Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten
berücksichtigt werden; vielleicht auch alle Österreicher, die erst 20 oder weniger Jahre in diesem Land sind oder die zwischendurch fünf oder mehr Jahre im Ausland waren. Sie haben sicher besondere Bedürfnisse und für Österreich wichtige, sonst nicht vorhandene Erfahrungen. Ich nehme an, dass Katholiken, Protestanten, Muslime und Personen ohne Glaubensbekenntnis entsprechend ihrer Prozentzahlen berücksichtigt werden sollten. Auch Maturanten und Personen mit akademischen Graden sollten mit Recht murren, wenn sie bei einer Quotenregelung nicht bedacht werden (wobei es sicher ein interessantes Problem ist, ob man AHS- und HAK-Maturanten, Diplomingenieuren und Magistern usw. eigene Quoten zuteilen müsste). Vielleicht könnten auch die kahlköpfigen Friseure, die Klasse der Brillenträger (nach Dioptrien gestaffelt?), alle Blauäugigen, alle Menschen mit IQ größer als 140, alle Übergewichtigen (oder was weiß ich wer sonst noch) mit guten Gründen ihre Quoten beantragen.
Ich weiß nur eines: Alle oben erwähnten Gruppen (und es gibt natürlich Tausende weitere, die sich noch dazu wild überschneiden) sind – soweit sie eine entsprechende Staatsbürgerschaft besitzen – gleich zu behandeln. Eine Quotenregelung für Frauen ist ungerecht, weil man nicht willkürlich eine Gruppe durch eine solche Regelung auszeichnen kann.
Positionen sind überall nur nach einem Gesichtspunkt zu besetzen: Qualifikation.
Sorgen wir dafür, dass alle Menschen in unserer Gesellschaft weitgehende Chancengleichheit haben, durch zum Beispiel freien Zugang zu allen Ausbildungsinstitutionen für alle einschlägig begabten Personen. Wehren wir uns gegen jede Diskriminierung aller Menschen, aber akzeptieren wir bitte, dass einer Person eine Aufgabe auf Grund der dafür besten Voraussetzungen übertragen wird, nicht weil diese Person einer bestimmten Gruppe angehört, die man »daher« prozentuell berücksichtigen muss. Auf die Spitze getrieben müssten wir sonst in unserer Fußball-Nationalmannschaft vielleicht einmal einen Gehbehinderten aufnehmen …
Ausnahmsweise hier ‚als Gegenpol’ eine Stellungnahme, nämlich von Frau Professor Britta Schinzel aus Freiburg, die sich mit dem Thema »Informatik und Frau« sehr intensiv auseinander gesetzt hat:
»Der Tenor des Artikels ist der, dass das einzige vernünftige Kriterium zur Besetzung von Positionen nur die Qualifikation der BewerberInnen sein kann. Dem kann frau nur zustimmen.
Implizit wird weiter insinuiert, dass wohl die meisten gutwilligen Entscheidungsträger diesem Grundsatz folgen und nicht nach patriarchalischen Gesichtspunkten einstellen. Ich persönlich kenne keinen Mann, der nicht von sich behauptet, in dieser Hinsicht ganz gerecht zu denken und zu handeln, wenn nicht gar besonders angestrengt nach qualifizierten Frauen zu suchen (und ich unterstelle keinem einzelnen, am allerwenigsten Herrn Kollegen Maurer, dessen Eintreten für einige Frauen in unserem frauenarmen Beruf ich kenne, dass dem nicht so wäre).
Aber die einzig logische Folgerung, folgt frau diesen Argumenten, kann nur sein, dass Frauen einfach zu wenig qualifiziert sind oder dass auch qualifizierte Frauen sich dem Ausleseprozess des Arbeitsmarktes nicht stellen. Lassen wir Letzteres unberücksichtigt, so stehen sicherlich in sehr qualifizierten Berufen weniger Frauen als Männer zur Verfügung. Dennoch erklärt das noch nicht die extrem geringe Repräsentanz von Frauen in guten Positionen.
Leider werden Frauen entgegen anders lautenden Behauptungen trotz hoher Qualifikation weniger für gut dotierte Stellen berücksichtigt als Männer. Denn noch nie waren so viele Frauen so gut qualifiziert wie heute und dennoch scheint die Zahl der Frauen in Schlüsselpositionen insgesamt abzunehmen. In Deutschland sinken zum Beispiel die Prozentsätze der Wissenschaftlerinnen, besonders der Professorinnen. Zwischen 1980 und 1986 sind 534 Männer mehr Professoren geworden, im gleichen Zeitraum nahm die Zahl der Professorinnen um neun ab. An -Professorinnen gibt es heute nur mehr 3,3 %, noch 1970 waren es 5 % (Quelle: BMBW). Oder es waren zu einem bestimmten typischen Stichtag zum Beispiel in Deutschland 30 % der weiblichen DV-Fachleute und Informatikerinnen arbeitslos, jedoch nur 2 % der männlichen.
An der Universität erhalten Frauen nicht nur erheblich weniger Gelegenheit zu Promotion und Habilitation – dies könnte auch daran liegen, dass sie sich weniger darum bemühen (nicht jedoch an ihrer Qualifikation,
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