Wovon eine Prinzessin träumt (German Edition)
gewesen war. Früher hatte er zu den Menschen gehört, die ihren Prinzipien folgten, und hatte sich um andere gekümmert. Was war nur aus ihm geworden? Es widerte ihn selbst an.
Trotzdem ließ sich nicht leugnen, dass er Gefühle für Louisa entwickelt hatte. Als sie ihm von der Sorge um ihren Vater erzählt hatte, hätte Garrett am liebsten Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um ihren Kummer zu lindern. Gleichzeitig erschreckte es ihn. Normalerweise hatte er kaum Zeit, sich um die Nöte anderer zu kümmern. Er zog ein einfaches und unkompliziertes Leben vor. Als er sich für Louisa entschieden hatte, war er überzeugt gewesen, ein solches Leben zu bekommen. Und eine süße Frau, die leicht zu beeinflussen sein würde und aus der er die Ehefrau machen konnte, die er sich wünschte: Je weniger man von ihr sah und hörte, desto besser.
Stattdessen hatte er es mit einer temperamentvollen, leidenschaftlichen und unabhängigen Frau zu tun. Es war wahrscheinlicher, dass er sich ein Tutu anziehen und Ballerina werden würde, als dass Louisa sich jemals seinen Regeln unterwarf.
Vielleicht war das die Bestrafung für sein egoistisches Verhalten. Allerdings fühlte es sich nicht im Geringsten wie eine Strafe an, mit Louisa Zeit zu verbringen. War es möglich, dass es für ihn in Wirklichkeit ein Segen war, sie kennengelernt zu haben?
12. KAPITEL
Louisa drehte sich die halbe Nacht lang von einer Seite auf die andere. Ihr gingen tausend Dinge durch den Kopf. Die Vorstellung, ihren Vater zu verlieren, war mehr, als sie ertragen konnte. Und dass Anne darüber nachdachte, ihr Baby nicht zu behalten … Für ihren Vater konnte Louisa nicht mehr tun, als ihn zu unterstützen. Dasselbe galt für Anne.
Früh am nächsten Morgen ging sie zu Annes Zimmer. Ihre Schwester wirkte leichenblass.
„Geht es dir nicht gut?“
„Sieht man das?“, fragte Anne, die, nachdem sie Louisa hereingelassen hatte, zurück ins Bett ging.
„Kann ich vielleicht irgendetwas für dich tun?“
Anne schüttelte den Kopf. „Was willst du?“
„Ich wollte wissen, ob du dich schon entschieden hast, was du machst.“
„Mit dem Baby, meinst du?“
Louisa nickte und setzte sich auf die Bettkante.
Anne seufzte. „Noch nicht endgültig, aber ich denke an Adoption. Ich bin noch nicht in der Lage, Mutter zu sein. Nicht so. Und ich wäre bestimmt auch eine schreckliche alleinerziehende Mutter. Ich bin nicht gerade optimistisch. Das Baby wäre bestimmt mit jemand anderem besser dran.“
„Das ist doch Unsinn! Du wärst eine wunderbare Mutter.“
„Nein. Nicht jetzt, nicht so.“
Louisa wünschte, ihr fiele etwas ein, um Anne umzustimmen. Aber welches Recht hatte sie, ihrer Schwester vorschreiben zu wollen, wie sie zu leben hatte? „Was ist bloß mit dieser Familie passiert, Anne? Wie konnte bloß alles auseinanderbrechen?“
„So etwas passiert eben. Die Dinge ändern sich nun einmal.“
Louisa weigerte sich, das zu akzeptieren. Sie wollte, dass alles wieder so wurde, wie es gewesen war. Dass alle glücklich und gesund waren. Sie war völlig verwirrt, und das einzig Gute in ihrem Leben war augenblicklich Garrett. Er machte sie glücklich – auf eine Weise, wie sie es noch nie erlebt hatte. Wenn sie mit ihm zusammen war, fühlte sie sich voller Hoffnung und gleichzeitig so zufrieden.
„Ich glaube übrigens“, sagte Anne, „dass du und Garrett glücklich werdet.“
„Ich glaube, ich liebe ihn.“
Anne sah sie neugierig an. „Warum klingst du so überrascht? Du hast doch vom ersten Moment an gewusst, dass er der Richtige ist.“
„Ich weiß, aber das ist etwas anderes gewesen.“
„Wieso?“
„Ich habe früher bestimmt schon ein Dutzend Mal geglaubt, Mr Right gefunden zu haben. Und als ich Garrett getroffen habe, habe ich es sofort für Liebe auf den ersten Blick gehalten. Aber mittlerweile habe ich den echten Garrett kennengelernt und erkannt, wie unreif und oberflächlich ich gewesen bin. Er ist so viel mehr, als ich erwartet habe. Ich habe noch nie etwas Vergleichbares für jemand anderes empfunden. Es ist so vielschichtig, verwirrend … und wunderbar.“
„Und das fühlt sich gut an, oder?“
„Ich denke, ja. Vor einer Woche bin ich völlig sicher gewesen, dass wir füreinander bestimmt sind – dass das Schicksal uns zusammengeführt hat. Aber was, wenn ich mich irre? Wenn ich ihn liebe und er meine Liebe nicht erwidert?“
„Was, wenn er es doch tut?“
Das wäre natürlich großartig. „Weißt du, das ist der
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