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Wuestenmond

Wuestenmond

Titel: Wuestenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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ist, und kann nur geben, was er hat.«
    Ich streichelte seine glatte Stirn, dachte an all die Gedanken, die er hatte.
    »Tut es dir leid?«
    »Ich habe mich damit abgefunden.«
    »Du hast jetzt eine andere Sache.«
    »Ich brauche mehr Vertrauen.«
    »Ich glaube kaum. Wer, denkst du, hat dich so weit gebracht?«
    »Ein blondes Feenkind.«
    »Du bist witzig?« sagte ich, und er lachte und warf dabei den Kopf leicht nach hinten.
    »Wie kommen wir zu Amenena?« fragte ich.
    Er strich sein Haar aus der Stirn.
    »Möchtest du reiten?«
    »Auf einem Mehari?«
    Jetzt lachten wir beide.
    »Wieso nicht?« meinte er. »Hierzulande setzt sich doch jede Touristin auf ein Mehari. Nicht jede macht eine gute Figur dabei, aber einige schon, das muß ich zugeben. Sicher, die Strecke ist etwas weit, aber mit den Kamelen können wir Abkürzungen nehmen. Sie bleiben auch nicht im Sand stecken. Und du hast Zeit, die Landschaft 260
    zu fühlen.«
    »Zu fühlen?«
    Er saß mit gekreuzten Knien neben mir.
    »Ja. Du spürst die Kraft der Dünen und der Steine, die Bewegung der Wolken, das Feuer des Lichtes und der Sterne. Du atmest den Duft der Wüste ein, einen lebendigen, starken Duft, und nicht den Gestank nach Dieselöl.«
    Er zögerte, runzelte die Brauen.
    »Dazu kommt ein anderes Problem. Du weißt, wir müssen über die Grenze. Zwischen Algerien und Niger sind alle Pisten mit Steinhaufen versperrt. Zoll und Polizei halten die Wagen an; jeder Reisende wird einem Verhör unterzogen: ›Wohin fährst du? Alter?
    Wo geboren? Namen der Eltern?‹ Diese Kerle sind Verbrecher, die in der nigrischen Armee ihre Strafe abbrummen. Sadisten, die nichts so hassen wie die Tuareg. Selbst mit gültigen Papieren kann mich jederzeit eine Kugel erwischen. Wenn ich eines Tages Schluß machen will, brauche ich nur vor den Baracken Gas zu geben. Dann ballern alle mit der Kalaschnikow los. Aus und vorbei!«
    »Hör auf«, sagte ich, »das ist nicht lustig.«
    Er grinste jetzt wieder, wenn auch nur flüchtig.
    »Nimm es nicht zu ernst. Aber verstehst du jetzt, warum ich lieber auf Schleichpfaden fahre? Es gibt Hunderte davon. Man muß sie nur kennen.«
    Meine Wange ruhte auf Elias’ Schulter. Ein Frösteln überlief mich.
    Ich hob den Kopf.
    »Wir gehen mit dem Mehari. Egal, was passiert.«
    »Ich habe eine ältere Stute«, sagte Elias. »Sie ist gut dressiert und hat einen weichen Schritt. Ich werde einen bequemen Sattel für dich finden.«
    Ich legte meine Hand auf seine.
    »Ich werde in so kurzer Zeit nicht alles verstehen. Aber ich denke, daß ich einiges lernen kann.«
    Ich stockte, hob den Kopf. Irgendwo, in der Ferne, knarrte ein Bett.
    Ein undeutliches Gemurmel drang durch die Mauern.
    »Horch! Was ist das?«
    »Es wird Tag. Ismain betet.«
    Sekundenlang lauschten wir. Im Geiste sah ich Ismain auf dem abgetretenen Teppich knien, die Stirn auf den kalten Boden legen, sich aufrichten, sich wieder verneigen. Weit weg von Gott warf sich ein Mensch zu Boden, fütterte die Leere mit dem Singsang der 261
    Litaneien, zum Schutz seines ängstlichen Lebens. Ich schlang die Arme um Elias’ Hals, zog ihn mit einem Griff nach hinten. Ich bog mich zurück, lag jetzt auf dem Rücken, stieß die Decke weg, hob ihm die nackten Brüste entgegen. Fern von den Gebeten, die nicht die unsrigen waren, umarmten wir uns. Um im selben Augenblick, da Elias die Decke ganz zurückschlug, stieg ein schwingender Ton auf, hallte, verstärkt durch die Lautsprecher, über die schlafende Stadt. Elias beugte sich über mich, seine Hand glitt herab, von der Halsbeuge über meine Brüste. Er zeichnete die Form meiner Rippen nach, knetete meine Hüftknochen, legte seine Hand auf meine flache Bauchgrube. Die Muskeln meiner Schenkel spannten sich. Ich stemmte mich auf den Fersen hoch, wölbte das Becken vor, tat mich für ihn auf. Er spreizte mit zwei Fingern meine Scham, die noch klebrig von seinem Samen war, lenkte flackerndes Brennen durch jeden Muskel, bis ins Knochenmark. Die kehlig singende Stimme des Muezzins überzog die Stadt mit den Fesseln toter Jahrhunderte.
    Es störte uns nicht. Wolken ballten sich in meinem Unterleib zusammen. Mein Körper war schön, wogend wie das Meer, weit geöffnet wie der Körper aller liebenden Frauen seit Anbeginn der Zeiten.
    »Du bist naß«, flüsterte Elias. »Naß wie ein Brunnen. Ich möchte dich trinken…«
    »Trinke mich!«
    Seine Fingerspitzen umkreisten das zarte Fleisch, in salziger Dunkelheit, in Grotten und Windungen. Die Kraft meines

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