Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wyoming 2 - Wildes Herz

Titel: Wyoming 2 - Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
das Fenster und ließ sich auf das Dach der Terrasse fallen. Zum Glück fiel es nicht steil ab, aber damit hatte sich ihr Glück auch schon erschöpft. Zu spät wurde ihr bewußt, daß jemand, der sich mitten in der Nacht in ihr Zimmer schliche, aus dem Fenster sehen würde, wenn er das Zimmer leer vorfände. Sie zweifelte nicht daran, daß man sie entdecken würde, sogar im Dunkeln. Aber würden sie es wagen, auf sie zu schießen und die ganze Stadt zu wecken? Hatten sie nicht eher damit gerechnet, sie schlafend in ihrem Bett vorzufinden, um sie dann auf alle erdenklichen lautlosen Arten beseitigen zu können? Würden sie ihr auf das Dach hinaus folgen?
    Sie hätte jetzt schon schreien sollen. Es war gut möglich, daß sie sie mit einem lauten Schrei alle verscheucht hätte. Aber ihre Aufmachung, das verdammte durchscheinende Negligee, das sie immer noch trug, brachte sie im ersten Moment dazu, zu verstummen.
    Sie wartete nicht, bis sie sah, wie ein Kopf zum Fenster hinausgestreckt wurde. Bis an den Rand des Daches war es nicht weit, da an diesem Ende des Gebäudes nur noch ein Wasserklosett hinter ihrem Zimmer lag. Ihre Chancen, gar nicht erst entdeckt zu werden, standen besser, wenn sie schnell über den Dachrand spränge und nicht versuchte, von ihrem Fenster aus zum nächsten Fenster zu laufen und zu hoffen, daß es offenstünde. Von ihrem jetzigen Standpunkt aus konnte sie nicht erkennen, ob es offen oder geschlossen war. An den Seiten setzte sich das Geländer nicht fort, das am vorderen Dachrand entlangführte, und daher müßte sie nicht erst klettern, sondern könnte sich ganz einfach am tiefsten Punkt über den Rand gleiten lassen, einen der Pfosten, die das Dach trugen, mit ihren Beinen umklammern und einfach daran herunterrutschen, bis sie auf dem Boden stünde. Dann könnte sie hastig zu dem Stall hinter dem Hotel laufen und wäre in Sicherheit. Dort hielten sich ein paar ihrer Leute auf. Wenn sie sich schon soweit erniedrigen mußte, in ihren Nachtgewändern gesehen zu werden, dann konnte sie wenigstens dafür sorgen, daß es sozusagen in der Familie bliebe.
    Sie lief schon los, während sie noch darüber nachdachte, doch sie hatte nicht damit gerechnet, beim Laufen so viel Schwung zu bekommen und an das Geländer zu prallen, ehe sie stehenbleiben konnte. Sie hielt nicht inne, um zu verschnaufen. Es war schon einfacher, über den Dachrand zu gleiten, und sie könnte sich an dem kurzen Pfosten des Geländers festhalten, bis sie mit ihren Füßen den höheren Dachpfosten gefunden hätte.
    Hier ließ sie ihr Glück jedoch im Stich. Sie schwang ihre Beine in alle Richtungen und traf auf nichts als Luft. Zu spät erkannte sie, daß sie sich fälschlicherweise darauf verlassen hatte, daß jedes Terrassendach von Pfosten getragen würde. Wie sonst sollte das verdammte Ding denn halten? Wo also war dieser verfluchte Pfosten? Was jetzt noch wichtiger war, da kein Pfosten aufzufinden war- wie tief war der Boden unter ihr? Verdammt und zum Teufel, warum hatte sie diese Dinge nicht schon beim Betreten des Hotels bemerkt? Ein paar Stufen hatten zu der Terrasse vor dem Gebäude geführt, aber das war auch schon alles, woran sie sich erinnern konnte. Sie hatte keine Ahnung, in welcher Höhe sie baumelte, ob die erhöhte Terrasse über das Hausende hinausreichte oder ob sie den Straßenboden unter sich hatte, der noch tiefer lag. Ein flüchtiger Blick nach unten zeigte ihr nichts als tiefe Dunkelheit.
    Sie hoffte, daß sie es schaffen würde, bis zur Vorderfront des Hauses zu kommen und dort nach dem ausbleibenden Stützpfosten zu suchen, doch ihre Hände taten jetzt schon weh, nachdem sie ihr Gewicht erst wenige Momente hatten halten müssen. Sie konnte sich ebensogut gleich hier, wo sie war, fallen lassen, solange sie noch frei entscheiden konnte, denn das war besser, als später versehentlich abzurutschen und vielleicht nicht auf den Füßen, sondern auf dem Rücken zu landen. Und doch brachte sie den Mut für den Sprung nicht auf. Eine heimtückische Panik ergriff sie und wurde von Sekunde zu Sekunde schlimmer, und in ihrer Vorstellung wurde ihre Entfernung vom Boden größer und immer größer, bis gewissermaßen nur noch eine endlose Grube ohne Boden unter ihr lag.
    Sie brauchte mehrere Herzschläge, um zu erkennen, daß ihre Hände nicht mehr ihr einziger Halt waren, sondern daß sich Arme um ihre Beine geschlungen hatten, die sie hielten. Im selben Moment, in dem sie es begriff, hörte sie eine vertraute

Weitere Kostenlose Bücher