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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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wollte, Morrow das Leben sehr unangenehm machen.
    Milpitas hielt das Artefakt hoch.
    »Sag mir, was das ist.«
    »Es ist ein Achterring.«
    »Hast du ihn gemacht?«
    Morrow zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Vielleicht. Das bekommt man in jedem Geschäft auf Deck Vier.«
    »Gut.« Milpitas legte den Ring mit einem leichten Klicken auf den Schreibtisch. »Sag mir, was du sonst noch gemacht hast. Gib mir eine Aufstellung.«
    Morrow schloß die Augen und dachte nach. »Teile für einige der Maschinen – zum Beispiel die Versorgungsmaschinen. Die Eingeweide natürlich nicht – das überlassen wir den Nanobots –, aber die größeren externen Komponenten. Material für Gebäude – Träger, Rohre, Kabel. Brillen und Besteck; einfachere Dinge, welche die Nanobot-Wartungstrupps nicht reparieren können.«
    Milpitas nickte. »Und?«
    »Und solche Dinge wie Ihren Achterring.« Morrow versuchte mit ungewissem Erfolg, einen Anflug von Frustration in seiner Stimme zu unterdrücken. »Und Ratschen und Bügel. Kratzer…«
    »Gut. Nun, Morrow, der Wert eines Trägers oder einer Brille ist eindeutig. Aber was meinst du zu dieser Frage: Was ist der Wert deiner Achterringe, Bügel und Ratschen?«
    Morrow zögerte. Das war exakt die Art von Frage, die ihn überhaupt erst in Schwierigkeiten gebracht hatte. »Ich weiß nicht«, platzte es dann aus ihm heraus. »Planer, es macht mich noch verrückt, daß ich es nicht weiß. Ich schaue mir diese Dinge an und versuche mir vorzustellen, wofür sie verwendet werden könnten, aber…«
    Der Planer hob die Hände. »Das ist keine Antwort, Morrow.«
    Morrow war verwirrt. Er hatte schon vor langer Zeit gelernt, daß bei Gesprächen mit Leuten wie Milpitas Worte zu Waffen wurden, scharfe Klingen, deren Bewegungen er kaum folgen konnte. »Aber Sie haben mich doch gefragt, wozu die Ratschen gut sein sollen.«
    »Nein. Ich wollte von dir wissen, was du zu der Frage sagst, und keine Antwort auf die Frage selbst hören. Das ist ein großer Unterschied.«
    Morrow versuchte das zu verinnerlichen. »Es tut mir leid. Ich verstehe nicht.«
    »Nein.« Der Planer legte die langen, mit chirurgischen Narben bedeckten Finger auf den Schreibtisch. Milpitas schien eines dieser unglücklichen Individuen zu sein, bei denen die AS-Behandlung nur zum Teil erfolgreich gewesen war und die deshalb diese Art von Totalrestaurierung des Körpers über sich ergehen lassen mußten. »Nein. Ich glaube wirklich, daß du das nicht verstehst. Und genau da liegt nämlich auch das Problem, nicht wahr, Morrow?«
    Er erhob sich und ging zum Fenster seines Büros. Von hier aus konnte Morrow das Äußere des Tempels sehen; seine Fassade war eine schiefe Ebene aus goldenem Licht. Milpitas’ breites, knochiges Gesicht wurde von dem eisernen Himmel und dem indirekten Tageslicht eingerahmt.
    »Die Frage hat keinen Sinn«, eröffnete Milpitas schließlich. »Und deshalb hätte auch ihre Beantwortung keinen Sinn – sie wäre bedeutungslos, weil die Frage an sich schon keinen Bezug zu etwas Relevantem aufweist.« Er wandte sich Morrow zu und lächelte prüfend. »Ich weiß, daß du mit dieser Antwort nicht zufrieden bist. Sprich weiter; hab keine Angst. Sag mir, was du denkst.«
    Morrow seufzte. Ich glaube, daß Sie verrückt sind. »Ich glaube, daß Sie mit Worten spielen.« Er nahm den Ring zur Hand. »Natürlich hat dieses Ding einen Zweck. Es existiert physikalisch. Wir betreiben Aufwand zu seiner Herstellung…«
    »Alles, was wir tun, hat einen Zweck, Morrow, und nur einen Zweck.« Milpitas schaute feierlich drein. »Weißt du, was das ist?«
    Morrow reagierte leicht gereizt. »Das Überleben der Spezies. Ich bin kein Kind, Planer.«
    »Exakt. Gut. Deswegen sind wir hier; deswegen hat Suprahet diese unsere Schiffswelt erbaut; deswegen haben meine Großmutter – sie ist natürlich schon längst tot – und die anderen diese Reise angetreten. Das ist der Zweck, der allem zugrundeliegt, was wir tun.«
    Morrows Gereiztheit verwandelte sich in eine ansatzweise Rebellion. Allem? Auch der Eliminierung der Kinder?
    Er fragte sich, wie viele solcher Verhöre er im Lauf der Jahre schon hatte erdulden müssen.
    Vage erinnerte er sich an eine Zeit, in der die Dinge noch nicht so gewesen waren. Zum Zeitpunkt seiner Geburt, vor einem halben Jahrtausend, waren Kinder – wie er – noch geboren worden. Und die großen virtuellen Maschinen, die irgendwo in der Struktur der Welt verborgen waren, hatten die kahlen Schiffswände mit

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