochzeitstag zum Altar führen und später mit ihren Kindern spielen. Sie konnte sich ein Leben ohne ihn einfach nicht vorstellen. „Woher weißt du, dass er aufgibt? Hat er es dir gesagt?“
„Das braucht er nicht, ich weiß es einfach. Wenn du bereit bist, siehst du es auch.“
Louisa wusste nicht, ob sie jemals dazu bereit sein würde.
Plötzlich klopfte es sacht gegen die Tür.
„Herein!“, rief Anne.
Die Tür wurde aufgezogen, und Liv sah sie überrascht an. „Oh, hier steckt ihr also! Wir haben schon gedacht, dass ihr weggefahren seid. Warum sitzt ihr auf dem Boden?“
„Hitzewallungen“, erwiderte Anne. „Verdammtes PMS. Ich hatte gehofft, dass es hier kühler ist.“
Obwohl es die dümmste Ausrede war, die Louisa jemals gehört hatte, schien Liv ihrer Schwester zu glauben. „Aha. Also, das Essen wird langsam kalt.“
„Danke, wir sind gleich da“, versprach Louisa ihr lächelnd.
Liv warf ihnen einen letzten zweifelnden Blick zu, bevor sie ging.
„Ich mag sie wirklich“, meinte Anne. „Aber sie ist ein bisschen zu verkrampft. Ich glaube, sie braucht mal richtig guten Sex.“
„Das ist es ganz bestimmt nicht“, meinte Louisa. „Mein Zimmer liegt ja unter ihrem, und die beiden sind nicht gerade leise, wenn du verstehst, was ich meine. Übrigens habe ich wirklich nicht mit Garrett geschlafen – obwohl ich gewollt hätte. Ich weiß nicht, ob ich es noch bis zur Hochzeitsnacht aushalte.“
Entschuldigend sah Anne sie an. „Mir tut leid, was ich vorhin gesagt habe, Louisa. Ich bin in letzter Zeit ziemlich unausstehlich gewesen, oder?“
„Unter den gegebenen Umständen kann ich wohl Nachsicht walten lassen“, erwiderte Louisa amüsiert und lächelte. „Ich bin nur froh, dass ich meine Schwester wiederhabe.“
Anne drückte ihre Hand. „Wahrscheinlich bin ich nur neidisch, weil du jemanden gefunden hast. Ich sollte mich für dich freuen, anstatt dich runterzuziehen.“
„Du glaubst also nicht, dass er mich ausnutzt?“
„Woher soll ich das wissen?“, entgegnete Anne. „Wenn ich so verdammt clever wäre, hätte ich wohl kaum so einen Mist gebaut.“
„Alles wird gut.“ Zuversichtlich sah Louisa sie an. „Wollen wir jetzt zu den anderen gehen?“
Die Schlagzeile hatte es in sich:
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