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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Abtreibungen vorgenommen.
    Nach einigen Generationen verschob er das früheste Empfängnisalter auf fünfundvierzig. Dann auf fünfzig.
    Die Population des Waldes nahm zunächst ab, begann sich dann aber langsam wieder zu erholen. Und allmählich wurden die tödlichen Gene aus dem Gen-Pool eliminiert.
    Mit der Zeit entstand ein gewisser Kontakt – eine Art impliziten Handels – zwischen den Bewohnern der unteren Decks und den Dschungelmenschen. Aber es erfolgte kein Eindringen von oben, es bestand keine Absicht, Deck Null zu öffnen. Und so setzte Uvarov sein Experiment mit eiserner Entschlossenheit fort, Jahrhundert für Jahrhundert.
    Pfeilmacher und Seilspinnerin – jung-alte Pygmäen mit Gesichtsbemalung – waren das außergewöhnliche Ergebnis.

    Milpitas folgte Uvarovs heftigen Einlassungen mit offensichtlicher Verwirrung. »Als ich diese Arbeit begonnen hatte, lag die durchschnittliche Lebenserwartung ohne AS bei etwa einhundert Jahren. Heute haben wir Personen, die über zweihundertfünfzig Jahre alt sind…« Speichel lief aus seinem zahnlosen Mund. »Dazu reichen tausend AS nicht aus. Nicht einmal zehntausend würden genügen. Ich spreche davon, die Natur der Spezies Mensch zu verändern…«
    Milpitas lachte ihn aus. »Es dürfte wohl kaum jemals eine besessenere Überwachung einer Gesellschaft gegeben haben als das. So vielen Generationen die Segnungen der AS vorzuenthalten…« Der Planer schüttelte den kahlen, narbigen Kopf. »So viel Humanpotential zu vergeuden, so viele ›stumme, ruhmlose Miltons‹…«
    »Ich transformiere die Spezies selbst«, zischte Uvarov. »Und es funktioniert, verdammt. Hier, Pfeilmacher…« – er vollführte einige unsichere Gesten -»…ist achtzig Jahre alt. Achtzig. Schau ihn dir an. Durch die erfolgreiche Eliminierung der tödlichen Gene habe ich…«
    »Wenn Ihr Programm so löblich war, warum haben Sie es dann für notwendig erachtet, sich auf dem Walddeck zu verbarrikadieren?«
    Der hilflose Morrow fühlte sich, als ob er in einen alten, sinnlosen Streit hineingeraten wäre. Er erinnerte sich an sein letztes Gespräch mit Milpitas, in dem dieser – ruhig und dezidiert – die Realität der Gesellschaft über Deck Eins bestritten hatte: Eine Gesellschaft, deren unabhängige Existenz schon lange offensichtlich gewesen war, bevor Pfeilmacher und die anderen Brandpfeile durch die offenen Luken der Schleuse geschossen hatten. Und auch jetzt – sogar als er mit Uvarov und diesen bemalten Primitiven konfrontiert wurde – schien Milpitas außerstande zu sein, sich von seiner begrenzten Weltsicht zu lösen.
    Uvarov war lautstark, von fremdartigem Aussehen, offenkundig halb verrückt und in einer partiellen, unvollständigen – und absolut unflexiblen – Vorstellungswelt gefangen. Und dennoch, sinnierte Morrow unbehaglich, folgte Milpitas auf seine Art genauso starren Denkmustern und neigte gleichermaßen dazu, die Beweise seiner Sinne zu ignorieren.
    Wir sind eine erstarrte Gesellschaft, überlegte Morrow düster. Intellektuell tot. Vielleicht hat Uvarov recht mit seinen Vorstellungswelten. Vielleicht sind wir alle verrückt, nach diesem langen Flug. Und doch – und doch, wenn Uvarov recht damit hat, daß das Ende des Fluges erreicht ist – dann können wir uns diese Einstellung womöglich nicht länger leisten.
    Mit dem Anflug von Verzweiflung wandte er sich an Milpitas. »Sie müssen ihm zuhören. Die Situation hat sich verändert, Planer. Das Schiff…«
    Milpitas ignorierte ihn. Er sah müde aus. »Diese Sache geht mir langsam auf die Nerven. Ich werde meine Frage wiederholen. Und dann werdet ihr verschwinden. Alle.«
    »Uvarov, warum sind Sie hergekommen?«
    Uvarov rollte mit seinem Stuhl vorwärts; Morrow hörte einen dumpfen Stoß, als der Rahmen des Rollstuhls leicht mit Milpitas’ Schreibtisch kollidierte. »Survivalist«, meinte er, »die Reise ist vorüber.«
    Milpitas runzelte die Stirn. »Welche Reise?«
    »Der Flug der Great Northern. Unsere Odyssee durch Raum und Zeit, zum Ende der Geschichte.« Sein zerstörtes Gesicht verzog sich. »Ich gebe es nur ungern zu, aber unsere Fraktionsbildung ist nicht länger sinnvoll. Wir müssen jetzt zusammenarbeiten – das Wurmloch-Interface erreichen und…«
    »Weshalb«, fragte Milpitas ungerührt, »glauben Sie, daß die Reise zu Ende sei?«
    »Weil ich die Sterne gesehen habe.«
    »Unmöglich«, erwiderte Milpitas. »Sie haben keine Augen mehr. Sie sind verrückt, Uvarov.«
    »Mein Volk…« Uvarovs Stimme

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