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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Eindruck zählt. Und dass er mit einem krummen Rücken daherkommt.«
    Sunday schlug lachend mit der Hand auf den Tisch und grinste Richard dabei so an, als hätte Abayomi gerade eine witzige Geschichte über seine Heldentaten zum Besten gegeben. Trotz der offensichtlich eigennützigen Art des Mannes gefiel Richard dessen fehlender Stolz.
    » Chineke! Tory don wowo . Die Grille wird vom Sand ihres Baus niemals blind«, erwiderte Sunday lachend. Richard dachte einen Moment lang über die Bedeutung dieses Sprichworts nach, ehe er ebenfalls laut lachte. Die absurde Ehrlichkeit in Sundays Aussage hatte etwas Befreiendes.
    Sunday klatschte in die Hände, als er sah, wie sein Gegenüber reagierte. »Siehst du, Babi … Es gefällt ihm. Wir werden gute Freunde sein. Mehr gibt es nicht zu sagen. Zusammen erobern wir die Welt, Oyinbo !« Damit stöpselte sich Sunday kleine Kopfhörer
in die Ohren, stand auf und verschwand in dem düsteren Club.
    Allein zurückgelassen wirkte Abayomi nervös. Sie sah sich um, als befürchtete sie, beobachtet zu werden. Richards Hand ruhte mit der Handfläche nach oben auf dem Tisch. Er schien sie dazu einladen zu wollen, sie zu ergreifen. Sie streckte jedoch stattdessen ihre Hand aus und schloss seine Finger. Obwohl es eine Zurückweisung war, durchflutete es ihn warm bei der flüchtigen Berührung. Ihre letzte Begegnung im Massagestudio war noch aufregender als die erste gewesen, und vor seinem inneren Auge tauchten sinnliche Bilder jenes zweiten gemeinsamen Nachmittags auf. Er war diesmal entspannter gewesen, als wären sie körperlich bereits miteinander vertraut. Er hatte keine solchen Hemmungen wie beim ersten Mal verspürt und war in der Lage gewesen, sich ihr mehr hinzugeben.
    Danach hatte er sich häufig dabei ertappt, wie er an Abayomi dachte. Zuerst widmeten sich seine Gedanken allein ihrem Körper und wie dieser mit dem seinen spielte. Doch nach einer Weile ließen sie ihren vorgetäuschten Liebesakt beiseite, als wäre das Physische zu wenig, um ihn gefangen zu halten. Stattdessen kehrte er zu ihren Gesprächen zurück, zu den Dingen, die sie ihm erzählt hatte, zu ihrem Lächeln und wie sie ihre Finger mit den seinen verschränkte. Jede Einzelheit ihres Wesens faszinierte ihn - die Art und Weise, wie sie ihm aufmerksam in die Augen blickte, wenn er sprach, und dass sie mit ihm redete, ohne alles auf sich zu beziehen oder sich leicht ablenken zu lassen.
    Wenn sie sich trennten, entließ sie ihn jedes Mal mit einem angedeuteten Versprechen, was beim nächsten Mal geschehen könnte. Das mochte ein Kuss sein, der etwas näher an seine Lippen rückte, oder dass sie seiner Hand erlaubte, über den oberen Rand ihres geschnittenen Schamhaars zu streichen. All diese
Gesten signalisierten ihm, dass sie ihn mit der Zeit immer näher an sich heranlassen würde. Er wusste, dass er sich jetzt nicht mehr zurückziehen konnte. Seine Tagträume versprachen ihm ganze Nächte mit ihr. Er malte sich aus, wie sie gemeinsam aufwachten und zu einem der Cafés wanderten, die überall in der Stadt zu finden waren. Gerade diese unerreichbare Alltäglichkeit war es, die ihn lockte.
    Als sie ihm vorgeschlagen hatte, sie auf ein Bier zu treffen, hatte er sich gefreut. Er hatte gehofft, dass vielleicht auch sie seine Gegenwart außerhalb des Massagestudios suchte. Ihr unerwarteter Anruf hatte ihm den restlichen Tag über die Konzentration geraubt, und er hatte den Nachmittag in nervöser Aufregung verbracht. Amanda hatte ohne weiteres Nachfragen sein angebliches Geschäftstreffen und die abgeänderten Pläne für den Abend hingenommen. Es war ihm nicht im Geringsten schwergefallen, sich eine Ausrede einfallen zu lassen.
    »Ich weiß, dass ich dich gebeten habe zu kommen«, begann Abayomi und presste die Lippen aufeinander. »Aber jetzt weiß ich auf einmal nicht mehr, ob du überhaupt da sein solltest, Richard. Ich wollte dir jedenfalls für deinen Rat danken … wegen dieses Freundes, der verhaftet worden ist. Er wird am Montagmorgen erneut vor Gericht erscheinen. Wie du meintest, hat man mir jetzt gesagt, dass er auf Kaution freikommen wird.« Obwohl es gute Nachrichten waren, wirkte ihre Miene besorgt.
    Richard war sich nicht sicher, ob sie von ihm erhoffte, dass er ins Gericht kommen würde. Ein derartiger Gefallen würde den nächsten Schritt bedeuten, und es würde ihn noch enger an sie binden.
    »Möchtest du, dass ich hinkomme?«, hörte er sich fragen. Insgeheim ärgerte er sich über sich selbst, ihr

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