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Wurzeln

Wurzeln

Titel: Wurzeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Haley
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Holt ihre eigene wären.
    Jede Woche freute sich Tom nach der schweren und ermüdenden Schmiedearbeit auf den kommenden Sonntag, wenn er mit dem Eselswagen meilenweit an den Zäunen entlangfuhr, hinter denen Mais-, Weizen-, Tabak- und Baumwollfelder lagen. Hier und da kam er an Obstgärten mit Apfel- und Pfirsichbäumen und an kleineren Farmhäusern vorbei. Begegneten die beiden später anderen Schwarzen, die fast immer zu Fuß waren, winkten sie ihnen zu, und Tom hoffte, sie verstünden, warum er sie nicht zum Mitfahren einlud, denn er wollte mit Irene allein sein. Bisweilen hielt er plötzlich den Wagen an, sprang ab und warf irgendeinen verrosteten Metallgegenstand, den er eben am Straßenrand entdeckt hatte, hinten in den Wagen. Einmal überraschte Irene ihn damit, daß sie ebenfalls absprang und sich eine wilde Rose pflückte. »Schon immer, seit ich ein kleines Mädchen war, hab ich Rosen gern«, erklärte sie ihm.
    Gelegentlich begegneten sie auch Weißen, die in einem Wagen oder zu Pferde unterwegs waren. Prompt wurden Tom und Irene dann steif wie zwei Statuen und starrten genau wie die Weißen unverwandt vor sich hin. Tom erwähnte einmal, daß er hier in Alamance County viel seltener jene armen Weißen sehe, von denen es in der Gegend, in der er vorher gelebt hatte, so viele gab.
    »Ich kenn diese putenfressenden, rotnackigen Kerle, die du meinst«, sagte sie. »Nein, von denen gibt’s hier nicht viel. Wenn du mal einen siehst, ist er gewöhnlich nur auf der Durchreise. Die reichen Weißen hier können die noch weniger leiden wie die Nigger.«
    Tom war überrascht, daß Irene über alles, was sie unterwegs sahen, Bescheid wußte und über jede Wegkreuzung, Kirche, Schule, Wagenwerkstatt, oder was es auch war, etwas zu berichten hatte. »Ach, ich hör einfach zu, was der Masser seinen Gästen so erzählt, und seine Leute haben mit fast allem in Alamance County irgendwie was zu tun«, erklärte sie und zeigte auf eine Mühle, die ihrem Masser gehörte: »Er mahlt ’ne Menge von seinem Weizen zu Mehl, und aus seinem Mais macht er Whiskey, den er in Fayetteville verkauft.«
    Mit der Zeit begann Tom dieser nicht enden wollenden Lobpreisung ihres Masser und seiner Familie müde zu werden. Eines Sonntags, als sie sich bis in die Bezirksstadt Graham vorgewagt hatten, sagte sie: »Im Jahr, als der große kalifornische Goldrausch war, hat der Pappy von meinem Masser massenhaft Gold gefunden. Er hat dieses Land gekauft und diese Stadt gebaut, und jetzt ist sie Bezirksstadt.« Am nächsten Sonntag fuhren sie die Salisbury Road entlang, und sie zeigte auf einen großen Markierungsstein. »Grad hier auf der Pflanzung vom Großvater des Masser haben sie die Schlacht von Alamance geschlagen. Die Leute hatten genug von der schlechten Behandlung durch den König, haben ihre Gewehre genommen und auf die Soldaten mit den roten Jacken geschossen. Der Masser hat gesagt, die Schlacht war der Funke, der die amerikanische Revolution und fünf Jahre später den Krieg ausgelöst hat.«
    Etwa um diese Zeit war es auch, daß Matilda ungehalten wurde. Es wurde ihr schwer, das aufregende Geheimnis so lange für sich behalten zu müssen. »Was ist eigentlich los mit dir? Tust grad so, wie wenn du willst, daß niemand dein Indianermädchen zu Gesicht kriegt!«
    Tom beherrschte seinen Ärger und murmelte ein paar unverständliche Worte, worauf Matilda erst recht in Zorn geriet und ihm einen Tiefschlag versetzte. »Ist wohl zu gut für uns, wo sie ja so vornehmen Leuten gehört!«
    Tom tat, was er nie zuvor getan hatte. Er drehte sich auf dem Absatz um, ließ seine Mutter stehen und weigerte sich, auf eine derartige Bemerkung überhaupt zu antworten.
    Er wünschte, es gäbe irgendwen, irgend jemanden, mit dem er über seine tiefsitzenden Zweifel, ob er weiterhin mit Irene zusammenbleiben sollte, sprechen konnte.
    Zwar hatte er sich endlich eingestanden, wie sehr er sie liebte. Sie war nicht nur wunderschön mit ihren Gesichtszügen, die das Indianische mit dem Schwarzen verbanden, sie war auch fraglos die reizvollste, anziehendste und klügste Frau, die er sich wünschen konnte. Aber da Tom nicht nur ein entschlossener, sondern auch ein bedachtsamer Mensch war, meinte er, nur dann eine gute Ehe führen zu können, wenn er zwei Probleme, die ihm bei Irene Sorgen machten, gelöst hatte.
    Zuerst einmal konnte Tom keine wirkliche Zuneigung oder kein vollkommenes Vertrauen einem Weißen gegenüber empfinden, seinen Masser und Missis Murray

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