WoW 01 - Aufstieg der Horde
sagte sie. »Du hättest es auch entdeckt.«
»Nein«, gab er ehrlich zu, »hätte ich nicht. Ich habe die Abdrücke gesehen, aber ich habe mir nicht die Zeit genommen, sie mir genauer anzuschauen. Du hast es getan. Du wirst eines Tages eine ausgezeichnete Jägerin.«
Sie straffte sich und sah ihn stolz an. Etwas Warmes, das ihn gleichzeitig stärkte und schwächte, durchlief ihn. Er war nicht besonders fleißig, wenn es darum ging, die Ahnen anzurufen, aber als er Draka vor sich stehen sah, sandte er ihnen ein schnelles Gebet.
Lasst diese Frau mich mögen.
Sie folgten der Fährte wie Wölfe einem Geruch. Durotan führte nicht mehr, diese Frau war ihm beim Spurensuchen ebenbürtig. Sie ergänzten einander gut. Er hatte die schärferen Augen, aber sie sah genauer auf das, was sie fanden. Er fragte sich, wie es sein würde, neben ihr zu kämpfen. Die Augen auf den Boden vor sich gerichtet, liefen sie um eine scharfe Biegung. Er fragte sich, wie es sein würde...
Der große Schwarzwolf kauerte über dem Tier, das sie verfolgt hatten, und wirbelte knurrend herum. Eine endlos lange Zeit belauerten sich die drei Jäger. Aber noch bevor das mächtige Biest zum Sprung ansetzte, griff Durotan an.
Die Axt wog nichts in seinen Händen, als er sie hob und zuschlug. Sie sank tief in den Körper des Tiers, aber Durotan spürte den vergeltenden Biss der gelben Zähne, die sich knirschend um seinen Arm schlossen. Stechender Schmerz brandete durch ihn. Mühsam befreite er seinen Arm. Diesmal war es schwerer, die Axt zu heben, während sein Arm Blut verlor, aber er tat es. Der Wolf hatte sich voll auf Durotan konzentriert, seine gelben Augen bohrten sich in seine, sein Mund stand offen, und sein heißer Atem stank nach verwestem Fleisch.
In der Sekunde, bevor die großen Zähne in sein Gesicht hacken konnten, hörte Durotan einen Kriegsschrei. Da war eine unscharfe Bewegung am Rande seines Blickfelds. Draka sprang die Bestie an, ihren langen verzierten Speer nach vorn gerichtet. Der Kopf des Wolfs zuckte zurück, als der Speer seinen Leib durchbohrte. In einem Augenblick der Unachtsamkeit hob Durotan erneut die Axt und schlug so fest zu, wie er konnte. Er fühlte, wie sie den Körper des Tiers durchschnitt und sich sogar in die Erde unter ihm bohrte, so tief, dass er sie nicht sofort herausziehen konnte.
Er trat zurück, keuchte. Draka stand neben ihm.
Er fühlte ihre Wärme, ihre Kraft, ihre Leidenschaft für die Jagd, die so stark wie seine war. Gemeinsam starrten sie auf die mächtige Bestie, die sie beide erlegt hatten. Sie waren von einem Tier überrascht worden, das normalerweise nur mehrere erfahrene Orcs erledigen konnten. Und sie lebten noch. Ihr Feind lag tot am Boden, in zwei Teile gehauen von Durotans Axt, während Drakas Speer aus seinem Herzen ragte. Durotan begriff, dass er niemals würde sagen können, wer von ihnen beiden tatsächlich den Wolf getötet hatte. Und das machte ihn seltsamerweise glücklich.
Er brach zusammen und schlug auf den Boden.
Draka war zur Stelle und wischte das Blut von seinem verletzten Arm, nur um aufzustöhnen, als noch mehr kam. Sie behandelte ihn mit Heilsalben und eng gebundenen Bandagen. Dann rieb sie einige bitter schmeckende Kräuter in Wasser und befahl ihm zu trinken. Nach ein paar Augenblicken schwand der Schwindel.
»Danke«, sagte er ruhig.
Sie nickte und schaute ihn nicht an. Doch ein Lächeln verzog ihre Mundwinkel.
»Was ist so komisch? Dass ich hingefallen bin?« Seine Stimme klang härter, als er beabsichtigt hatte, und sie sah schnell auf, von seinem Tonfall überrascht.
»Absolut nicht. Du hast gut gekämpft, Durotan. Viele hätten die Axt nach so einem Biss fallen lassen.«
Er fühlte sich seltsam befriedigt von dem Kompliment, das wie eine bloße Feststellung klang und nicht nach einer Schmeichelei. »Was belustigt dich dann so?«
Sie grinste und sah ihn direkt an. »Ich weiß etwas, was du nicht weißt. Aber... ich denke, nach dieser Sache kann ich es dir sagen.«
Er fühlte, wie er selber lächelte. »Ich fühle mich geehrt.«
»Ich habe dir gestern gesagt, dass ich noch nicht das richtige Alter für das Werberitual habe.«
»Das stimmt.«
»Nun... als ich das sagte, wusste ich, dass ich es bald erreichen würde.«
»Ich verstehe«, sagte er, obwohl er keine Ahnung hatte, wovon sie sprach. »Nun... wann wirst du denn alt genug?«
Ihr Lächeln wurde breiter. »Heute«, sagte sie einfach.
Er sah sie einen Moment lang an, dann, ohne ein weiteres Wort,
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