Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Titel: Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
Vom Netzwerk:
Blick zu, riss ihm die Zügel aus der Hand und führte Kiki zum Stall zurück. Es war ein Fehler gewesen, unbewaffnet zum Unterricht zu kommen. In meiner Naivität hatte ich geglaubt, Goel würde mich nicht angreifen, solange ich mich in Cahils Gesellschaft befand. Wieder eine Lektion gelernt. Cahil konnte stolz sein, selbst wenn es nicht die Lektion war, die er im Sinn gehabt hatte.
    Auf dem Weg zum Markt am nächsten Morgen studierte ich aufmerksam die Gesichter der Menschen, die sich durch die Straßen drängelten. Offenbar wollten sie auch alle zum Markt im Herzen der Zitadelle. Staunend nahm ich war, wie viele Menschen sich um die Stände drängelten. Unschlüssig blieb ich stehen. Ich verspürte nicht die geringste Lust, mich durch sie hindurchzudrängeln, aber ich musste nun mal einige Dinge kaufen.
    Ich entdeckte einige Arbeiter aus dem Bergfried. Gerade als ich sie um Hilfe bitten wollte, zupfte jemand an meinem Ärmel. Blitzschnell fuhr ich herum und griff nach meinem Streitkolben. Der kleine Junge zuckte zusammen. Ich erkannte ihn wieder. Es war der Bettler, dem ich bei meiner Ankunft in der Zitadelle meine Münzen aus Sitia gegeben hatte.
    „Du hast mir ja einen schönen Schrecken eingejagt“, sagte ich.
    Er grinste verlegen. „Schöne Frau, habt Ihr eine Münze für mich?“
    Irys’ Worte über die Bettler fielen mir ein, und plötzlich kam mir eine Idee. „Wie wäre es, wenn du mir hilfst, und ich helfe dir?“
    Misstrauisch schaute er mich an. In diesem Augenblick schien er zehn Jahre älter zu sein. Es zerriss mir fast das Herz, und am liebsten hätte ich den Inhalt meiner Börse in seine Hände geleert. Stattdessen sagte ich: „Ich bin neu hier. Ich möchte Papier und Tinte kaufen. Kannst du mir einen Händler empfehlen?“
    Jetzt schien er zu verstehen. „Bei Maribella gibt es die schönsten Schreibwaren“, sagte er mit leuchtenden Augen. „Ich zeige Euch den Weg.“
    „Warte. Wie heißt du?“
    Er zögerte und senkte den Blick. „Fisk“, murmelte er schließlich.
    Ich ging in die Hocke, um ihm in die Augen sehen zu können, und reichte ihm die Hand. „Hallo, Fisk. Ich bin Yelena.“
    Mit beiden Händen umfasste er meine, wobei sein Mund vor Erstaunen offen stand. Er musste etwa neun Jahre alt sein. Fisk erholte sich von seiner Überraschung und schüttelte ungläubig den Kopf. Dann führte er mich zum Tisch eines jungen Mädchens am Rand des Marktes. Ich kaufte Schreibpapier, einen Schreibgriffel und schwarze Tinte. Anschließend drückte ich Fisk für seine Hilfe eine Münze aus Sitia in die Hand. Er begleitete mich auch zu den anderen Ständen, wo ich im Laufe des Morgens weitere Einkäufe tätigte, und als wir beide voll beladen waren, rief er einige seiner Freunde herbei, die uns beim Tragen meiner Pakete halfen.
    Nachdem ich meine Besorgungen erledigt hatte, schaute ich mir meine Gefolgschaft an. Sechs schmuddlige Kinder lächelten mich trotz der Hitze unter der sengenden Sonne fröhlich an. Eines von ihnen sah aus wie Fisks jüngerer Bruder. Sie hatten die gleichen hellbraunen Augen. Die anderen beiden Jungen waren möglicherweise seine Vettern. Den beiden Mädchen hingen fettige Haarsträhnen ins Gesicht, sodass ich nicht sagen konnte, ob sie ebenfalls mit Fisk verwandt waren.
    Auf jeden Fall hatte ich noch gar keine Lust, in den Bergfried zurückzukehren.
    Fisk schien meine Gedanken zu erraten, denn er fragte: „Schöne Yelena, möchtet Ihr einen Rundgang durch die Zitadelle machen?“
    Ich nickte. In der Mittagshitze hatte sich der Marktplatz geleert, und als ich den Kindern durch die verlassenen Straßen folgte, wurde mir ein wenig unbehaglich zumute. Wenn sie mich nun in einen Hinterhalt führten? Vorsichtshalber tastete ich nach dem Griff meines Schnappmessers und konzentrierte mich gleichzeitig darauf, die Kraftquelle anzuzapfen und mein Bewusstsein auszusenden.
    Meine Sinne berührten das Leben rings um mich herum. Die meisten Bürger der Zitadelle hielten sich in den Gebäuden auf oder waren damit beschäftigt, einen kühlen Ort zu finden. Viele hatten sich vorgenommen, bis zum Sonnenuntergang nur leichtere Arbeiten zu verrichten. Keine Bedrohungen. Keine Hinterhalte.
    Noch ehe ich den Brunnen sah, hörte ich das Wasser plätschern. Jauchzend ließen die Kinder meine Pakete fallen und rannten zu der Fontäne. Nur Fisk blieb bei mir. Er nahm seine Rolle als Fremdenführer sehr ernst.
    „Das ist der Einheitsbrunnen“, erklärte er.
    Ein Kranz von Wasserdüsen umgab eine

Weitere Kostenlose Bücher