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Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Titel: Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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entdeckte ich hoch über mir an der Burgwand eine spinnenähnliche Gestalt. Erschrocken stellte ich fest, dass sie zu mir herunterkletterte. Es war keine Spinne, sondern ein Mensch.
    Ich wollte mich verstecken, ließ es aber bleiben, als mir klar wurde, dass mich der Eindringling vermutlich bereits gesehen hatte. Sämtliche Türen und Fenster der Wohnung abzuschließen und Valek zu suchen schien mir die bessere Lösung zu sein. Aber ehe ich den stockdunklen Wohnraum betrat, zögerte ich. Dort drinnen würde man den Einbrecher wegenseiner dunklen Kleidung kaum sehen können. Und hinter verschlossenen Türen fühlte ich mich sowieso auch nicht mehr sicher, seitdem Janco mir beigebracht hatte, wie man Schlösser öffnete.
    Ich verfluchte mich, weil ich mein Schnappmesser nicht bei mir trug, und drückte mich an das äußerste Ende des Balkons. Den Wasserkrug hielt ich fest umklammert.
    Der Kletterer sprang die letzten Meter hinunter auf den Balkon. Seine geschmeidigen Bewegungen weckten Erinnerungen in mir.
    „Valek?“, flüsterte ich.
    Weiße Zähne blitzten auf, und Valek setzte seine dunkle Brille ab. Über Kopf und Gesicht hatte er eine schwarze Kapuzenmaske gezogen, und sein Körper steckte in einem hautengen Trikot.
    „Was macht Ihr da?“, fragte ich.
    „Erkundungsgang. Normalerweise bleiben die Generäle noch lange auf, nachdem der Commander das Brandy-Treffen verlassen hat. Deshalb musste ich warten, bis alle im Bettwaren.“ Valek ging in den Wohnraum. Er streifte die Kapuze ab, entzündete eine Lampe und zog ein Blatt Papier aus der Tasche.
    „Ich hasse Geheimnisse. Ich hätte das Rätsel um den Nachfolger des Commanders unangetastet gelassen, wie ich es fünfzehn Jahre lang getan habe, aber heute Nacht war die Gelegenheit zu verlockend. Acht Generäle, die ihren Rausch ausschliefen – ich hätte auf ihren Betten tanzen können, ohne sie aufzuwecken. Nicht einer von ihnen hat auch nur einen Funken Fantasie. Ich habe gesehen, wie sie alle den Umschlag des Commanders in ihre Aktentaschen steckten.“ Valek winkte mich zum Schreibtisch hinüber. „Hilf mir, das zu entziffern.“
    Er drückte mir ein festes Blatt Papier in die Hand, das mit Wörtern und Zahlen bekritzelt war. Valek hatte sich in die Zimmer der acht Generäle geschlichen und alle acht Teile der verschlüsselten Botschaft abgeschrieben. Ich fragte mich, warum er mich ins Vertrauen zog. Doch weil meine Neugier stärker war als meine Verwunderung, zog ich einen Stuhl heran und setzte mich neben ihn.
    „Wie habt Ihr das Wachssiegel erbrochen?“, erkundigte ich mich.
    „Anfängertrick. Alles, was du brauchst, sind ein scharfes Messer und eine kleine Flamme. Und jetzt lies mir die ersten Buchstaben vor.“ Er schrieb sie auf und ordnete sie so lange, bis sie das Wort Belagerung ergaben. Anschließend schaute er in einem Band nach, der zahlreiche Symbole enthielt, die so ähnlich aussahen wie die auf meinem Schnappmesser. Ein großes blaues Zeichen, das einen Stern inmitten von drei Kreisen zeigte, erregte Valeks Interesse.
    „Was ist das?“, fragte ich.
    „Das alte Kampfsymbol für Belagerung. Der tote König benutzte diese Kennzeichen, um in Kriegszeiten mit seinen Captains zu kommunizieren. Ein großer Stratege hat sie vor Hunderten von Jahren entworfen. Lies mir die nächste Gruppe vor. Das müssten Zahlen sein.“
    Ich nannte sie ihm, und er begann, die Zeilen des Textes zu zählen.
    Während er damit beschäftigt war, überlegte ich, dass ich mir das Buch aus leihen könnte, um die Botschaft auf dem Messer zu entziffern, das ich von Janco bekommen hatte. Irgendwann einmal wirst du die Bedeutung herausfinden. Von wegen! Janco würde bestimmt Augen machen, wenn ich schon bald mit der Lösung aufwarten konnte.
    Valek zählte die Zeilen ab und notierte einen Buchstaben auf einem unbenutzten Blatt. Nachdem er die Nachricht entschlüsselt hatte, saß er regungslos auf seinem Stuhl. Schließlich konnte ich meine Neugier nicht länger im Zaum halten und fragte: „Wer ist es?“
    „Rate mal“, antwortete er.
    Ich sah ihn bloß an. Ich war müde, hatte Katzenjammer und keine Lust auf Ratespiele.
    „Ich gebe dir einen Hinweis. Wer war am glücklichsten über den Wechsel? Wessen Name taucht in den merkwürdigsten Situationen immer wieder auf?“
    Schieres Entsetzen erfasste mich. Wenn dem Commander etwas geschähe, würde Brazell sein Nachfolger. Ich wäre wahrscheinlich der erste Punkt auf seiner Tagesordnung und würde kaum lange genug

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